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Alfred Nobels letzter Wille

Er hasste den Krieg und glaubte, ihn mit der Entwicklung einer besonders gefährlichen Waffe bekämpfen zu können. In seinem Testament setzte der Physiker und Chemiker Alfred Nobel dagegen auf die Menschlichkeit und widmete sein Vermögen unter anderem der Vergabe des jährlichen Friedenspreises

Inhaltsverzeichnis

Alfred Nobel
Alfred Nobel
© picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Alfred Nobel

Seit 1901 erhalten Wissenschaftler, die in der Chemie, Physik oder Medizin im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben" einen ganz besonderen Preis, den Nobelpreis. Neben einer Medaille und einer Urkunde bekommen die ausgezeichneten Forscher derzeit ein Preisgeld von etwa einer Million Euro.

Zu verdanken haben sie die großzügige Förderung Alfred Nobel. Der 1833 geborene Schwede war selbst Forscher und wurde vor allem als Erfinder des Dynamits weltbekannt. Doch die Arbeit mit dem explosiven Material forderte auch ihre Opfer: 1870 flog einer von Nobels Werkhallen in die Luft. Dabei kamen vier Mitarbeiter und Alfreds jüngerer Bruder Emil ums Leben. Dennoch forschte Alfred Nobel weiter und verdiente sehr viel Geld mit der Herstellung von Waffen und Munition. Er besaß Firmen in den USA und in ganz Europa, darunter auch zwei in Deutschland . Dabei war Nobel strikt gegen Kriege. Vielmehr wollte er eine Waffe von einer derartigen Zerstörungskraft entwickeln, die den Menschen so viel Angst macht, dass sie es nicht mehr wagen würden, Kriege zu führen

Menschenhasser oder Menschenfreund?

Trotz des Ziels, weltweiten Frieden zu schaffen, war der Erfinder nach eigener Aussage kein Menschenfreund. Denn obwohl er sehr zurückgezogen lebte und Besuch verabscheute, half er heimlich Armen - völlig gleich welcher Nation oder Glaubensgemeinschaft sie angehörten. Ob nun der Wunsch nach einer friedlichen Welt oder doch das schlechte Gewissen, dass aufgrund seiner Forschungen viele Menschen starben der Grund dafür war, dass Alfred Nobel neben den drei Auszeichnungen für Naturwissenschaftler auch einen Friedenspreis verlangte, weiß man bis heute nicht.

Da er sich auch sehr für Literatur interessierte und selbst zahlreiche Gedichte und sogar ein Theaterstück schrieb, sollte auch dafür eine Auszeichnung ins Leben gerufen werden.

In sein Testament schrieb der kinderlose Nobel, dass von seinem großen Vermögen eine Stiftung gegründet werden sollte. Sein letzter Wille gibt nicht nur vor, welche Preise vergeben werden sollen, sondern auch, wer die Preisträger bestimmt. So wurde im Jahr 1900, vier Jahre nach Nobels Tod, die Nobelstiftung gegründet. Strikt nach seiner Anweisung vergibt die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften seit 1901 die Nobelpreise für Physik, Chemie und Literatur. Den Preis für Medizin oder Physiologie bestimmt die Nobelversammlung des Karolinska Instituts, den Friedensnobelpreis das vom norwegischen Parlament gewählte Nobelkomitee. Seit 1968 stiftet die Schwedische Reichsbank zusätzlich einen Preis für Wirtschaftswissenschaften. Alle Preise werden am Todestag von Alfred Nobel, dem 10. Dezember vom schwedischen König verliehen. Einzig der Friedensnobelpreis bildet eine Ausnahme: Er wird in Olso vergeben. Warum Nobel das entschied, erklärt er in seinem Testament nicht.

Zu bekannten deutschen Preisträgern gehören der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt, die Schriftsteller Thomas Mann und Hermann Hesse, Albert Einstein, Max Planck und der Chemiker Otto Hahn.

