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Beruf Reitlehrer/in

Pferde sind klasse! Kein Wunder also, dass viele Kids davon träumen, Reitlehrer oder Reitlehrerin zu werden. Aber wie funktioniert das eigentlich? Gibt es eine Ausbildung? Und wie sieht der Berufsalltag aus? GEOlino.de hat eine Reitlehrerin bei der Arbeit besucht und sie für euch ausgefragt

Inhaltsverzeichnis

Beruf: "Etwas anderes würde ich nicht machen wollen!"
"Etwas anderes würde ich nicht machen wollen!"
© Esther Gusewski

Die Arbeit einer Reitlehrerin

„Die Zügel nicht durchhängen lassen! Die Absätze runter!" und „Gerade sitzen!". Es gibt Tage, an denen wiederholt Claudia Rankl die drei Sätze ungefähr tausend Mal am Tag. Sie redet sich den Mund fusselig und lächelt trotzdem auch beim 1001. Mal noch. Die 33-Jährige ist Reitlehrerin in einem Stall bei München. Geduld gehört zu ihrem Job. Das Reiten selbst ist für Claudia längst Routine. Mit neun Jahren saß sie zum ersten Mal auf einem Pferd. Mit 16 Jahren bekam sie das erste eigene. Sie ritt Turniere und holte jede Menge Pokale. Irgendwie logisch also, dass Claudia auch als kleines Mädchen schon haargenau wusste, was sie werden wollte: Reitlehrerin! Ihre Mutter fand die Idee ganz und gar nicht cool. "Lern erst einmal was Vernünftiges", sagte sie. Claudia gab nach und machte eine Lehre zur Immobilienkauffrau.

Keinen Bock auf Büroalltag

Beruf: Claudias Arbeitsplatz - auf dem Rücken der Pferde statt im Büro
Claudias Arbeitsplatz - auf dem Rücken der Pferde statt im Büro
© Esther Gusewski

Heute muss sie sich ein Gähnen verkneifen, wenn sie davon erzählt. Den ganzen Tag im Büro sitzen? Nein, das ist nicht ihr Ding! Sie hielt trotzdem durch bis zur Abschlussprüfung. Erst danach sattelte sie um. „Damit habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht", erzählt sie heute und strahlt bis über beide Ohren. Auch Theresa strahlt. Die Mini-Reiterin ist stolz wie Oskar. Obwohl sie erst seit kurzem reitet, kann sie ihr Pony schon ganz allein durch die Halle lenken. Meistens zumindest, denn manchmal macht der freche Joker einfach, wozu er gerade Lust hat. Dann guckt Theresa ganz verdutzt, bis Reitlehrerin Claudia erklärt, was schief gelaufen ist.

Mädchen für alles

Wenn Theresa am Ende der Stunde absteigt und ihrem Pony das letzte Leckerli ins Maul schiebt, geht Claudias Job erst los. Zu ihrem Beruf gehört mehr, als Kindern und Erwachsenen das Reiten beizubringen. Im Stall ist die Reitlehrerin so etwas wie das Mädchen für alles. Sie passt auf, dass es den Pferden gut geht; tauscht kaputtes Material aus und reitet Pferde, deren Besitzerinnen und Besitzer nicht genügend Zeit haben oder es selbst noch nicht so gut können. Wer Reitlehrerin oder Reitlehrer werden will, muss also einiges drauf haben. Mit Wendy-Heftchen und Fury-Filmen hat der Beruf nichts zu tun.

Ausbildung zum Pferdewirt

Das Wissen, das man für den Job braucht, kann man sich zum Beispiel während einer dreijährigen Lehre zur Pferdewirtin oder zum Pferdewirt aneignen. Wer einen dieser begehrten Ausbildungsplätze ergattert hat, lernt, wie man Pferde richtig versorgt und bewegt. Aber auch, wie man Krankheiten erkennt und Maschinen in Schuss hält. Die Lehrlinge können zwischen den Schwerpunkten "Pferdezucht und Haltung", "Rennreiten", "Trabrennfahren" und "Reiten" wählen. Zum letzten Schwerpunkt gehört auch die Ausbildung zum Reitlehrer oder zur Reitlehrerin.

Reitkenntnisse erwünscht

Am Ende der Lehre wartet eine knifflige Prüfung auf die angehenden Reitlehrerinnen und Reitlehrer. Reiten sollten die Prüflinge übrigens schon vorher prima können – schließlich sind drei Jahre Ausbildung viel zu kurz, um bei Null anzufangen. Wer nicht ganz soviel Zeit investieren möchte, kann statt der Lehre auch mehrwöchige Kurse machen und sich so zum Reitlehrer oder zur Reitlehrerin ausbilden lassen.

Die Art der Ausbildung entscheidet auch nicht darüber, ob man mal eine gute Reitlehrkraft wird oder nicht. Um später einen guten Job zu machen, braucht man nämlich etwas, das einem kein Lehrer und keine Lehrerin der Welt beibringen kann: Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis. Schließlich ist keine Reitschülerin und kein Reitschüler wie der oder die andere.

Reitlehrerinnen und -lehrer müssen sich deshalb auf jeden Einzelnen einstellen können und immer wieder neue Erklärungen dafür finden, was die Schülerinnen und Schüler auf dem Pferderücken machen soll.

Beruf: Gute Reitkenntnisse sind wichtig, wenn man eine Ausbildung zum Reitlehrer anfängt
Gute Reitkenntnisse sind wichtig, wenn man eine Ausbildung zum Reitlehrer anfängt
© Esther Gusewski

Was man sonst noch braucht, um Reitlehrer oder Reitlehrerin zu werden? Claudia muss nicht einen Moment überlegen: „Leidenschaft für die Pferde." Ohne die geht gar nichts! Reitlehrerin ist kein Job, bei dem man nach acht Stunden alles stehen und liegen lassen kann. Manchmal dauert es eben etwas länger, und sogar am Wochenende müssen die Reitlehrerinnen und -lehrer oft ran. Geld gibt es für die Überstunden im Stall und auf dem Turnierplatz nur selten. Wer Reitlehrerin oder Reitlehrer werden will, sollte sich also gut überlegen, ob er oder sie später mal seine Freizeit zu Gunsten des Berufs opfern will.

Unzuverlässige Reitschülerinnen und -schüler

Claudia weiß heute: „Etwas anderes würde ich nicht machen wollen." Trotzdem gibt es Dinge, über die sich auch die geduldige Reitlehrerin furchtbar aufregen kann. Zum Beispiel wenn unzuverlässige Reitschülerinnen und -schüler nicht zum Unterricht erscheinen, ohne vorher abzusagen. „Dann stehe ich hier mit den gesattelten Pferden und keiner kommt", sagt die Reitlehrerin. Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, hat sie allerdings nicht. Theresa und Pony Joker kommen auf dem Weg durch die Halle an der Reitlehrerin vorbei gezockelt. Claudia reagiert prompt: „Absätze runter! Die Zügel nicht durchhängen lassen."

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