
Wir treffen Josh hinter der Bühne in einem farbenfrohen Aufenthaltsraum, der allein den jungen Tarzan-Darstellern zur Verfügung steht. Ein bisschen Dschungel-Atmosphäre schaffen ein großes Tarzan-Plakat und ein grünes Blatt, das über der Couch hängt.
So können sich die Tarzan-Darsteller schon mal auf ihre Rolle einstimmen. Gerade war Josh noch beim Training. Jetzt entspannt er gemeinsam mit Otto, der heute Abend die Zweitbesetzung des Tarzans ist und zur Not einspringen kann. Der Musicaldarsteller steht schon seit fast einem Jahr drei- bis viermal im Monat als Tarzan auf der Bühne.
GEOlino.de: Wie bist du auf die Idee gekommen, beim Tarzan-Musical mitzumachen?
Josh: Ein Freund von mir war schon vor mir bei Tarzan und hat mir davon erzählt. Das fand ich total aufregend, weil ich auch schon immer auf die Bühne wollte. Ich habe das dann meinen Eltern erzählt, und die haben mit den Eltern meines Freundes gesprochen. Ja, und dann hab ich mich als Tarzan beworben - und wurde angenommen.
Worauf hast du dich am meisten gefreut?
Ganz eindeutig auf das Fliegen. Bei Tarzan findet ja ganz viel in der Luft statt. Tarzan und die Gorillas schweben an Lianen über die Bühne und durch den Saal. Sogar über den Köpfen der Zuschauer fliegen die Affen umher. Da ist ganz schön was los und das Fliegen macht viel Spaß. Es ist fast noch besser, als ich mir vorgestellt habe. Neben dem Fliegen machen mir die Choreographien, die Szene mit Terk, dem Freund von Tarzan, und das Finale der Show am meisten Spaß. Da kommen alle nochmal zusammen und beenden die Show gemeinsam. Das ist ein tolles Gefühl.
Wie lang hat deine Ausbildung gedauert und was musstest du alles machen?
Meine Ausbildung hat ein Jahr gedauert. Da habe ich viel gelernt. Zum Beispiel, wie man sich als Affe bewegt und was für Laute ein Gorilla macht. Außerdem standen noch Tanz-, Gesangs- und Schauspielstunden an. Das war alles ziemlich neu für mich, denn vorher hatte ich noch nichts von alledem gemacht. Nur Klavierspielen habe ich vorher schon mal gelernt. Aber das muss ich ja nicht in der Show machen.
Wie oft probst du?

Mittlerweile probe ich nur noch einmal pro Woche, immer freitags. Das ist eine große Probe mit allen jungen Tarzan-Darstellern zusammen. Ich finde Singen ist das Schwierigste. Aber durch die vielen Proben ist das kein Problem.
Und wie viele Auftritte hast du im Monat?
Ich stehe drei- bis viermal im Monat auf der Bühne. Und zusätzlich bin ich noch genauso oft auf "standby". Das heißt, dass ich als Zweitbesetzung für den Tarzan zur Verfügung stehe.
Ist das neben der Schule nicht sehr anstrengend? Und was sagen deine Lehrer und Freunde dazu, dass du Musicaldarsteller bist?
Manchmal ist es schon etwas anstrengend. Dann bin ich vielleicht ab und zu ein bisschen trödelig und müde. Aber sonst ist eigentlich alles ganz normal und es macht riesig viel Spaß. Von den Lehrern werde ich so behandelt wie jeder andere Schüler auch. Die meisten von meinen Freunden finden das cool, dass ich beim Musical mitmache. Ein paar meiner Freunde haben sich die Show auch schon angesehen. Aber viele interessieren sich mehr für Fußball und so.
Würdest du deinen Freunden empfehlen, sich auch mal als Musicaldarsteller auszuprobieren?
Ja, grundsätzlich auf jeden Fall, weil es einfach ein tolles Gefühl ist, auf der Bühne zu stehen und es macht eine Menge Spaß. Man darf aber nicht schüchtern sein und muss Lust darauf haben, im Mittelpunkt zu stehen.

Hast du ein Vorbild?
Nein, ein direktes Vorbild habe ich nicht. Aber ich finde die Bungee-Affen, also die Affen, die an den Lianen über die Bühne fliegen, bei uns aus der Show sehr cool. Das würde ich auch gern mal machen später. Aber am liebsten möchte ich einmal Grundschullehrer werden.
In der Maske: Zwickt die Perücke, juckt die Schminke?
Nee, das ist okay. Es gehört einfach dazu. Trotzdem ist es spannend. Denn jede Maskenbildnerin macht das irgendwie anders. Und trotzdem sehe ich am Ende immer fast gleich aus. Die Perücke, also die langen Haare, finde ich besonders gut. Ich hätte auch gern längere Haare, noch längere als Tarzan. Aber das geht nicht, weil die sonst nicht unter die Perücke passen. Nach der Verwandlung fühle ich mich dann noch viel mehr als Tarzan, als zum Beispiel ungeschminkt bei den Proben.
Kurz vor dem Auftritt: Bist du aufgeregt?
Nein, jetzt bin ich nicht mehr so aufgeregt. Ich mache das ja jetzt schon ziemlich lange. Da weiß man, wie alles abläuft. Aber früher, vor allem in der ersten Woche, war ich sehr aufgeregt. Jetzt brauche ich kein Rezept gegen Lampenfieber mehr. Ich freu mich einfach auf den Auftritt.
Ist schon mal was schief gegangen?
Ja. Der junge Tarzan wird fürs Fliegen ja immer an die Lianen angeklickt, die ihn dann hochziehen. In einer Show, in der ich aber nur Zweitbesetzung war und hinter der Bühne zugeschaut habe, hat das nicht so gut geklappt. Der Tarzan ist einfach nicht losgeflogen. Wenn so etwas vorkommt, muss man improvisieren und so tun als sei nichts passiert und als soll das so sein. Eine andere Sache hatte mit dem Blitz und dem lauten Knall ganz am Anfang der Show zu tun. Damit beginnt unsere Show ja immer und die Zuschauer erschrecken sich. Einmal wurden der Knall und der Blitz aber zu früh ausgelöst und alle dachten es geht schon los. Da es aber nur ein Fehlalarm war, mussten die Zuschauer den Knall dann noch einmal über sich ergehen lassen. Das war echt lustig und alle haben gelacht - Zuschauer wie Darsteller.
Kannst du das Publikum eigentlich von der Bühne aus sehen?
Nicht so gut, denn die Bühne ist ja ganz hell beleuchtet und der Publikumsraum fast vollkommen dunkel. Meistens kann ich nur die erste Reihe erkennen. Aber das ist ganz gut so, denn ich darf ja auch keinem Zuwinken oder so. Heute sitzen zum Beispiel meine Oma und meine Mutter im Publikum. In meiner Familie bin ich der einzige, der etwas mit dem Musical zu tun hat. Ich tanze etwas aus der Reihe.
Wie fühlt sich das am Ende an, wenn nach der Show der Applaus ertönt?

Das ist jedes Mal wieder ein tolles Gefühl - einfach ein einzigartiges Erlebnis. Das kann man nicht beschreiben. Das muss man selbst erleben!