Nobelpreis für Chemie 2012

Der Chemienobelpreis geht an die Chemiker und Mediziner Robert Lefkowitz und Brian Kobilka. Sie entdeckten den so genannten Rezeptor für Adrenalin, der unsere Reaktion in Spontansituationen steuert. Ihre Arbeit liegt zwar schon mehrere Jahrzehnte zurück. Durch ihre Ergebnisse konnten in den letzten Jahren aber viele lebensrettende Medikamente entwickelt werden.

Nobelpreis für Physik 2012

David J. Wineland und Serge Haroche haben den Nobelpreis für Physik bekommen. Ihre Leistung: Sie entwickelten erstmals eine Methode, um kleine geladene Teilchen, auch Ionen genannt, zu beobachten. Durch diese Idee konnten schnellere Techniken - zum Beispiel für Computer - hergestellt werden. Laut der Jury ist durch die Arbeit von Wineland und Haroche "die Tür zu einem neuen Zeitalter der Physik-Experimente" geöffnet worden.

Nobelpreis für Medizin 2012

Auch der Nobelpreis für Medizin geht an zwei Männer. Einer von ihnen ist der Japaner Shinya Yamanaka, dem es gelang, erwachsene Körperzellen ins Kindesalter zurückzuversetzen. Solche Zellen können für die Arbeit mit kranken oder alten Menschen von großer Bedeutung sein. Auch der Brite John Gurdon wurde ausgezeichnet. Er hat schon vor Yamanaka bewiesen, dass ältere Zellen künstlich verjüngt werden können. Damit legte er den Grundstein für die weiteren Arbeiten.

Nobelpreis für Literatur 2012

Den Literaturnobelpreis 2012 erhielt der Chinese Mo Yan. Der 57-Jährige studierte Literatur und veröffentlichte bereits 1981 seine erste Geschichte. Bekannt wurde er mit seinem Kurzroman "Touming de hong luobo" ("Trockener Fluss"). Bis heute hat er zahlreiche Werke veröffentlicht, einige davon wurden später sogar verfilmt. Mo Yan kritisiert in seinen Werken die chinesische Gesellschaft, indem er Realität und Fantasie, sowie Geschichte und Aktualität miteinander vermischt.

Friedensnobelpreis 2012

Der Preisträger des Friedensnobelpreises ist 2012 kein Mensch: Gewonnen hat die Europäische Union. Verdient hätten sich die 27 europäischen Mitgliedsstaaten den Preis laut der Jury, weil sie über sechs Jahrzehnte friedlich zu einem Europa zusammengewachsen sind. Vor allem die Versöhnung mit Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg und der Mauerfall 1989 seien so genannte "Glanzleistungen" der EU.

Am 10. Dezember, dem Todestag des Namensgebers Alfred Nobel, werden alle Preisträger - oder Vertreter, wie im Fall der Europäischen Union - in Stockholm geehrt.

Nobelpreis für Chemie 2011

Als Daniel Shechtman durch sein Mikroskop hindurch das erste Mal einen Quasikristall sah, soll er gesagt haben: "Eine solche Struktur kann es gar nicht geben." Doch, gibt es. Das konnte der israelische Chemiker inzwischen beweisen. Wie andere Kristalle auch, bestehen sie aus winzigen Bausteinen, den Atomen. Die Atome ordnen sich in Muster an, die sich stets wiederholen. Nicht so bei den Quasikristallen - hier wiederholen sich die Muster nie. Das macht sie besonders hart, trotzdem lassen sie sich auch biegen. Das macht sie beispielsweise zum idealen Material für die Beschichtung von Teflonpfannen.

Nobelpreis für Physik 2011

Den Nobelpreis 2011 für Physik teilen sich drei Forscher, die sich mit dem Weltall beschäftigen: die Amerikaner Saul Perlmutter und Adam Riess sowie der Australier Brian Schmidt. Da die Astronomen zu zwei unterschiedlichen Forschergruppen gehören, müssen sie sich das Preisgeld teilen - genau wie ihre Vermutung, dass sich das Universum immer schneller ausbreitet. Zu diesem Schluss sind die Wissenschaftler gekommen, nachdem sie Sternenexplosionen, sogenannte Supernovae beobachtet haben. Diese Explosionen setzen eine enorme Menge an Licht frei, dennoch ist es deutlich schwächer, als es bei einer langsamen Ausdehnung des Alls sein müsste, glauben die Forscher.

