Anzeige
Anzeige

Affen Orang-Utans: Mit der Säge kommt das Aus

Unter dem schrillen Singen der Kettensäge stirbt der Wald - und mit ihm seine Bewohner. Wilde Orang-Utans gibt es nur in den tropischen Regenwäldern Borneos und Sumatras. Doch ihr Lebensraum wird abgeholzt. Wohin mit den "Waldmenschen" ohne Wald? GEOlino erzählt von der Bedrohung der Orang-Utans und stellt euch einige derer vor, die gerettet werden konnten

Inhaltsverzeichnis

bedrohter Lebensraum

Affen: Wilde Orang-Utans leben in den tropischen Wäldern von Sumatra und Borneo in Indonesien. Doch Brandrodung und Holzeinschlag haben von ihrem Lebensraum kaum etwas übrig gelassen.
Wilde Orang-Utans leben in den tropischen Wäldern von Sumatra und Borneo in Indonesien. Doch Brandrodung und Holzeinschlag haben von ihrem Lebensraum kaum etwas übrig gelassen.
© Günther Edelmann

Der Wald schwingt, wenn ein Orang-Utan sich durch den Dschungel bewegt. Er schaukelt eine Weile an Ästen und Lianen, bevor er sich weiterhangelt. In den Wäldern auf Sumatra schießen gewaltige Bäume in den Himmel. Ihr indonesischer Name lautet beispielsweise "Bunga kupu-kupu". Der grüne Himmel ihre Kronen ist die Heimat von Orang-Utans.

Orang-Utans bauen sich jeden Abend ein Nest für die Nacht. Sie suchen sich einen dicken Ast, höher, als Tiger klettern, und verflechten dessen Zweige und Blätter. Die geschicktesten Tiere formen überdies ein Dach zum Schutz vor dem starken Tropenregen. Auf der Suche nach Nahrung - Früchten, Blättern, aber auch Insekten - ziehen sie in der Morgendämmerung weiter. Für die nächste Nacht bauen sie ein neues Nest. Das alte zerfällt.

Der Regenwald wird bald völlig abgeholzt sein

Doch bald wird es keine Baumwipfel mehr geben, in denen sich die Affen ihre Nester bauen könnten. 1993 lebten im Norden Sumatras rund 12 000 wilde Orang-Utans, 1999 waren es nur noch 6500. Jedes Jahr werden es 1000 Tiere weniger. Der Grund: Ihr Lebensraum stirbt unter den Kettensägen der Holzfäller. Experten sagen, dass die Tieflandregenwälder in Sumatra in drei Jahren völlig abgeholzt sein werden.

Viel Holz wird illegal geschlagen

Mehr als die Hälfte des Holzes wird illegal geschlagen. Es wandert in die großen Holzmühlen in der Umgebung und wird zu Papier oder Zellstoff verarbeitet, oder es wird außer Landes geschafft, in die USA, nach Japan, Taiwan, China und auch nach Deutschland. Für die indonesischen Holzfäller lohnt sich diese Arbeit viel mehr als das mühsame Anzapfen der Kautschukbäume. Etwa drei Euro verdient ein Holzfäller pro Tag, und das Geld bekommt er sofort auf die Hand.

Die abgeholzten Flächen werden dann in Plantagen verwandelt. Anstelle von Bäumen wachsen dort Akazien oder Ölpalmen. Der Regenwald hat keine Chance nachzuwachsen.

Reiche Militärs kaufen sich Orang-Utan Babys

Wo die Orang-Utans aus den abgeholzten Gebieten geblieben sind, weiß niemand. Weitergezogen in andere Wälder sind sie nicht. Forscher haben die Anzahl der Orang-Utan Nester gezählt: Es sind seither nicht mehr geworden. Wahrscheinlich sind die Affen zur Beute von Raubtieren oder von Menschen getötet worden. Wenn ein Holzfällertrupp ein Muttertier mit einem Säugling findet, wird die Mutter getötet, und das Baby landet auf dem Markt. Nur reiche Leute können es sich leisten, in Indonesien ein Orang-Utan Baby zu kaufen. Das sind vor allem die hohen Militärs. Deswegen ist der Besitz der Affen zwar verboten, wird aber trotzdem nicht bestraft.

Ein Schutzcamp für Orang-Utans

In Batumbelin, einem kleinen Dorf im Norden der indonesischen Insel Sumatra, wurde ein Schutzcamp für Orang-Utans eingerichtet. Das "Sumatran Orangutan Conservation Programme", kurz: SOCP, unterhält diese Station, die von der schweizerischen Stiftung PanEco und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt finanziert wird.

