Anzeige
Anzeige

Meine Schule und ich,Teil 2: Ecuador

Schulbusse gibt es in Ecuador nicht. Deshalb muss Margoth Titumaita jeden Morgen in aller Frühe über die Berge zur Schule gehen - ein kalter und langer Weg. "Ich laufe sehr schnell, damit mir warm wird", sagt die Zwölfjährige und weiß noch viel mehr Spannendes zu erzählen

Inhaltsverzeichnis

Ich bin:

Margoth Titumaita, 12 Jahre, 6. Klasse, Escuela Particular, Comunidad ChitaChaka, 25 Schüler (Klassen 1-6), 1 Lehrer

Vor der Schule Ziegen füttern

Der Unterricht in unserer Schule fängt morgens um halb acht an, aber ich muss schon um fünf Uhr aufstehen, weil ich vorher die Hühner, Meerschweinchen und Ziegen füttere. So früh ist es noch dunkel und kalt, denn unser Bauernhof liegt auf fast 4000 Metern Höhe in den Anden. Ungefähr eine Stunde brauche ich bis zur Schule. Ich laufe sehr schnell, damit mir warm wird. Unterwegs treffe ich meine Freunde, sie kommen von überall her, denn die Häuser in ChitaChaka stehen sehr weit auseinander. Unsere Schule liegt in einer Schlucht, der Berg hinter ihr steigt steil nach oben an, der Berg vor ihr auch, und Fremde sagen: "Was? Da musst du hoch?" Aber das ist doch normal!

Eltern haben die kleine Schule selbst gebaut

Unsere Eltern haben die Schule selbst gebaut, vor zehn Jahren. Damals konnte man nicht einmal mit dem Auto zu uns fahren, weil es keine Brücke über den Bach gab. Also haben die Eltern die Steine und die Balken auf dem Rücken geschleppt oder auf Esel geladen. Das muss schwer gewesen sein. Obwohl: Groß ist unsere Schule wirklich nicht! Sie hat nur zwei Räume. In einem sitzen wir, die 25 Schüler. Jede Stuhlreihe ist eine Klasse. In der sechsten Klasse sind wir zu viert, ich bin zwölf Jahre alt und die Älteste in unserer Schule. Wir alle haben nur einen Lehrer, der wohnt im Raum neben unserer Klasse.

In der Küchenhütte wird Gerstenbrei gekocht

Dann steht da noch die Küchenhütte. Jeden Tag kommt eine von unseren Müttern und kocht über offenem Feuer für uns. Meist essen wir in der Pause um zehn Uhr Gerstenbrei mit Zucker. Dann halten wir besser durch, bis die Schule um ein Uhr vorbei ist.

Die Sprache der Indianer

Wir haben jeden Tag Unterricht in zwei Fächern, zum Beispiel nur Spanisch und Mathematik, oder Naturkunde und Kichwa. Kichwa ist eines der besonderen Fächer an unserer Schule. Meine Eltern sprechen kein Kichwa mehr, und das ist doch schade, sagt mein Vater, weil Kichwa die Sprache der Indianer ist, zu denen wir gehören. Ich verstehe es ganz gut, weil meine Großeltern es können. Mein Vater und meine Mutter können nicht lesen und schreiben.

Im Schulgarten lernen

Ich glaube, unsere Eltern sind stolz auf die Schule, weil sie die selbst gebaut haben. Es ist keine staatliche Schule, wir nennen sie "escuela particular" - die besondere Schule. Unsere Eltern und der Lehrer wollen, dass wir Dinge lernen, die man braucht, wenn man hier oben in den Bergen lebt. Zum Beispiel, wie man den Boden auf unseren Feldern fruchtbarer machen und welches Gemüse man gut anbauen kann. Wir haben sogar einen Schulgarten, und in dem haben wir manchmal auch Unterricht.

Lieblingsfächer: Lesen und Schreiben

Am liebsten lese und schreibe ich; das ist auch wichtig, um etwas zu verstehen, wenn man mal in die Stadt fährt. Die Schule dauert sieben Jahre. Dann bin ich 13 Jahre alt und werde meinen Eltern auf unserem Hof helfen. Ich denke, ich werde Bäuerin. Wie meine Mutter.

Und so geht's weiter

Im nächsten Teil unserer Serie geht's in den hohen Norden. Von ihrer Schule in Finnland berichtet dann Hanna Linderoos, 12 Jahre.

Mit GEOlino in ferne Klassenzimmer reisen

Hier teilt sich eine ganze Klasse drei Englischbücher

Über die Berge zum Unterricht

Wo Lehrer mit "Du" angesprochen werden

GEOLINO Nr. 10/03 - Woher die ersten Menschen kamen

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel