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Und dann endlich das Zeichen: 52 Pfoten wirbeln den Schnee auf und bringen den Schlitten mit einem Ruck in Fahrt. Der Hundeführer, der auf den hinteren Kufen steht, muss sich festhalten, um nicht herunterzufallen.
Elf Tage lang durch Schnee und Eis
"Yukon Quest" gilt als das härteste Schlittenhunderennen der Welt. Für die 1609 Kilometer vom kanadischen Whitehorse im Bundesstaat Yukon bis nach Fairbanks in Alaska benötigen die schnellsten Teams elf Tage. Erst drei Tage nachdem der Sieger ins Ziel gegangen ist, treffen auch die Letzten ein.
Doch bei diesem Rennen, bei dem jeder Dritte vorzeitig aufgibt, fühlt sich niemand als Verlierer. "Hauptsache, meinen Hunden geht es gut", antworten die meisten "Musher", wie man die Gespannführer nennt. Sie müssen den Tieren blind vertrauen können, sonst sind sie unterwegs, in der Einsamkeit und Kälte der Schneewüste, verloren.
Leithunde: Die ausdauernden Führer
Bei Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius, Windgeschwindigkeiten von manchmal 80 Stundenkilometern, treibendem Schnee, Eis und zugewehten Routen wird aber auch der ausdauerndste Hund einmal müde.
In solchen Situationen braucht man den Leithund. Er ist der Klügste, Erfahrenste und Tapferste. Ganz vorne im Gespann zieht er die anderen 13 Hunde mit, führt sie über vereiste Seen oder steile Berge und findet den Weg, wenn ihn selbst der Musher nicht mehr kennt.
In den Pausen wird geschlemmt
Auf der Strecke des Yukon Quest gibt es zehn Kontrollstationen, an denen das Team kurz Pause machen kann. Auch wenn die Musher selbst "hundemüde" sind, kümmern sie sich immer zuerst um ihre Tiere. Lammfleisch, Lachs und Truthahnhaut bekommen die Vierbeiner in Happengröße vorgesetzt; immer nur das Feinste. Denn wenn sie keinen Appetit verspüren und das Fressen verweigern, haben sie nicht genug Kraft, um richtig schnell zu rennen. Um sicher zu gehen, dass sie sich nicht überanstrengen, werden die Zugtiere an jeder Station von Tierärzten untersucht und falls nötig aus dem Rennen genommen. Von den Ärzten wird zudem jedes Jahr ein Sonderpreis an jenen Musher verliehen, der sich am besten um seine vierbeinigen Mitstreiter gekümmert hat.
Weicher Schnee und wütende Elche
Während der Pausen haben die Teilnehmer ein bisschen Zeit, sich zu unterhalten. Dann fachsimpeln sie zum Beispiel über die besten "Booties". So nennt man die Pfotenschoner, die aussehen wie Söckchen und die Hunde vor Verletzungen schützen sollen. Oder sie geben ihre abenteuerlichsten Erlebnisse zum Besten: Wie ihr Schlitten von einer wütenden Elchkuh attackiert wurde, oder wie sie im Dunkeln von der Strecke abkamen, im weichen Schnee steckenblieben und eine ganze Nacht lang gegen das Erfrieren ankämpfen mussten. Wenn dann die Zeit des Aufbruchs kommt, belauern sie sich gegenseitig. Keiner will der Erste sein. Denn das Gespann an der Spitze hat es am schwersten, sich durch den unbefahrenen Schnee zu kämpfen. Dagegen können die Verfolger seine Spur benutzen und viel leichter vorwärts kommen.
Alte Hasen schneiden am Besten ab
Um als Musher beim Yukon Quest starten zu dürfen, muss man 18 Jahre alt sein und sich vorher durch andere Rennen qualifizieren, indem man dort einen der vorderen Plätze belegt. Schlittenhunderennen ist ein Sport, für den man nicht so schnell zu alt wird. Im Gegenteil: Junge Hüpfer haben gegen die erfahrenen Teilnehmer kaum eine Chance. Fast jeder Sieger des Yukon Quest war bisher über 40 Jahre alt.
Eine Ausnahme bildet Aily Zirkle, die im Februar 2000 nicht nur als erste weibliche Gewinnerin in die Geschichte des Rennen einging, sondern auch erst 30 Jahre alt war, als sie die 30 000 Dollar Gewinnprämie nach Hause trug.
Auf den Spuren der Goldgräber
Die Teilnehmer des Schlittenhunderennes sind übrigens nicht die ersten, die auf Kufen und Pfoten Alaska bezwingen: Schon vor mehr als hundert Jahren quälten sich Goldgräber im Winter auf diese Weise durchs Land. Das Gefährt übernahmen sie von den Inuit, den Ureinwohnern Alaskas. Diese benutzen heute allerdings meistens Motorschlitten zur Fortbewegung. Die sind praktischer...