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Mit Pflanzenkraft gegen Krankheiten
Für Schäferhund Dago war es eine Horrortour: Weil seine Magen-Darm-Probleme nicht aufhörten, wurde er von Tierarzt zu Tierärztin geschleppt. Keiner konnte dem Vierbeiner so richtig helfen. Irgendwann landete er bei Iris Lange, die Dago eine strenge Diät und homöopathische Mittel verordnete. Und auf einmal ging es dem Schäferhund wieder gut.

Gleiches mit Gleichem behandeln
Homöopathie ist eine uralte Heilkunde, deren Grundsatz es ist, Gleiches mit Gleichem zu behandeln. Stell dir vor, du hast Fieber. Und in der Natur gibt es einen Stoff, der bei einem gesunden Menschen Fieber auslöst. Wenn du eine kleine Portion dieses Stoffes bekommst, glauben Homöopathinnen und Homöopaten, werden die Widerstandskräfte deines Körpers aktiv und produzieren Abwehrstoffe – die dann dein wirkliches Fieber heilen sollen. Homöopathische Heilsubstanzen bestehen aus natürlichen Stoffen, die ganz stark verdünnt sind. Wissenschaftliche Belege dafür, dass homöopathische Mittel wirksam sind, gibt es allerdings nicht.
Der Körper rebellierte
"Tiere mit chronischen Erkrankungen kommen häufig zu mir", erzählt Iris Lange, die in Göttingen wohnt und arbeitet. Woher Dago die Magen-Darm-Probleme hatte, wusste auch sein Herrchen nicht. Vielleicht hat er ein totes Tier gegessen, möglicherweise auch ein bisschen Gift verschluckt. Jedenfalls rebellierte sein Verdauungstrakt: Er bekam blutigen Durchfall, wurde immer dünner und fühlte sich einfach furchtbar.
Diät und Naturstoffe
Der Tierarzt hatte eine Magen-Darm-Spiegelung vorgeschlagen, erinnert sich Iris Lange, die sich auf die homöopathische Behandlung von Tieren spezialisiert hat und sich deshalb "Tierhomöopathin" nennt. Dagos Besitzer aber wollte seinem Hund diese Prozedur ersparen. Also stellte Iris Lange einen Diätplan auf: Fleisch verschwand weitgehend von der Speisekarte, weil Dagos Magen darauf heftig reagierte. Dafür futterte Dago Hirse, Hüttenkäse und Hafer. Alles leicht verdaulich und schonend für seinen angeschlagenen Darm. Gleichzeitig bekam er homöopathische Stoffe, die seinen Verdauungstrakt reinigten und speziell für ihn zusammengestellt wurden. "Durchfall hatte er danach nur noch äußerst selten", freut sich Iris Lange.
Spezialisierung auf Hunde und Katzen
Ihr tierheilpraktisches Handwerk hat sie in einem eineinhalbjährigen Lehrgang beim Freien und Privaten Ausbildungsinstitut für alternative Tierheilkunde (FAT) in Gelsenkirchen gelernt. "Weil die Kurse in Blöcken und an Wochenenden stattfinden, reicht die Zeit nicht, um wie in einem Tiermedizinstudium alle Tiere und Behandlungsmöglichkeiten kennen zu lernen", erzählt die Tierfreundin.
Also spezialisierte sie sich auf Hunde und Katzen. Nach dem Lehrgang bildete sie sich weiter, lernte Reikki (dabei soll Energie durch die Hand des Heilers oder der Heilerin von einem Körper auf den anderen geleitet werden) und arbeitete mit einem Heilpraktiker für Menschen zusammen.

Kein Tier ist wie das andere
"Ich habe gelernt, dass kein Tier wie das andere ist. Genau wie kein Mensch wie der andere ist", erklärt die 45-Jährige. Tierheilpraktikerinnen und Tierheilpraktiker wollen nicht nur Schmerzen beseitigen, sondern vor allem den Grund für diese Schmerzen finden. Dafür wenden sie Methoden der Naturheilkunde an.
