Die Mission "Red Bull Stratos" war ebenso abenteuerlich wie gefährlich - und hat Millionen von Menschen auf der ganzen Welt vor den Bildschirm gelockt. Gleich vier Weltrekorde hat der Extremsportler Felix Baumgartner am 14. Oktober gebrochen: Den höchsten bemannten Ballonflug (in 39.045 Metern Höhe), den höchsten Sprung mit einem Fallschirm (ebenfalls aus 39.045 Metern Höhe), den längsten freien Fall ohne Stabilisierungsschirm (4:20 Minuten) und den ersten freien Fall eines Menschen in Schallgeschwindigkeit. Mit über 1.300 Stundenkilometern raste Felix Richtung Erde und durchbrach dabei die Schallmauer.
Nun wurde Felix sogar noch ein fünfter Weltrekord vom Guinness-Verband (welcher jährlich das Buch der Rekorde veröffentlicht) bestätigt: Die längste Strecke, die im freien Fall zurückgelegt wurde.
Sprung aus der Stratosphäre
Für einen Moment hielten Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt gemeinsam den Atem an. Als Felix Baumgartner 39.045 Meter über der Erde die Tür seiner Raumkapsel öffnete und auf ein kleines Absprungbrett stieg. "Manchmal musst du weit hinaufgehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist", sagte Felix noch über Funk auf Englisch. Und, kurz bevor er die Griffe am Ausgang der Kapsel losließ: "Ich komme jetzt nach Hause." Unter ihm wartete die winzig erscheinende Erde darauf, ihn wieder in Empfang zu nehmen. Es sind unbeschreibliche Bilder, als sich der Mann im weißen Raumanzug ins Leere fallen lässt.

Der 43-Jährige ist es gewohnt, aus luftigen Höhen zu springen. Ob Felsen oder Hochhäuser: Nichts ist dem Österreicher zu hoch. Doch ein Sprung aus der Stratosphäre war auch für ihn eine Herausforderung. Die Stratosphäre ist die zweite Schicht der Erdatmosphäre. Sie umhüllt unseren Planeten und schützt uns vor dem kalten, luftleeren Raum des Weltalls. Nach der Troposphäre erstreckt sich die Stratosphäre von 15 bis 50 Kilometer über der Erde. Weil Felix aus 39 Kilometern Höhe absprang, also aus der Stratosphäre, heißt seine Mission "Stratos".
Probleme in luftiger Höhe
Der Start in Roswell im nordamerikanischen Staat New Mexico war problemlos geglückt. Das ganze Team applaudierte, als der riesige Heliumballon mit der daran hängenden Kapsel gleichmäßig nach oben stieg. Angst vor Flugzeugen, die seinen Weg kreuzen könnten, musste Felix auch nicht haben: Sämtliche Flugzeuge (diese fliegen in etwa 10.000 Metern Höhe) waren für diesen Tag extra umgeleitet worden. Kurz vor dem Absprung meldete Felix plötzlich ein Problem: Die Visierheizung seines Raumhelmes funktionierte nicht. Das war in der Kapsel selbst noch kein Problem, dort war es noch warm genug. Außerhalb der Kapsel lag die Temperatur jedoch bei minus 45 Grad und deshalb war die Heizung dringend nötig. Zum Glück konnten die Techniker das Problem noch beheben.
"Ich dachte, ich würde ohnmächtig"
Nach dem Absprung stieg die Spannung noch weiter, denn die ersten Minuten waren die gefährlichsten. Bereits nach wenigen Sekunden erreichte Felix eine Geschwindigkeit von 1.342,8 Stundenkilometern. Das ist eineinhalb Mal so schnell, wie ein Flugzeug höchstens fliegt! In dieser Höhe ist die Luft sehr dünn und es ist schwierig, im freien Fall eine ruhige Position zu halten. Während des Falls fing Felix plötzlich an, sich zu drehen. Über Funk konnte man an den schweren Atemgeräuschen deutlich hören, wie anstrengend das für ihn war. "Ich habe kurz gedacht, ich verliere das Bewusstsein", sagte Felix später im Interview. Den Bruch durch die Schallmauer habe er gar nicht bemerkt, weil er darauf konzentriert war, die Drehungen seines Körpers zu kontrollieren. Der Rest des freien Falls verlief jedoch ohne Probleme. Als sich nach vier Minuten und 20 Sekunden der Fallschirm öffnete, war die Erleichterung des Teams, Felix' Familie und des Moderators deutlich zu spüren.
Und noch einer der fünf Rekorde wurde erst im Nachhinein bestätigt. Den längsten freien Fall eines Menschen hatte Felix um 16 Sekunden verpasst, Joe Kittingers Fall 1952 war mit vier Minuten und 36 Sekunden eindeutig länger. Doch dann wurde ein wichtiges Detail hervorgehoben: Während Joe mit Stabilisierungsschirm den Rekord aufstellte, fiel Felix vier Minuten und 20 Sekunden ohne. Da der Schirm, der die Position des Springers in der Luft stabilisiert, den freien Fall automatisch verlängert, werden diese beiden Sprünge nun getrennt gewertet: Felix hält den Rekord über den längsten freien Fall ohne, Joe jenen mit Stabilisierungsschirm. Die Landung gelang dem erfahrenen Fallschirmspringer übrigens perfekt: Sanft setzte er in der Wüste nahe Roswell auf. Und die ganze Welt jubelte ihm zu.