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Machte Gott den Wal am vierten Tag?
Vor kurzem sprach eine Ministerin, die in Hessen für die Kultur und die Schule zuständig ist, von "erstaunlichen Übereinstimmungen" zwischen der Evolutionslehre und der Schöpfungsgeschichte der Bibel. Dafür erntete sie viel Kritik. Warum? Ganz einfach: Weil die Lehre des legendären Biologen Charles Darwin und die Darstellung im Alten Testament überhaupt nicht übereinstimmen. Deswegen wurde der Engländer Darwin, der "Erfinder" der Evolutionstheorie, zu seiner Zeit schon heftig angegriffen. Die Bibel in Frage stellen, darf man das?
Charles Darwin beschäftigte die Frage, wie all die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten entstanden sein könnten, die die ganze Welt bevölkern. Er mochte nicht recht glauben, dass alle Arten, auch der Mensch, von Gott erschaffen worden waren, so, wie wir sie heute kennen. Darwin wusste zwar noch nichts von Genen, oder wie die Vererbung genau funktioniert. Aber er war sich sicher: Arten entstehen ganz allmählich, über Jahrtausende und Jahrmillionen hinweg. Diesen Prozess nannte er Evolution (von lateinisch evolvere, sich entwickeln).

Machte Gott den Wal am vierten Tag der Schöpfung?

Die Kirchenleute protestierten. Sie meinten, dass Darwin mit seiner Lehre der Bibel widersprach. Denn in der Bibel steht ja, dass Gott am vierten Tag der Schöpfung viele der heute bekannten Tierarten in die Welt setzte: "Gott schuf große Walfische und alles Getier ... und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art." (1. Buch Mose) Und später schuf er dann eben den Menschen. Das sah Darwin anders: Er war überzeugt, dass Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben - was viele Christen auf die Palme brachte. Affen und Menschen verwandt? Niemals!
Und der Wal? Heute wissen wir, dass die Wale ursprünglich Landtiere waren, die einen neuen Lebensraum, die Ozeane, für sich entdeckt haben. Und das schon vor vielen Millionen Jahren.
Ist die Erde erst 6000 Jahre alt?
Inzwischen haben sich die Wogen etwas geglättet. Sogar der Papst ist grundsätzlich mit der Evolutionstheorie von Darwin einverstanden. Doch vor allem in Amerika gibt es auch heute noch Leute, so genannte Kreationisten (englisch creation = Schöpfung), die über Darwins Lehre nur den Kopf schütteln. Im amerikanischen Bundesstaat Ohio gibt es sogar ein Kreationisten-Museum: Das "Creation Museum" zeigt unter anderem 70 Modelle von Dinosauriern. Dazu gibt es die Information, dass Gott die Dinos, wie die anderen "Tiere des Feldes", am sechsten Tag der Schöpfung machte. Nicht früher und nicht später. Denn so steht es in der Bibel.
In dem, was genau Kreationisten glauben, gibt es große Unterschiede. Manche Kreationisten nehmen die Bibel ganz wörtlich und glauben, dass die Erde und alles Leben vor nicht allzu langer Zeit erschaffen wurde. Am 23. Oktober 4004, um genau zu sein. Natürlich 4004 vor Christi Geburt. Das Datum steht zwar nicht in der Bibel, aber es lässt sich aus den Bibel-Texten herleiten, meinen sie.
Kreationisten, die die Bibel nicht ganz so wörtlich nehmen, lassen der Schöpfung etwas mehr Zeit. Allen gemeinsam ist, dass sie die Evolutionstheorie von Darwin ablehnen und glauben, dass Gott alles geschaffen hat. Oder zumindest seine Hand im Spiel hatte.
Die Kreationisten wollen mit ihrer Botschaft möglichst viele Menschen erreichen. Darum setzen sie sich dafür ein, dass die biblische Schöpfungslehre auch im Biologieunterricht behandelt wird. Besonders in Amerika. Dort wurden sogar schon Seiten in Schulbüchern zusammengeklebt oder entfernt, die die Evolution behandeln.
Doch so weit sind wir in Deutschland noch nicht. An den allermeisten Schulen wird peinlich darauf geachtet, die Religion im Religionsunterricht und die Wissenschaft im Biologieunterricht zu behandeln. Auch wenn die Kultusministerin von Hessen das nicht gut findet.