"Das Eis sieht immer wieder anders aus"

Heinz Vonderthann kennt die Schellenberger Eisöhle wie seine Westentasche – schließlich wurde er schon mit zehn Jahren zum Fan und hat sich seitdem intensiv mit der Höhle beschäftigt. Sie liegt in den Berchtesgadener Alpen und ist die einzige für Besucher zugängliche Eishöhle Deutschlands

Herr Vonderthann, Sie kennen die Schellenberger Höhle, seit Sie zehn sind. Welche Temperaturen haben Sie dort schon erlebt?

Bei einem Besuch sollte man sich auf jeden Fall warm anziehen: Selbst im Sommer ist es bis zu minus acht Grad kalt! Im Winter sind es bis zu minus 30 Grad – aber da kann die Höhle wegen des Schnees meist nicht besucht werden.

Warum ist es dort so frostig?

Weil die Höhle in 1570 Meter Höhe liegt. Im Innern bleiben die Temperaturen fast immer unter Null, so dass durch Löcher und Spalten einsickerndes Schmelzwasser gefriert. So bilden sich Eisformationen. Das funktioniert natürlich nur in Ländern, wo es einen richtigen Winter mit Schnee im Gebirge gibt. Ganz besonders viele Eishöhlen finden sich in Tschechien, Rumänien, Österreich, Deutschland, der Slowakei und der Schweiz. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Eishöhlen wie in Ost- und Mitteleuropa!

Weiß man denn, wie alt die sind?

Die Höhlen sind vor Millionen von Jahren entstanden. Aber wie alt das Eis ist, ist schwer zu sagen. Wir haben in der Schellenberger Höhle einige Pollen aus dem Eis geschnitten und untersuchen lassen. Die waren 3000 Jahre alt – also sind sie vor 3000 Jahren im Eis eingefroren. Das Eis selbst dürfte an dieser Stelle ein ähnliches Alter haben.

Was fasziniert Sie persönlich an Eishöhlen?

Die verschiedenen Eisfiguren: Da gibt es hauchdünne Vorhänge aus Eis, und die Farben reichen von hellgrün bis tiefblau. Manchmal ist das Eis glasklar und man kann bis zu einen Meter hinein schauen. Außerdem verändert es sich ständig: Jedes Jahr sehen die Eisformationen ein wenig anders aus.

Das Interview führte Marike Frick.