Wie würde die Welt aussehen, wenn plötzlich sämtliche Gefühle daraus verschwänden? Die Menschen wären nichts mehr, als bloße Zahnräder einer riesigen Uhr, in der sie ihre eigene Lebenszeit abticken. Und unser ganzer Kosmos würde mit einem Mal von diesem mächtigen Uhrengehäuse aufgenommen.
Ohne es zu ahnen hält die 14-jährige Sophia diese mächtige Uhr in den Händen. Versteckt in einem winzigen Fabergé-Ei aus dem Nachlass ihres Großvaters, dem Uhrmacher Ole Kollin. Genau wie Sophias Eltern starb er unter mysteriösen Umständen: Sein Herz hörte um 13 Uhr 13 in der selben Sekunde auf zu schlagen, in der auch alle hundert Uhren in seiner kleinen Berliner Stadtwohnung seufzend innehielten.
Eine unglaubliche Enthüllung

Jetzt sitzt Sophia in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, balanciert seinen Nachlass auf den Knien und blättert in seinem schriftlichen Vermächtnis. Darin warnt sie die Stimme des Großvaters eindringlich: „Öffne bitte auf keinen Fall das Nürnberger Ei in der roten Kassette. Ich rede von der Uhr im Messinggehäuse. (...) Fasse am besten ihren vergoldeten Schlüssel gar nicht erst an ...“
Und was Sophia dann liest, lässt sie am Verstand ihres verstorbenen Großvaters zweifeln: Von einem bösen Stundenwächter namens Oros ist da die Rede, dessen Augen glühen wie zwei Feuerstrahlen. Er habe im Jahr 1582 die Welt für zehn Tage angehalten, um sie in dem Nürnberger Ei verschwinden zu lassen. Nur dank Theo, einem Jungen aus dem antiken Griechenland sei sie wieder in Gang gekommen. Seitdem sei Theo in der Uhr verschollen und der mächtige Stundenwächter Oros setze alle Hebel in Bewegung, sie wieder in seinen Besitz zu bringen. Doch das würde das erneute Ende der Zeit bedeuten. Diesmal für immer.
Vom Stundenwächter verfolgt
Als um Punkt 13 Uhr 13 mit einem Mal alle Uhren im Raum wieder beginnen zu schlagen, flüchtet Sophia aus der Wohnung. Sie läuft geradewegs einem Mann in die Arme, dessen Augen strahlen, wie zwei Sonnen. Auf der Flucht vor Oros weiß Sophia sich nicht anders zu helfen: Sie zieht mit dem verbotenen Schlüssel das Uhr-Ei auf und findet sich in einer anderen Welt wieder ...
Fazit:
„Manche Dinge bleiben besser für immer unentdeckt.“ In der Tradition von Michael Endes Roman „Momo“ hat der Autor Ralf Isau einen modernen Fantasy-Roman geschrieben: „Der Verbotene Schlüssel“ verwebt Elemente der Neuzeit und der Mythologie zu einem spannenden Abenteuerroman über die Rettung von nichts weniger als der Zeit. Wie es bei Momo schon heißt: „Zeit ist Leben. Und das wohnt im Herzen“. So liegt es auch in den Händen der jungen Heldin Sophia die Gefühle der Menschen vor einem skrupellosen Zeitwächter zu bewahren. Passender Weise lässt sich Autor Ralf Isau selbst viel Zeit dabei, seine Geschichte zu entwickeln. Seine geschliffene Sprache und sein Ideenreichtum lassen dabei dennoch keine Langeweile aufkommen. Vielmehr lädt das Buch in wohltuender Ruhe dazu ein, die ein oder andere schwierige Textpassage noch einmal zu lesen. Eine verstrickte Geschichte, meisterlich erzählt!
Ralf Isau: „Der verbotene Schlüssel“, ab 12 Jahren, cbj, 18,99 Euro