Auf den Seiten der Stiftung PanEco findet ihr weitere Informationen über das Projekt zum Schutz der Orang-Utans

Gerade noch gerettet

Affen: Weil sie Eier "gestohlen" hatte, wurden der Menschenäffin vier Finger abgehackt. Viele in Gefangenschaft lebende Orang-Utans werden als Erwachsene ausgesetzt oder getötet, um Platz zu schaffen für niedlichere Jungtiere.
Weil sie Eier "gestohlen" hatte, wurden der Menschenäffin vier Finger abgehackt. Viele in Gefangenschaft lebende Orang-Utans werden als Erwachsene ausgesetzt oder getötet, um Platz zu schaffen für niedlichere Jungtiere.
© Viviane Moos Holbrooke

Die Orang-Utans, die hier leben, wurden bei skrupellosen Tierhändlern beschlagnahmt, aus engen Käfigen befreit und Kindern abgenommen, die sie wie ein Spielzeug hielten. Was die rothaarigen "Waldmenschen" aushalten mussten, bevor sie hier Schutz gefunden haben, kann man nur ahnen. Zum Beispiel wenn man jene Äffin sieht, der vier Finger abgehackt wurden, nur weil sie genascht hatte, was für Menschen bestimmt war.

Training für die Wildnis

Im SOCP-Camp werden die befreiten Affen auf ihr Leben in der Wildnis vorbereitet. Vieles, was für ihre freilebenden Artgenossen selbstverständlich ist, müssen sie erst lernen. Die ersten entlassenen Orang-Utans begannen sofort, in die Bäume zu klettern - und stürzten ab wie nasse Säcke. Sie mussten erst den Unterschied lernen zwischen der Tragkraft einer dünnen Eisenstange und der eines schlanken Astes.

Schritt für Schritt

Zunächst entlässt man die Aussiedlungskandidaten nur zu kurzen Fußmärschen in der Nähe der Station. Allmählich wandern sie immer tiefer in den Regenwald, bis sie dort ihre Nahrung selber finden und früher oder später nicht mehr den Weg zurück zu den Menschen suchen.

Fotos von geretteten Orang-Utans

Auf den folgenden Seiten findet ihr Fotos von einigen der Affen, die zur Zeit im SOCP-Camp leben. In kurzen Texten erfahrt ihr deren Namen und was man über ihre Herkunft weiß.

Affen: Waikiki
Waikiki
© Ian Singleton

Waikiki war der erste Orang-Utan, den das Sumatra Orang-Utan Programm in Empfang nehmen durfte. Er ist mit ungefähr sechs Jahren ein junges männliches Tier und hat seit seiner Ankunft keine gesundheitlichen Probleme gehabt. Waikiki hat sich in seiner neuen Umgebung schnell eingewöhnt, er ist zugleich zutraulich und keck, liebenswürdig und gutmütig. Waikiki sucht gerne den spielerischen Kontakt zu anderen Orang-Utans und konnte schnell mit jüngeren Tieren zusammengebracht werden.

Riki ist im Allgemeinen ein friedliches Tier, das täglich mehr Selbstvertrauen gewinnt. Sie ist ein etwa sieben Jahre altes Weibchen. Riki könnte, wenn mit menschlichen Maßtäben gemessen würde, als der "intelligenteste" der Orang-Utans angesehen werden. Sie lernt sehr schnell und imitiert menschliches Verhalten. Das hat sie leider schon vor Jahren zu einer passionierten Raucherin gemacht. Riki bettelt auch, sie steht aufrecht auf zwei Beinen und gestikuliert und klatscht, bis sie bekommt, was sie will.

Affen: Riki
Riki
© Ian Singleton
Affen: Madu
Madu
© Ian Singleton

Madu ist ein männlicher, etwa 8 Jahre alter Orang-Utan. Er ist ein ziemlich dominantes Tier mit einer individuellen Persönlichkeit. Madu hat keine schlechten Absichten, er spielt nur gerne und ist dann etwas ungestüm. Als er mit den etwa gleich großen anderen Orang-Utans zusammen gebracht wurde, war er sichtlich froh, endlich in Gesellschaft von Gefährten zu sein, die ihm gewachsen waren.

Der 7-jährige Roma ist ein männlicher Orang-Utan, den man uns aus einem Haus nahe beim Zoo von Medan brachte, wo er zusammen mit Santi, einem etwa gleichaltrigen Weibchen, gefangen gehalten wurde. Roma ist sichtlich auf der Hut vor Menschen. Roma und Santi hängen aneinander und sind deshalb zusammen untergebracht. Obwohl Roma etwas größer ist, ordnet er sich Santi unter. Sie spielen manchmal miteinander und wenn die beiden in den nächsten Monaten mit anderen Orang-Utans zusammengebracht werden, sollte Roma damit keine Probleme haben.

