Darum geht’s:
Carag hat eine besondere Gabe: Der Junge kann sich von einem Puma in einen Menschen und zurück verwandeln! Er stammt aus einer Familie, die als Pumas in der Wildnis der US-amerikanischen Rocky Mountains lebt. Nachdem er sie verlassen hat, landet er auf einer Schule nur für Woodwalkers – allesamt Tier-Mensch-Verwandlerinnen und -Verwandler. Schnell freundet er sich mit Holly an, die manchmal Rothörnchen-Gestalt annimmt. Auch Brandon, eigentlich ein Bison, wird ein guter Kumpel. Und dann ist da noch die stille Lou, eine Wapiti-Hirschkuh. Zusammen wehren sie sich gegen die fiesen Woodwalker-Wölfe. Und gegen Andrew Milling, einen weiteren Puma-Woodwalker. Dieser hasst die Menschen und plant einen Angriff gegen sie. Wird es Carag und den anderen gelingen, ihn zu stoppen?

So laufen die Dreharbeiten
Aus dem Wald heult es. Ein schauriges, Gänsehaut-produzierendes „A-huuuu“ wallt durch die Bäume, immer wieder. Ein Wolf. Und er ist ganz in der Nähe. Doch die Filmcrew, die da am Waldrand ihr Lager aufgeschlagen hat, gerät kein bisschen in Panik. Rund 30 Leute wuseln weiter durcheinander. Sie wissen ja: Lubine, die Wölfin, die da heult, ist handzahm und gehorcht der Tiertrainerin Katja Elsässer aufs Wort.
Für Wildsein ist auch keine Zeit, jetzt und hier. Denn in den Wäldern bei Eurasburg, ganz in der Nähe des Starnberger Sees, finden an diesen Spätsommertagen die Dreharbeiten für „Woodwalkers“ statt. Sechs Bücher über die rasanten Abenteuer mit den Figuren, die zwischen Tier- und Menschengestalt wechseln können, hat Autorin Katja Brandis schon geschrieben. Nun sollen drei Kinofilme daraus entstehen. In den Hauptrollen: Menschen und – klar! – jede Menge Tiere. Pumas, Adler, Falken, Wölfe. Das Filmset gleicht einem Zoo.
An diesem Tag im Wald, einem von drei Drehorten, ist also Wölfin Lubine im Einsatz. Sie steht in einer Schlucht auf einem Felsen. Im Film findet hier eine geheime Konferenz der Woodwalkers statt. Lubine muss darum ihren Kopf zuerst nach rechts drehen, dann wieder nach vorn und zum Schluss über ihre Schulter nach hinten. Doch Lubine hält sich nicht ans Drehbuch – und steht einfach nur herum. „Lubine, Lubine, schau hier!“, ruft Tiertrainerin Katja Elsässer aus der einen Richtung. Aus der anderen Richtung klatscht Elsässers Assistentin laut in die Hände. Die Filmcrew gibt alles, um die Aufmerksamkeit von Lubine zu erhaschen. Gar nicht so einfach. Sie ist mit 14 Jahren schon eine betagte Wolfsdame – und etwas schwerhörig.

Tiertrainerin Katja Elsässer hat die offizielle Erlaubnis, jedes Tier der Welt zu halten und für Filmaufnahmen zu trainieren. Um diese Genehmigung zu erhalten, hat sie jahrelang in den verschiedensten Tierberufen gearbeitet – im Zoofachhandel, in einer Auffangstation für Wildtiere, auf der Trabrennbahn mit Pferden. Heute lebt Katja Elsässer auf einem großen Hof im norddeutschen Bleckede – zusammen mit etlichen Tieren.

Doch all ihre Erfahrung bringt gerade nichts. Egal, wie sehr Katja Elsässer und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer um sie herum auf sie einreden, sich mit Rufen bemerkbar machen: Lubine guckt unbeeindruckt geradeaus – als würde sie denken: „Was wollt ihr von mir?“ Doch dann, nach langen Minuten, als niemand mehr daran glaubt, dreht die Wölfin ihren Kopf majestätisch nach rechts ab. Und kurze Zeit später interessiert es sie dann auch noch, was hinter ihr veranstaltet wird, und sie dreht den Kopf dorthin. „Gut gemacht, Lubine!“, lobt Katja Elsässer.
Die Tiertrainerin ist erleichtert: „Auf einem Filmset ist es sehr hektisch. Das bedeutet für die Tiere natürlich auch Stress“, sagt Elsässer. Dazu kommt: Die Filmcrew hat oft besondere Wünsche, will zum Beispiel eine Szene gern mehrmals drehen. „Da ist es auch meine Aufgabe als Tiertrainerin zu sagen: Stopp, es reicht. Wir wollen die Tiere nicht überfordern. Sie sollen ja auch beim nächsten Filmdreh wieder gern mitfahren und mitmachen.“

Tatsächlich geht es am Filmset zu wie in einem Bienenstock. Für einen Kinofilm wie die „Woodwalkers“ braucht es nämlich jede Menge Personal: neben tierischen auch menschliche Schauspielerinnen und Schauspieler wie Emile Chérif und Sophie Lelenta, die die Kinderhauptrollen übernehmen (lest dazu die Interviews). Dazu Regisseur Damian John Harper, der ihnen Anweisungen gibt. Drei große Kameras stehen um ihn herum. Die Kameraleute schauen hindurch wie durch Ferngläser und drücken verschiedene Knöpfe, um das bestmögliche Bild aufzunehmen. Von oben ragt ein langes, an einem Stecken befestigtes Mikrofon in die Szene. Damit nehmen die Tontechniker und Tontechnikerinnen das Gesagte und Umgebungslaute auf.

Und dann gibt es noch Katharina Forcher. Sie ist Kostümbildnerin. Das heißt: Alles, was die Schauspielerinnen und Schauspieler im Film anziehen, hat sie ausgesucht, manchmal sogar selbst geschneidert. Bei „Woodwalkers“, wo 18 Kinder mitspielen, ist das eine besondere Herausforderung: „Kinder wachsen ja ständig. Darum haben wir alles in dreifacher Ausführung kaufen müssen“, sagt Forcher. Für Emile Chérif, der im Film die Hauptfigur Carag spielt, hat sie etwa gleich drei Paar Sneaker gekauft, von Größe 40 bis 42 – damit der Schuh nie drückt, wortwörtlich!
Am Nachmittag hat Lubine endlich Feierabend. Katja Elsässer führt sie aus dem Menschentrubel und wirft der Wölfin zur Belohnung rohe Fleischstücke zu, die Lubine gierig verschlingt. Noch am Abend wird es für sie weitergehen. In einem eigens gebauten Spezialtransporter fährt sie zum nächsten Drehort, nach Südtirol. Ihre tierischen Kollegen und Kolleginnen folgen – auf ihre Weise. Denn jedes Tier habe spezielle Vorlieben, erzählt Katja Elsässer. „Für Simone, unseren Uhu, haben wir eine Vorrichtung auf dem Hintersitz des Autos gebaut“, sagt sie. Denn Simone schaut während der Fahrt am liebsten zum Fenster raus – und beobachtet die vorbeirauschenden Autos.
Carag im Interview

Emile Chérif spielt Carag
GEOlino: Emile, wie fühlt es sich an, einen Woodwalker zu spielen?
Emile Chérif: Es ist voll cool. Carag kann sich ja in einen Puma verwandeln, das gefällt mir. Denn Pumas waren schon vor dem Film meine Lieblingstiere, weil sie stark und trotzdem elegant sind.
Welche Szenen haben dir bisher am meisten Spaß gemacht?
Immer die, in denen viele Leute mitspielen.
Wie aufgeregt bist du vor den Dreharbeiten?
Sehr! Ich habe ja schon vor den Woodwalkers in Filmen mitgespielt, aber ein Kinofilm ist noch mal etwas ganz anderes.
Dreharbeiten kosten viel Zeit. Wie managst du das mit der Schule?
Viele Drehtage waren in den Sommerferien. Ich habe also eigentlich gearbeitet, während meine Freunde Urlaub gemacht haben. (Lacht.) Den später verpassten Stoff musste ich nachholen.
Hast du ein Vorbild?
Tom Holland, der den Spider-Man in den Marvel-Superheldenfilmen spielt.
Lou im Interview

Sophie Lelenta spiel Lou
GEOlino: Sophie, du spielst ein Wapiti. Ist das auch dein Lieblingstier am Set?
Sophie Lelenta: Ich mag die Wapitis sehr. Aber Wölfe sind schon cooler.
Wie verlief das Casting, in dem du als Schauspielerin ausgewählt wurdest?
Ich war voll aufgeregt. Vor allem, weil ich Ewigkeiten warten musste, bis ich eine Rückmeldung erhielt. Ich habe versucht, mir nicht zu viele Hoffnungen zu machen. Und dann hat es doch geklappt!
Schauspielerei bedeutet viel Auswendiglernen. Wie schaffst du das?
Den Text mit anderen üben! Damit man wirklich weiß, wie es ist, das zu jemandem zu sagen.
Du reist als Schauspielerin viel herum. Wie gefällt dir das?
Ich finde es sehr cool, so viele neue Orte kennenzulernen. Am besten hat es mir beim Dreh in den Sandhöhlen im Harz gefallen.