Ähnelt dein Leben dem von Wadjda, dem Mädchen, das du im Film spielst?
Waad Mohammed: Ja, mein Leben ähnelt dem von Wadjda in vielerlei Hinsicht.
Wie sieht deine Schule aus? Ist sie auch wie die Schule im Film?
Waad Mohammed: Meine Schule ist ganz anders, als die Schule im Film. Denn es ist eine Privatschule, die nach dem amerikanischen System gestaltet ist. Ich wollte unbedingt Englisch lernen, deshalb gehe ich auf diese Schule.
Wie haben deine Familie und Freunde darauf reagiert, dass du in dem Film mitspielst?
Waad Mohammed: Meine Familie hat sich erst etwas Sorgen gemacht, dass ich schauspielern werde. Aber als sie den Film dann sahen, waren sie begeistert davon, wie ich spiele. Und sie waren glücklich, dass ich in dem Film mitmachen konnte. Meine Freunde und Klassenkameraden wollten mir nicht glauben, dass ich in einem Film mitspiele. Das hat mich sehr traurig gemacht. Aber ich habe ihnen gesagt, dass ich es ihnen zeigen werde. Dann fing ich an, die ersten Interviews zu geben. Und als meine Schulkameraden den Film selbst sahen, glaubten sie mir schließlich doch.

Wie kam es, dass du zum Casting gegangen bist?
Waad Mohammed: Ich habe schon öfter in kleinen Theatern gesungen, getanzt und ein wenig geschauspielert. Von einem Freund erfuhr ich dann von dem Casting. Er meinte, ich solle hingehen und vorsprechen, vielleicht würden sie mich ja auswählen. Ich bin dann mit meiner Mutter dort hingegangen. Da warteten so viele andere Mädchen, die sich unterhalten haben und feststellten, dass sie alle für dieselbe Rolle vorsprechen wollten. Ich war mir sicher, dass ich diese Rolle nie bekommen würde. Meine Mutter hat mich aufgemuntert. Sie sagte, dass ich die Rolle auf jeden Fall bekommen würde, weil sie nicht wollte, dass ich mich schlecht fühle.
Ich trage gerne Jeans und Turnschuhe und als ich reinkam, trug ich meine Haare offen und Kopfhörer um den Hals, weil ich gerade Justin Biber gehört habe. Das hat die Regisseurin dann überzeugt, weil sie genau jemanden wie mich gesucht hat. Ich komme zwar aus Riad, kenne aber die westliche Kultur durch meine Schule ganz gut.
Im Film ist es Wadjdas größter Wunsch, das grüne Fahrrad zu bekommen und damit fahren zu lernen. Konntest du schon Radfahren oder musstest du es für den Film extra lernen?
Waad Mohammed: Schon seit ich klein bin, habe ich immer mit Fahrrädern und Fußbällen und so etwas gespielt, weil ich meistens mit Jungs unterwegs war. Meine Familie ist lockerer als andere und stellt nicht so strenge Regeln auf.
Was ist dein größter Wunsch?
Waad Mohammed: Das klingt vielleicht lächerlich, aber ich möchte gerne einmal Erfolg haben. Ich will die Schule gut beenden und vielleicht einmal mit der Schauspielerei mein Geld verdienen.
Du trägst ja gerade keinen Schleier im Gegensatz zu Wadjda, die im Film meistens verschleiert ist. Verhüllst du dich sonst auch nicht oder ist das nur jetzt ausnahmsweise in Deutschland so?
Waad Mohammed: Noch bin ich so jung, dass ich nicht unbedingt einen Schleier tragen muss. Ich habe mich nur im Film verhüllt. Ich darf selbst entscheiden, ob ich einen Schleier tragen möchte oder nicht. Wenn ich erwachsen bin, muss ich in der Öffentlichkeit einen Schleier tragen, das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Aber früher mussten Frauen das ganze Gesicht verschleiern, heute nur noch die Haare verdecken.
Du bist gerade zum ersten Mal in Deutschland. Gefällt es dir hier?
Waad Mohammed: Ja. Das Wetter und Klima ist toll und dass alles so grün ist. Und vor allem die Freiheit gefällt mir hier sehr gut!
Der Film zeigt die Situation der Frauen in Saudi-Arabien. Was wollten Sie mit dem Film erreichen?
Haifaa al-Mansour: Ich wollte in erster Linie eine interessante Geschichte erzählen. Natürlich wollte ich auch über meine Welt sprechen, darüber die Rechte der Frauen zu stärken. Aber hauptsächlich ging es mir darum, eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen, die Spaß macht und die Zuschauer inspiriert. Ich wollte einfach erreichen, dass Menschen den Film sehen und genießen. Kindern soll der Film zeigen, dass sie ihr Potential nie unterschätzen sollten und Träume haben sollen.
Wie denken Sie, werden arabische Männer auf ihren Film reagieren?
Haifaa al-Mansour: Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht, ob eine Frau oder ein Mann diesen Film sieht. Ich denke, es geht vielmehr darum, ob jemand offen für so etwas ist oder nicht. Es geht um den Hintergrund, den die Leute haben, nicht um ihr Geschlecht. Es gibt so viele Männer, die die Rechte der Frauen in Saudi-Arabien leidenschaftlich verteidigen.