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Galaxien Funkelnde Sternenkarussells im All

Im Universum wimmelt es von Abermilliarden Sonnen - aber keine von ihnen schwirrt allein durch die Dunkelheit. Die flammenden Kugeln ballen sich vielmehr zu riesigen Leuchtinseln zusammen: den Galaxien
Galaxien: Die Galaxie (oben links) hat das Sternensystem angezogen und lässt es nicht mehr los
Die Galaxie (oben links) hat das Sternensystem angezogen und lässt es nicht mehr los
© NASA

Ein kosmischer Unfall

Es ist einer der größten kosmischen Unfälle, der je beobachtet wurde: Ende September 2004 meldeten Wissenschaftler aus Deutschland und den USA, dass es 800 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt einen "Mega-Knall" gegeben hat!

Dort draußen sind Tausende Galaxien aus Hunderten Billionen Sternen zusammengestoßen - eine Massenkarambolage, bei der Schockwellen aus 100 Millionen Grad heißem Gas ins All geschleudert wurden. Ein perfekter kosmischer Sturm, jubelten die Forscher, die das Ereignis mithilfe eines Satelliten beobachten konnten.

Gigantische "Energiebündel"

Galaxien: Balkengalaxie: Etwa 15 Prozent aller Galaxien zeigen diese Form
Balkengalaxie: Etwa 15 Prozent aller Galaxien zeigen diese Form
© ESO/NASA

Wenn sich Galaxien treffen, rumst es eben richtig im Universum. Kein Wunder: Galaxien sind gigantische "Energiebündel", die aus Staub, Gas und Abermillionen Sternen bestehen, aus superheißen Gasbällen also, die unserer eigenen Sonne sehr ähnlich sind. Überall im Universum findet man solche galaktischen "Sternenkarussells".

Und jedes von ihnen wird zusammengehalten von der Schwerkraft, einer ungeheuren Anziehung, die noch in Lichtjahren Entfernung wirkt. Manche Galaxien sind so mächtig, dass sie gar tausend Milliarden (= eine Billion) Sterne in ihren Bann ziehen können - große und kleine, alte und junge, heiße und weniger heiße Sonnen.

Von "Balkengalaxien" und "Spiralgalaxien"

Forscher unterscheiden vier Hauptarten von Galaxien. Am seltensten sind die "Irregulären": Sie sehen aus wie helle Kleckse, ohne erkennbares Muster. Dagegen erinnern viele der "Elliptischen Galaxien" an leuchtende Weihnachtskugeln. Viel raffinierter gebaut sind die "Balkengalaxien".

In deren Mitte schwebt eine Art Brücke aus Sonnen; an beiden Enden der Brücke knicken zwei "Arme" im rechten Winkel ab und ragen ins All. Am häufigsten aber finden sich die Sonnen zu "Spiralgalaxien" zusammen. Die sehen aus, als habe jemand mit einem Riesenlöffel durch die Sterne gerührt. Aus einem hellen Zentrum recken sich wirbelförmig mehrere Arme heraus und umschließen den Kern.

Galaxien: Von der Seite betrachtet erinnern Spiralgalaxien erinnern an ein Spiegelei
Von der Seite betrachtet erinnern Spiralgalaxien erinnern an ein Spiegelei
© NASA

Schnelles Sonnensystem

Auch unsere Sonne gehört solch einer Spiralgalaxie an, der Milchstraße. Hier tummeln sich rund 100 Milliarden Sterne, verteilt auf vier Arme und ein gleißend helles Zentrum. Zusammen bilden sie eine Scheibe mit gigantischem Durchmesser: Wollte man einmal von einem Ende der Milchstraße zum anderen fliegen, bräuchte man selbst mit Lichtgeschwindigkeit 100.000 Jahre!

Und die Scheibe dreht sich ständig. Unser Sonnensystem etwa saust mit 220 Kilometer pro Sekunde um das Zentrum herum. Trotz dieser irrsinnigen Geschwindigkeit braucht unsere Sonne rund 220 Millionen Jahre, um den Mittelpunkt der Milchstraße einmal zu umkreisen.

Ein gigantisches Monster?

Das leuchtende Zentrum gibt den Forschern übrigens bis heute Rätsel auf. Denn von dort wird so viel Energie ausgestrahlt, dass sie nur aus einer Quelle von unvorstellbarer Kraft stammen kann. Vielleicht, so wird vermutet, verbirgt sich dort ein gigantisches "Monster": ein Schwarzes Loch! Schwarze Löcher sind unheimliche Stellen im All, die alles in ihrer Nähe anziehen und verschlingen.

Im Zentrum der Milchstraße könnte solch ein Gierschlund lauern, der beständig Gas- und Staubwolken an sich zieht. Während das Gas in einer Art Strudel in das Schwarze Loch stürzt, heizt es sich in seinem "Todeskampf" noch einmal auf - und setzt jene Energiemengen frei, die die Forscher messen können. Aber so ganz genau weiß das heute niemand.

Genauso wenig, wie die genaue Zahl aller Galaxien im Universum bekannt ist. Schätzungen belaufen sich auf mehr als 100 Milliarden. Ein Physiker hat das mal mit gefrorenen Erbsen verglichen: eine Menge, die einen Konzertsaal wie die Berliner Philharmonie füllen kann!

Vereinigung zu Galaxien-Verbänden

Galaxien: Ein Arm der Spiralgalaxie ist nach oben gezogen (Pfeil), möglicherweise durch einen Zusammenstoß mit einer anderen Galaxie
Ein Arm der Spiralgalaxie ist nach oben gezogen (Pfeil), möglicherweise durch einen Zusammenstoß mit einer anderen Galaxie
© NASA

Bei so vielen Galaxien wundert es nicht, dass auch sie sich zu größeren "Verbänden" vereinigen. Unsere Milchstraße etwa bildet mit rund 30 anderen Galaxien einen so genannten Galaxienhaufen, die "Lokale Gruppe". Ein Winzling im Vergleich zum "Virgo-Haufen", der etwa 2500 Galaxien hat; und der "Coma-Haufen" zählt sogar 10000 Galaxien.

Eine kosmische Geburt

Beim Super-Crash vom September 2004 sind nun zwei solcher Haufen zusammengeknallt. Für die Forscher ist das, als hätten sie einer kosmischen Geburt zugeschaut. Nun können sie beobachten, wie sich draußen im All ein ganz neuer Galaxienhaufen formt - "Abell 754", eines der größten Gebilde im Universum überhaupt.

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