Affen: Roma
Roma
© Ian Singleton
Affen: Santi
Santi
© Ian Singleton

Die etwa 7 Jahre alte Santi ist im Vergleich zu anderen sehr dunkel rot behaart, sieht aber trotzdem wie ein Sumatra-Orang-Utan aus. Sie ist aus einem Privathaus in der Nähe des Zoos von Medan zu uns gekommen, wo sie zusammen mit Roma, einem etwa gleichaltrigen Männchen, gefangen gehalten wurde. Roma und Santi hängen aneinander; sie sind zusammen untergebracht, weil Santi im Umgang mit anderen Orang-Utans ihre eigene Art hat. Santi wirkt "ernsthaft" und ist sehr vorsichtig um Menschen herum, was auf schlechte Behandlung in der Vergangenheit hindeutet.

Bobby, männlich, ist ein etwa 3 bis 4 Jahre junger Orang-Utan. Bei seiner Ankunft war er sehr introvertiert und misstrauisch, sichtlich auf der Hut vor Menschen, wollte allein gelassen werden und klammerte seine Füße zusammen. Immer noch hält sich Bobby gerne an etwas fest und neigt dazu, vor- und zurückzuschaukeln, wenn er sich ängstigt. Vermutlich wird er dieses Verhalten im Laufe der Zeit ablegen, wenn er lernt, Menschen und anderen Orang-Utans zu vertrauen.

Affen: Bobby
Bobby
© Ian Singleton
Affen: Rimba
Rimba
© Ian Singleton

Rimba, weiblich, ist mit etwa einem Jahr das erste Orang-Utan Kind, das unser Programm aufgenommen hat. Sie ist ein verspieltes und zutrauliches Wesen wie die meisten Orang-Utans ihres Alters. Rimba ist ein kleiner Schlingel - dafür sind Orang-Utans Kinder ihres Alters bekannt. Es ist jedoch klar, dass sie viel Zeit allein verbracht hat, während sie in der Wildnis noch Tag und Nacht in nächster Nähe ihrer Mutter gewesen wäre. Dass sie ein ehemaliges "Haustier" ist, macht es aber auch relativ leicht, sie hier großzuziehen. Rimba hat ihren eigenen Pfleger, da sie zu klein ist, um ohne eine "Mutterfigur" zu sein.

Frankie, männlich, 12 Jahre alt, war dem SOCP schon länger bekannt. Er hatte seit Oktober 2001 in der Quarantäne von Cengkareng, Jakarta, gewartet, bis die neue SOCP-Quarantäne in Batu Mbelin fertig gebaut war. Frankie ist ein starkes und gesundes, gutmütiges und freundliches Tier, überhaupt nicht ängstlich und verträgt sich auch gut mit den anderen Tieren.

Affen: Frankie
Frankie
© Ian Singleton
Affen: Desi
Desi
© Ian Singleton

Desi ist ein gesunder junger weiblicher Orang-Utan. Sie ist vier Jahre alt und lebt in der Wiederansiedlungsstation. Die indonesische Naturschutzbehörde KSDA konfiszierte sie als eines von zwei Tieren in Bandung von einem Obersten der Armee und brachte sie für einige Zeit in den Zoo von Bandung.

Zusammen mit ihrem Gefährten Chitos ist sie nun dem Orang-Utan Schutzprogramm übergeben und in die Quarantäne Batu Mbelin gebracht worden, um sie für eine spätere Auswilderung vorzubereiten. Desi ist eher zierlich. Sie hat es gern, wenn sie viel Aufmerksamkeit bekommt.

Affen: Chitos
Chitos
© Ian Singleton

Chitos (männlich) ist ein gesunder, zwölfjähriger Orang-Utan. Er war als eines von zwei Tieren in Bandung bei einem Obersten des Militärs gefangen gehalten worden. Durch die indonesische Naturschutzbehörde KSDA wurde er dort konfisziert und für einige Zeit in den Zoo von Bandung gebracht.

Jetzt ist er, wie seine Gefährtin Desi, dem Sumatra Orang-Utan Schutzprogramm übergeben worden und lebt in der Quarantäne von Batu Mbelin, bis er sich in einer Gruppe mit weiteren Tieren integriert und mit ihnen ausgewildert werden kann. Chitos hat einen sehr liebenswürdigen Charakter, ist ruhig und freundlich.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel