Saguaro-Kakteen gehören zu den größten Kakteen weltweit
Ständig wollen in Westernfilmen allerlei Kerle die Härtesten sein. Cowboys, Indianer, Sheriffs und Banditen liefern sich im Wüstenstaub Duelle. Dabei oft im Hintergrund: Saguaro-Kakteen, die aussehen wie riesige Kerzenständer. Sie sind die wahren Helden der Wüste – da können sich noch so viele Halunken raufen und die Muskeln spielen lassen. An die Saguaros kommen sie nicht heran!
Vertreter dieser Kakteen-Art zählen zu den größten der Welt. Wie Säulen ragen sie oft zwölf Meter in die Höhe – das größte je gemessene Exemplar war sogar knapp 24 Meter hoch! Häufig verzweigen sich die bis zu 75 Zentimeter dicken Stämme in mehrere senkrechte Arme unterschiedlicher Länge. Diese Größe erreichen die dornigen Riesen allerdings erst nach mehr als 100 Jahren! Eine lange Zeit, die sie in einer äußerst lebensfeindlichen Umge- bung überstehen müssen: Ihre Heimat ist die Sonora-Wüste im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko. Tagsüber brennt die Sonne unerbittlich, im Sommer wird es über 40 Grad Celsius heiß. Nachts fallen die Temperaturen im Winter bis zum Gefrierpunkt. Der Boden ist trocken und staubig, und Regen fällt nur wenige Male im Jahr.
Die Kakteen sind gut verwurzelt
Doch wie die meisten Kakteen haben die Saguaros eine Reihe von Tricks entwickelt, um das wenige Wasser so gut wie möglich zu nutzen. Zum Beispiel sind sie ziemlich gut verwurzelt: Mit einem weit verzweigten Netz aus Saugwurzeln, das direkt unter der Erdoberfläche verläuft, nehmen sie das Regenwasser rasch auf, und zwar bevor es versickert oder die Sonne den Boden ausgetrocknet hat. Tausende Liter kann eine ausgewachsene Pflanze innerhalb weniger Tage aufsaugen!
Zusätzlich besitzen sie eine senkrechte, bis zu anderthalb Meter lange Pfahlwurzel, die den Kakteen hilft, bei Sturm und starken Regenfällen nicht den Halt zu verlieren. Das Wasser speichern die Grünlinge in ihrem Inneren, das wie ein Schwamm aufgebaut ist. Dank ihrer Oberfläche, die einer Ziehharmonika gleicht, blähen sie sich regelrecht mit Flüssigkeit auf. Prall gefüllt, bestehen sie zu 95 Prozent aus Wasser und können notfalls bis zu zwei Jahre ohne Nachschub auskommen.
Dazu müssen sie allerdings verhindern, dass ihre Vorräte verdunsten. Und das ist gar nicht so einfach: Wie alle anderen Pflanzen müssen auch Kakteen Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen. Daraus stellen sie mithilfe des Sonnenlichts Zucker her, den sie zum Wachsen benötigen. Würden sie tagsüber ihre Poren zum „Atmen“ öffnen, würde durch die winzigen Öffnungen viel zu viel Wasser verloren gehen. Deshalb halten Kakteen am Tag, wenn die Sonne brennt, gewissermaßen die Luft an. Erst nachts öffnen sich ihre Poren. Ohne Licht können sie das aufgenommene Kohlendioxid zwar nicht verarbeiten, aber auch dafür haben sie eine Lösung: Es wird in speziellen Speichern eingelagert, bis es am nächsten Tag im Sonnenschein in Zucker verwandelt wird – hinter geschlossenen Poren.
Saguaros sind wertvoll
In der unwirtlichen Wüste sind übrigens eine ganze Reihe von Tieren scharf auf die Saguaros: Fledermäuse bedienen sich etwa am Nektar und an den Pollen der weißen Blüten. Für viele Vögel ist das leuchtend rote, erfrischend feuchte Fleisch der Kakteenfrüchte die wichtigste Nahrungs- und Wasserquelle.
Ratten nagen gar dicke Löcher in den Stamm, um an die Wasserreserven zu gelangen. Und manchen Tieren bieten die Riesenkakteen sogar ein klimatisiertes Zuhause: Spechte hacken tiefe Höhlen in den Stamm, wo es im Sommer zehn Grad kühler ist als draußen.
Menschen sollten die streng geschützten Kakteen aber besser in Ruhe lassen: Wer Saguaros beschädigt oder gar stiehlt, dem droht eine Gefängnisstrafe!