Winzige Nadeln gegen Verspannungen
Iris Lange arbeitet vor allem mit homöopathischen Mitteln. Einige Kolleginnen und Kollegen helfen verspannten oder nervösen Tieren aber auch mit Akupunktur. Dabei werden winzige Nadeln in bestimmte Energiepunkte des Körpers gepiekst (das tut nicht weh!). Andere haben gelernt, wie man Tiere so gut massiert, dass sie ihre Ängste verlieren oder nach Verletzungen wieder problemlos laufen können.
Ausbildung gesetzlich nicht geregelt
Um Tierheilpraktiker oder Tierheilpraktikerin zu werden, kannst du Schulen wie die in Gelsenkirchen besuchen. Die Berufsbezeichnung ist aber nicht geschützt, das heißt, jeder könnte sich theoeretisch "Tierheilpraktiker/in" nennen. Auch die Ausbildung ist gesetzlich nicht geregelt. Bevor du also eine Schule besuchst, solltest du dich erkundigen, ob die Ausbildung auch gut ist.
Tierliebe ist das A und O
Eine ganz wichtige Voraussetzung ist, dass du Tiere liebst. "Dann muss man auch Geduld und Einfühlungsvermögen haben und Tiere gut beobachten können", ergänzt Iris Lange. "Die Tiere können uns nicht sagen, wie sie sich fühlen oder ob sie eher der ruhige oder der nervöse Typ sind."
Kein Ersatz für Tierärztinnen und -ärzte
Nicht alle tierischen Krankheiten kann Iris Lange heilen. "Eine Tierhomöopathin ist kein Tierarztersatz", sagt sie. Oft aber kann sie da helfen, wo die sogenannte evidenzbasierte Medizin aufgegeben hat. Wie bei Dago, der ein großer Fan von Hirse und Hüttenkäse wurde und sich schnell wieder pudelwohl fühlte.
Die Antworten auf eure Fragen!
Ihr habt uns eure Fragen gemailt und wir haben sie an Expertin Iris Lange weiter gereicht. Was sie geantwortet habt, könnt ihr hier nachlesen!
Wie viel verdient ein Tierheilpraktiker oder eine Tierheilpraktikerin?
Das ist schwer zu sagen, weil es davon abhängt, wie viele Patienten man hat und wie aufwändig die Behandlung ist. Mal verdiene ich 300, mal 500 Euro pro Monat. Leben könnte ich davon nicht, aber die Tierhomöopathie mache ich nebenberuflich. Besser verdienen können Tierheilpraktikerinnen und -praktiker, wenn er oder sie sich eine Praxis mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin teilt.
Wie finden Tierärztinnen und -ärzte Tierheilpraktikerinnen und -praktiker?
Viele sind nicht einverstanden mit Tierheilpraktikerinnen und -Tierheilpraktikern. Sie sehen das, was wir machen, als Scharlatanerie an. Andere wiederum sind sehr aufgeschlossen und offen – wie die Tierärztin, mit der ich oft zusammenarbeite. In der Regel gibt es aber eine tiefe Kluft zwischen Tierärztinnen und -ärzten und Tierheilpraktikerinnen und -praktikern.
Welchen Schulabschluss muss man haben, um den Beruf zu erlernen?
Ein Hauptschulabschluss ist nötig für die Weiterbildung. Ganz wichtig ist aber, dass man Tiere liebt, viel Geduld hat und eine gute Beobachtungsgabe mitbringt.
Fühlen sich Tiere bei der Tierheilpraktikerin wohler als bei der Tierärztin?
Ich denke schon. Das fängt damit an, dass die Tiere meist nicht in ein mit Angst besetztes Praxisumfeld kommen, das oft nach Medikamenten und der Angst anderer Tiere riecht. Bei mir müssen die Tiere auch nicht warten, ich trage keinen weißen Kittel und ich behandle die Tiere in einem gemütlichen Zimmer. Allerdings habe ich auch keine richtige Praxis, brauche keine medizinischen Geräte und keinen Untersuchungstisch.
Wie viel Geld muss man am Anfang investieren, um sich eine Praxis aufzubauen?
Das kommt darauf an, was man machen will. Einige Tierheilpraktikerinnen und -praktiker brauchen teure Geräte. Wenn man wie ich homöopathisch arbeitet, braucht man ein Set von grundhomöopathischen Stoffen und noch ein Stethoskop. Dafür sind etwa 500 bis 1000 Euro nötig.