Nobelpreis für Medizin 2011

Auch dieser Preis wird drei Forschern verliehen - Bruce Beutler aus den USA, Jules Hoffmann aus Frankreich und Ralph Steinman aus Kanada. Die Mediziner haben entdeckt, wie sich der Körper gegen Krankheiten wehrt. Mit diesem Wissen können in Zukunft bessere Impfstoffe entwickelt werden. Außerdem haben sie einen Grundstein für die Bekämpfung von Infektionen und auch schlimmen Krankheiten, wie z.B. Krebs gelegt, bei denen sich der Körper selbst angreift. Normalerweise darf der Preis nur an lebende Personen vergeben werden. Ralph Steinman starb aber wenige Tage vor der Verkündung der Preisträger - die Juroren hatten seinen Tod zu spät mitbekommen. Aus diesem Grund erhält er den Preis posthum, nach seinem Ableben.

Nobelpreis für Literatur 2011

Der schwedische Dichter Tomas Tranströmer stand jahrelang auf der Favoritenliste für den Literaturpreis. Dieses Jahr hat er ihn nun - im Alter von 80 Jahren - tatsächlich bekommen. Obwohl er seit vielen Jahren schwer krank ist, schrieb er trotzdem weiter an seinen Gedichten. Insgesamt hat er zwölf Bände veröffentlicht, die in bis zu 50 Sprachen übersetzt wurden. In seiner Poesie verarbeitet er seine Erlebnisse auf Reisen durch fremde Länder und die Begegnungen mit anderen Menschen. Dafür nutzt er meist nur wenige einfache Worte:

Heimwärts

Ein Telephongespräch lief in die Nacht aus und glitzerte im Land und in den Vorstädten.

Danach schlief ich unruhig im Hotelbett.

Ich ähnelte der Nadel eines Kompasses, den der

Orientierungsläufer mit pochendem Herzen durch den

Wald trägt.

von Tomas Tranströmer

Friedensnobelpreis 2011

Die Liberianerinnen Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee und die Jemenitin Tawakkul Karman kämpfen für die Rechte der Frauen. Als erste weibliche Präsidentin von Liberia sorgt Ellen Johnson-Sirleaf dafür, dass Verbrechen, die während des Bürgerkriegs, der jahrelang in dem afrikanischen Land herrschte, aufgeklärt werden. Ihre Landsfrau Leymah Gbowee arbeitete lange als Streetworkerin und kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die diesen Bürgerkrieg miterleben mussten.

Tawakkul Karman kämpft unter anderem gegen Kinderehen im Jemen. Außerdem war sie Anfang 2011 maßgeblich an den Protesten gegen den derzeitigen Präsidenten Ali Abdullah Saleh beteiligt. Karman ist mit 32 Jahren die jüngste weibliche Friedensnobelpreisträgerin, aber auch die erste aus dem arabischen Raum.

Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2011

Wie beeinflusst die Wirtschaft unsere Politik? Eine Frage, die sich nicht nur die beiden Amerikaner Christopher Sims und Thomas Sargent gestellt haben, sondern mit der sich auch ganz Europa beschäftigt. Beide glauben, dass der Mensch sehr rational entscheidet, und seine Entscheidungen im Voraus plant. Deshalb habe die Politik nur geringen Einfluss beispielsweise auf das Kaufverhalten der Bürger und damit auch wenig Einfluss auf die Wirtschaft. Da es aber auch viele Untersuchungen gibt, die eher dafür sprechen, dass wir viele Entscheidungen alles andere als rational treffen, diskutieren Wissenschaftler dieses Thema seit vielen Jahren. Deshalb waren viele überrascht über die Wahl der Juroren.

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