Spartacus: Der Gladiator
Spartacus kann nicht mehr. Die Sonne brennt, Schweiß rinnt dem jungen Mann in Bächen den Körper hinab, und endlos prasseln die Hiebe seines Gegners auf ihn ein. Doch auch wenn er fast umfällt vor Erschöpfung: Er muss weiter sein Schwert schwingen und die Attacken abwehren. Denn Spartacus ist ein Gladiator – und ein Sklave.
Hier im ludus, der Gladiatorenschule, werden er und die anderen Männer als Gefangene gehalten. Jeden Tag müssen sie mit Holzschwertern in der Gluthitze trainieren. Und schon bald könnte der nächste Kampf in der Arena anstehen. Mit echten Waffen.
Spartacus stammt wohl ursprünglich aus Thrakien, einer Region, die heute in Bulgarien, Griechenland und der Türkei liegt. Wie er in Gefangenschaft geriet, wissen wir nicht genau. Hat er als Soldat gegen die Römer gekämpft und wurde dann gefangen genommen, als Sklave verkauft und in die Gladiatorenschule gebracht? So enden jedenfalls viele Kriegsgefangene: als Frischfleisch für die Kampfspiele auf Leben und Tod, die die Römer so sehr lieben.
Als Spartacus in dieser Nacht auf seinem Barackenlager liegt, hört er die anderen Gefangenen aufgeregt miteinander flüstern. "Habt ihr es auch mitbekommen? Einer der Neuen hat sich das Leben genommen. Er hat sich einfach den Stab mit dem Schwamm, mit dem wir uns auf der Latrine abputzen, in den Hals gestoßen. Furchtbar! Doch selbst dieser elende Tod war ihm wohl lieber als das elende Leben hier!"
Obwohl er bis auf die Knochen erschöpft ist: Nach dieser Geschichte kann Spartacus nicht mehr schlafen. Unruhig wälzt er sich herum. Ein Gedanke, der ihm schon oft gekommen ist, lässt ihm keine Ruhe: Warum erdulden die Sklaven ihr hoffnungsloses Schicksal? Warum tun sie sich nicht zusammen, um gemeinsam für ihre Freiheit zu kämpfen?
Aufstand der Gladiatoren
Bald darauf schreckt eine Nachricht Roms Senatoren auf: In einem ludus in Capua im Süden der italienischen Halbinsel sind Dutzende Männer mit Bratenspießen und Küchenmessern auf die Wachen losgegangen. Unglaublich, mehr als 70 von ihnen konnten entkommen – und nun tragen sie auch noch richtige Waffen. Ihr Anführer: ein gewisser Spartacus.
Die entlaufenen Gladiatoren plündern Dörfer, immer mehr Sklaven aus der Umgebung schließen sich ihnen an. Zusammen ziehen sie zum Vesuv. Der berüchtigte Vulkan, der rund 150 Jahre später die Städte Pompeji und Herculaneum unter Asche und Lava begraben wird, ist zu dieser Zeit ein friedlicher, grüner Berg. Im Krater des schlafenden Vulkans lässt Spartacus seine Männer ein Lager aufschlagen.
Ein Fehler? Um die Ordnung wiederherzustellen, schickt der römische Senat eine Truppe von 3000 Mann in den Süden. Am Vesuv angekommen, blockieren die Legionäre den einzigen Zugang zum Krater – und warten. Ihre Überlegung: Früher oder später werden sich die entlaufenen Sklaven ergeben. Irgendwann muss ihnen schließlich das Essen ausgehen.
Doch Spartacus ist clever: Während die Soldaten unten ausharren, knüpfen die Männer oben aus Weinranken lange Strickleitern und lassen sich unauffällig an einer scheinbar unüberwindbaren Felswand hinab. Dann greifen sie die überraschten Soldaten von hinten an und schlagen sie in die Flucht.

Spartacus' Heer wächst
Was für ein Triumph! Die Nachricht vom Erfolg des Aufstands verbreitet sich rasch: Immer mehr Sklaven wollen mitmachen. Und von ihnen gibt es unzählige im Römischen Reich! Ihr Alltag unterscheidet sich jedoch sehr. Am besten haben es die Sklaven in den Haushalten: Sie arbeiten zum Beispiel als Diener, Lehrer, Musiker, Ärzte oder Kindermädchen.
Zwar sind auch sie dem Willen und den Launen ihrer Herren ausgeliefert, wegen ihrer Fähigkeiten gelten sie jedoch als kostbar. Daher werden sie meist halbwegs fair behandelt. Und sie haben sogar die Chance, irgendwann in die Freiheit entlassen zu werden. Anders die Sklaven auf den Bauernhöfen: Sie müssen oft bis zu ihrem Tod schuften. Diese Menschen haben nichts zu verlieren – und viele von ihnen schließen sich Spartacus an.
Dessen Heer wächst auf rund 70.000 Mann, die ganze Städte plündern. In Rom dämmert dem Senat, dass dieser Aufstand brandgefährlich ist. Darum schicken die Senatoren nun gleich zwei Konsuln mit ihren Heeren los. Doch Spartacus fegt erst die eine, dann die andere Armee hinweg. Inzwischen sind es 120 000, die ihm folgen. Eine ungeheuerliche Streitmacht, die die Menschen in der Hauptstadt in Angst und Schrecken versetzt!
Allerdings etwas voreilig, denn das Sklavenheer kommt nie vor Roms Mauern an. Spartacus verliert nämlich den Mut: Er fühlt sich am Ende doch nicht stark genug, die Millionenstadt anzugreifen.
71 v. Chr.: Die entscheidende Schlacht
Dann verlässt ihn auch noch das Glück: Unter dem Feldherrn Marcus Licinius Crassus treiben ihn die Römer immer weiter nach Süden. Eine Niederlage nach der anderen steckt er ein. 71 v. Chr. kommt es zur entscheidenden Schlacht: Tausende Aufständische fallen. Spartacus wird am Bein verletzt, aber er kämpft auf den Knien weiter. Durchhalten, weitermachen, das hat er bei den Gladiatoren lange genug lernen müssen.
Am Ende aber nützt ihm alle Tapferkeit nichts: Spartacus wird erschlagen. Die Römer schnappen sich seine überlebenden Mitstreiter und richten sie grausam hin. 6000 Kreuze säumen die berühmte Via Appia zwischen Capua und Rom, als Mahnung für alle, sich ja nicht mit der Staatsmacht anzulegen.
Spartacus jedoch geht in die Geschichte ein, als der Anführer einer Revolte, die Rom fast drei Jahre in Atem hielt. Manche sehen in ihm sogar einen Vorkämpfer für die Rechte der Unterdrückten. Doch wollte er mit seinem Aufstand tatsächlich der Sklaverei ein Ende setzen? Forscher bezweifeln es – aber auch sie haben keine befriedigende Antwort. Was Spartacus wirklich antrieb? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Vielleicht wollte er einfach nur nach Hause.