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Mit Muskelkraft bis nach oben
Ulrich Simon strahlt, wenn er vom Baumklettern erzählt. Hoch oben in den Wipfeln fühlt er sich pudelwohl. Kein Wunder, schließlich klettert er schon seit vielen Jahren - nicht zum Spaß, sondern von Berufswegen. Ulrich Simon ist Biologe. Seine Abschlussarbeit hat er über Spinnen an Baumstämmen geschrieben. Schon damals quälte ihn eine Frage: "Was tut sich weiter oben im Baum?" Der neugierige Bayer beschloss, dieses Geheimnis zu lüften.
Baumkletterer aus Leidenschaft
In einer Zeitschrift entdeckte er einen Artikel über den Wissenschaftler Don Perry. Der hatte für die Tropen eine Technik entwickelt, um in den Baumkronen herumklettern zu können. Ulrich Simon war begeistert und beschloss Perrys Baumkletter-Technik in deutschen Wäldern auszuprobieren. Das klappte prima und Simon wurde zum Baumkletterer aus Leidenschaft.
Das alles ist mittlerweile schon ein paar Jahre her. Ulrich Simon hat inzwischen schrecklich viele Baumwipfel gesehen und weiß deshalb: "Da oben ist irre viel los." Zum Beispiel gibt es dort Ameisen, die den Waldboden nie zu Gesicht bekommen. Ihre Ameisenkönigin hat Flügel. Sie kann ihre Eier ganz einfach dreißig Meter über dem Waldboden ablegen. Die kleinen Ameisen kommen hoch oben zur Welt. Ihr Revier: Baumstamm, Äste und Nadeln eines Nadelbaums - der Douglasie. Nach unten zur Erde krabbeln die kleinen Ameisen nie. Wäre ja auch viel zu weit. Und zu futtern gibt es auch in der Baumkrone genügend. Da wäre zum Beispiel die Douglasien-Wolllaus. Die Ameisen melken die winzigen Krabbler wie wir Menschen Kühe melken.
Wie geht's auf den Baum
Und wie kommt der Biologe selber auf den Baum? Mit Hilfe eines Seils! Dazu schießen er oder einer seiner Kollegen mit einer Armbrust einen Faden über einen besonders stabilen Ast des Baumes. Daran kann Ulrich Simon dann mit Hilfe von zwei Kletterhilfen aus Metall und einer Fußschlinge nach oben klettern. Ganz einfach eigentlich, aber auch ganz schön anstrengend. Gut, dass Ulrich Simon soviel Übung hat.
Damit auch andere Menschen den Geheimnissen der Baumwipfel auf die Schliche kommen, zeigt Ulrich Simon ihnen, wie sie die Stämme hoch klettern und was sie dort oben entdecken können. Zusammen mit seinem Biologen-Kollegen Martin Goßner bietet er Kurse im Baumklettern an. Dabei haben die beiden eines schnell festgestellt: "Kinder sind die besseren Baumkletterer." Denn während Erwachsene oft erst einmal dumm gucken, wenn sie in der Baumkrone sitzen, stellen die Kids gleich clevere Fragen. "Wie kommen die Löcher ins Blatt?", zum Beispiel. In solchen Fälle zieht Kletterlehrer Simon dann eine Lupe aus einer seiner vielen Taschen. Damit lässt sich schnell herausfinden, wer am Blatt genagt hat. Und wenn Ulrich Simon dann eine Raupe entdeckt, erklärt er den kleinen Kursteilnehmern, dass der Winzling den Baumstamm nicht hinauf krabbeln musste, sondern an einem Flugfaden in die Wipfel schweben konnte. Ziemlich bequem also.
Regenwürmer in luftiger Höhe
Das findet auch der Biologe selber toll, denn obwohl er schon seit vielen Jahren auf Bäume klettert, hat Ulli die Nase noch kein bisschen voll davon. "Es ist jedes Mal wieder spannend", sagt er. "Jeder Baum ist was ganz Besonderes. Keiner ist wie der andere." Und Überraschungen gibt es in den Wipfeln genügend. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass man in dreißig Metern Höhe einen Regenwurm oder eine Assel findet, die man allerhöchstens am Boden erwartet hätte.
Und jetzt kommt der Hammer: Obwohl in den Baumkronen so irre viel los ist, haben sich die Wissenschaftler lange Zeit gar nicht für die Welt hoch über ihren Köpfen interessiert. Sie krebsten am Boden rum und waren eigentlich recht zufrieden mit dem was sich dort tat.
Das haben sie mit vielen anderen gemeinsam. Denn Ulli hat festgestellt: "Die Spaziergänger haben uns nicht mal bemerkt, wenn wir über ihren Köpfen herum gekraxelt sind."
Lust bekommen
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