Manchmal muss ein Erfinder sein Ziel aus den Augen verlieren. Hätte Professor Stephen Burkinshaw nämlich seine Idee nicht einfach einmal ins Gegenteil verkehrt, wäre ihm sein Geniestreich wohl nie gelungen: eine Waschmaschine, die fast ohne Wasser wäscht.
Burkinshaw ist eigentlich Farbstoff-Experte. An der Universität von Leeds in Großbritannien erforscht er, wie Farben auf Pullis, Hemden und Socken beim Waschen erhalten bleiben, Kakao- und Soßenflecken jedoch verschwinden. Kaum ein anderer Chemiker weiß so genau, an welcher Faser welche Farbe haftet und welche sich auf keine Verbindung einlässt. Extrem anhänglich ist beispielsweise die Kunstfaser Nylon: Nicht nur Farbstoffe zieht sie magisch an, auch auf Stoffe verschiedenster Art wirkt sie wie ein Magnet.

Das brachte Burkinshaw auf eine Idee: Wenn Nylon-Teilchen alles Mögliche anziehen, könnten sie vielleicht auch in der Lage sein, Schmutz zu binden. Der Wissenschaftler verlegte also kurzerhand den Schwerpunkt seiner Forschungen vom Färben auf das Säubern von Textilien. Er begann an einer Waschmaschine zu werkeln. Statt mit Wasser und Waschmittel traktierte er die Dreckwäsche mit Nylon-Teilchen. Und tatsächlich: Die Winzlinge saugten den Schmutz förmlich auf!
Der Professor staunte. Das, was ihm da gelungen war, könnte in Zukunft wahnwitzige Wassermassen einsparen. Selbst sparsamste moderne Maschinen verschleudern pro Waschgang rund 50 Liter Wasser - für fünf Kilogramm Klamotten. Zum Vergleich: 50 Liter braucht man, um ein großes Bierfass zu füllen. Ganz ohne Wasser funktioniert Burkinshaws Erfindung allerdings nicht - beziehungsweise mit funktioniert sie besser. Denn in feuchtem Zustand ziehen die Nylon-Teilchen den Dreck nicht nur an, sondern nehmen ihn sogar in sich auf. Die benötigte Wassermenge ist aber viel geringer. Burkinshaws Maschine braucht nur zehn Prozent einer normalen, für die fünf Kilogramm also gerade einmal fünf Liter. Waschmittel kann man sich ebenfalls sparen, und den Trockner noch dazu: Denn die Klamotten kommen allenfalls klamm aus der Maschine, nie nass.
Solch ein Wunderwäscher sollte in jedem Haushalt stehen! Das findet auch Burkinshaw. Allerdings ist es vom Labor bis in die Läden ein weiter Weg. Und sehr viel Arbeit. Die können Burkinshaw und seine Leute von der Uni nicht allein machen. Deshalb wurde 2007 eine Firma namens Xeros gegründet. Mit dem Wissen des Professors wird seitdem an der Super-Waschmaschine getüftelt: Ingenieure führen Versuche mit den verschiedensten Chemikalien und Maschinenarten durch; sie testen, ob die Nylon-Teilchen Textilien wie Baumwolle, Leinen oder Wolle von Flecken wie Ketchup, Rotwein und Currysoße befreien.
Wenn alles nach Plan läuft, bringt Xeros das brandneue Modell noch dieses Jahr zur „Marktreife“. Das bedeutet, dass es fehlerfrei läuft und verkauft werden kann. Dabei konzentrieren sich die Entwickler erst einmal auf große Maschinen, die von professionellen Wäschereien benutzt werden. Bis eure Eltern sich die sparsamen Waschmaschinen für zu Hause anschaffen können, dauert es wohl doch noch etwas.



Übrigens: Das Ganze ist streng geheim, damit kein Konkurrent die Idee klaut. Deshalb hat uns der Xeros-Chef nicht mal erlaubt, einen klitzekleinen Blick in die Labore zu werfen oder ein einziges Foto zu schießen. Aber er hat uns immerhin erklärt, wie die Erfindung funktioniert. Und dass es für einen Forscher wichtig ist, auch einmal ungewöhnliche Wege zu gehen.