Einblicke in das Leben saudischer Frauen
"Das Mädchen Wadjda" beschreibt das Leben und die Träume eines saudischen Mädchens aus Riad. Eine Frau zu sein, ist nicht leicht in manchen Teilen der arabischen Welt. Es gibt sehr viele Verbote. Die Frau hat sich dem Mann unterzuordnen und nach seinen Anweisungen zu handeln. In der Öffentlichkeit tritt sie nur verschleiert auf, in der sogenannten Burka, einer schwarzen Ganzkörperumhüllung, bei der nur die Augen zu sehen sind. Männer genießen dagegen viel mehr Rechte. Manches davon wirkt auf uns Europäer sehr befremdlich. So ist es einem Mann beispielsweise erlaubt mit bis zu vier Frauen verheiratet zu sein - gleichzeitig! Eine Frau dagegen gehört (!) nur einem Mann, sie darf nicht einmal mit Männern auf der Straße sprechen.
Anhand der Mutter des Mädchens Wadjda wird die Lage der Frauen verdeutlicht: Jeden Tag muss sie sich sehr weit zur Arbeit fahren lassen, weil ihr Mann nicht erlaubt, dass sie mit anderen Männern zusammen arbeitet. Zudem befürchtet sie, dass ihr Mann ein zweites Mal heiraten möchte.
Ein außergewöhnliches Mädchen
In dieser frauenfeindlichen Welt lebt Wadjda. Sie ist ein ganz besonderes Mädchen. Mit ihrer Art eckt sie oft an. Ständig muss sie in der Mädchenschule zur Direktorin. Dabei ist sie sehr schlau und weiß sich stets zu helfen. Sie ist bloß etwas unangepasst, was in ihrer Religion gar nicht gern gesehen wird. Sie vernachlässigt gern die Verschleierung, spielt mit dem Nachbarsjungen, hört im Radio englischsprachige Rockmusik, trägt ausgelatschte Turnschuhe und widerspricht manchmal ihren Eltern.
All das wäre bei uns nicht schlimm – in Wadjdas Welt ist das jedoch unerhört- Die fröhliche, aufgeweckte Wadjda aber lässt sich nicht einengen und verfolgt einen großen Traum: Sie möchte unbedingt ein Fahrrad haben. Das Problem dabei ist, dass es Frauen untersagt ist, Fahrrad zu fahren. Nichts desto trotz schmiedet Wadjda Pläne, wie sie an das heiß ersehnte grüne Rad kommt, das sie jeden Tag auf dem Schulweg vor einem Laden stehen sieht. Da sie mit diesem Wunsch bei ihren Eltern auf Ablehnung stößt, muss sie selbst handeln und Geld für den Traum verdienen. Unerlaubterweise knüpft sie heimlich Armbänder und verkauft sie in der Mädchenschule.
Außerdem überbringt sie heimlich verbotene Liebesbotschaften. Doch ihr Handeln fliegt auf. Sie muss eine neue Möglichkeit finden, an Geld zu gelangen. Daher meldet sich Wadjda für den Koran-Wettbewerb in der Schule an, für den ein Preisgeld ausgelobt wurde. Dafür muss sie etliche Kapitel aus dem Koran, also der Bibel für Muslime, auswendig lernen, in perfekter Intonation wiedergeben und dann auch noch Fragen dazu beantworten. Ob ihr das gelingt? Wird sie am Ende tatsächlich das Geld für ein Fahrrad zusammen bekommen und falls ja: Wird sie es auch fahren dürfen?
Fazit
Ein sehr gelungener Einblick in die Welt eines saudischen Mädchens. Der Film ist anrührend, unterhaltsam und manchmal zum Schmunzeln. Man lernt viel über die arabische Kultur und entdeckt hin und wieder Überraschendes. Hättet ihr gewusst, dass es ein Konsolenspiel à la "Wer wird Millionär" gibt, dass sich nur um den Koran dreht? Zugleich gibt der Film ein wenig Hoffnung. Wenn mehr Mädchen so wären wie Wadjda und mehr Rechte für sich einforderten, könnte das Leben der Frauen in Riad in Zukunft vielleicht anders aussehen.
Der Film spricht die Probleme der saudischen Frauen an, ohne sie zu sehr zu dramatisieren. Trotzdem ist es keine leichte Kost. Man sollte sich vorab mit der Thematik auseinandersetzten. Der Film beschert einerseits Glücksgefühle, doch andererseits stimmt er einen auch sehr nachdenklich.