Albert Uderzo im Interview
Herr Uderzo, Sie haben einmal gesagt, dass das Arbeiten in der Comic-Branche Sie jung hält. Fühlen Sie sich deshalb im Moment jünger als Ihre 90 Jahre?
Uderzo: Bis vor einem Jahr habe ich mich jünger gefühlt. Seit 2017 fühle ich mich nicht mehr so jung. Ich bin gesundheitlich angeschlagen. Bis dahin hatte ich das Glück, immer gesund zu sein. Dann hat der liebe Gott mir vielleicht sagen wollen, dass es keinen Grund gibt, warum ich immer gesund sein sollte. Jetzt geht es aber schon etwas besser.
Was planen Sie zu Ihrem 90. Geburtstag? Wird es ein großes Fest in Paris geben?
Der Albert-René-Verlag plant eine Art großes Familientreffen mit vielen Leuten, anderen Zeichnern. Ich weiß nicht, wer alles eingeladen ist, aber ich denke, es werden viele sein. Ich hoffe, ich bin an dem Tag nicht krank. Das wäre wirklich Pech.
Vor kurzem haben Sie "Asterix erobert Rom", das Album zum Film, überarbeitet und neu herausgegeben. Was hat Sie bewogen, die Zeichenstifte wieder auszupacken?
Ich habe gar nicht so viel dazu beigetragen. Das Filmmaterial musste albumtauglich gemacht werden. Normalerweise ist es anders herum, man macht ein Album und dann einen Film daraus. "Asterix erobert Rom" war als Film konzipiert, erst danach wollten wir ein Album daraus machen. So ist das, wenn man Comics macht. Man wählt als Ausgangspunkt entweder die Album- oder die Filmversion.
Die Asterix-Reihe wird inzwischen von zwei neuen Autoren fortgesetzt. Fehlt Ihnen das Zeichnen von Comics?
Nein, jetzt nicht mehr. Irgendwann musste ich ja mal in den Ruhestand gehen. Vor neun Jahren habe ich beschlossen aufzuhören. Wir hatten das Glück, dass wir zwei großartige Autoren gefunden haben, einen für das Szenario und einen für die Zeichnungen. Am Anfang merkte man ihnen an, dass sie sich erst mal auf die Reihe einstellen mussten. Jetzt geht es ihnen leicht von der Hand, und das merkt man auch. Darüber bin ich sehr froh und dankbar.
Sie haben einmal gesagt, die Asterix-Reihe fremden Autoren zu überlassen sei ein bisschen so, als würden Sie einen Sohn zur Adoption freigeben. Wie geht es Ihnen jetzt mit dem Riesenerfolg, den Ferri und Conrad haben?
Ich finde das toll. Wenn sie keinen Erfolg hätten, hätte Asterix keine Leser mehr, und den Lesern haben wir wie gesagt alles zu verdanken. Ich kann diesen Erfolg nur anerkennen und mich darüber freuen. Hätten wir keinen Erfolg gehabt, hätten wir nicht weitergemacht, das ist klar. Aber der Erfolg ist ungebrochen, gerade in Deutschland. Das ist ein großes Glück für uns.
Der 37. Band erscheint im Oktober. Kontrollieren Sie die Arbeit Ihrer Nachfolger, geben Sie Ihnen Tipps und Ideen?
Nein, nein. Zu Beginn habe ich ein paar Anmerkungen gemacht, zu den Zeichnungen, nicht zum Text. Einige Zeichnungen mussten noch mal angefasst werden. Aber das ist jetzt nicht mehr notwendig, sie haben die Figuren gut im Griff. Ich kenne das Album und habe seine Entstehung mitverfolgt. Das Ergebnis ist tadellos. Die Leser können ganz beruhigt sein: Sie werden nicht enttäuscht werden.
Inzwischen ist bekannt, dass das neue Album in Italien spielen wird. Warum sind Asterix und Obelix in all den Jahren nur in Rom und niemals in anderen Städten Italiens gewesen?
Das Gleiche habe ich mich auch gefragt, als ich von dem neuen Album erfuhr. Ich sagte mir: „Wie dumm von mir! Da war ich immer auf der Suche nach neuen Ideen und habe nie an ein Wagenrennen in Italien gedacht!“ Dabei liebe ich Autos und Autorennen und kenne mich sehr gut damit aus, da hätte ich doch eigentlich darauf kommen können. Aber nichts da! [lacht] Zum Glück haben die beiden mir das abgenommen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Planen Sie einen neuen Asterix-Film?
Ja, es wird zwei neue Filme geben, die aktuell produziert werden. Das eine wird eine Realverfilmung, also mit Schauspielern, und das andere ein Zeichentrickfilm, der von dem französischen Fernsehsender M6 produziert wird. Heute Nachmittag treffe ich die Leute, die die Realverfilmung drehen.
Um welches Asterix-Abenteuer wird es dabei gehen?
Ein ganz neues Asterix-Abenteuer, das speziell für diesen Film geschrieben wurde. So, jetzt habe ich Ihnen alles erzählt. Herzliche Grüße an alle Leser in Deutschland!