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Zauberlehrling hilft Obdachlosen

27. Oktober 2003 - Na, habt ihr schon den neuen Harry Potter in die Finger bekommen? Nein? Oder nur auf Englisch? Tja, eigentlich müsst ihr euch noch bis zum 8. November gedulden, um den fünften Band auf Deutsch zu lesen. Aber: Das erste Kapitel gibt's ab sofort. Ja! In vielen Obdachlosen-Magazinen deutscher Großstädte beginnt der Lesespaß schon jetzt

Inhaltsverzeichnis

"Dudley umnachtet" heißt das erste Kapitel aus "Harry Potter und der Orden des Phönix". Wer es lesen möchte, findet es aber in keiner Buchhandlung, dafür an Straßenecken in Hamburg, Hannover, Köln, Dortmund, Münster, Dresden, Düsseldorf, Essen, Kiel, Jena, Rostock, Kassel, Stuttgart und Berlin. Hier verkaufen Obdachlose den Vorabdruck, der in Magazinen wie "Draußen", "Strohhalm", "BoDo", "Hinz&Kunzt" erschienen ist.

Neugier stillen und Obdachlosen helfen

Wer sich ein Heft kauft, stillt nicht nur seine Neugierde auf die neuen Abenteuer von Harry Potter. Mit dem Kauf der Straßenmagazine hilft man zugleich den Obdachlosen, von denen viele keine eigene Wohnung haben. In Hamburg gibt es offiziell rund 1300 Menschen ohne festen Wohnsitz. Da sich aber Betroffene oft gar nicht melden, schätzen die Behörden, dass es in Wahrheit noch viel mehr Männer und Frauen ohne eigenes Zimmer und Bett gibt.

Viele Probleme

Sicher fragt ihr euch, warum haben die denn kein Zuhause? Oft haben die Menschen einfach kein Geld mehr. Oder es geht ihnen sehr schlecht, weil sie ihre Arbeit und ihre Lebenspartner oder gute Freunde verloren haben. Sie sind einsam und nicht selten nehmen sie Drogen, um ihre Probleme zu vergessen. Dadurch wird alles natürlich nur noch schlimmer.

Endlich! Zumindest das erste Kapitel von Harry Potter können die Fans schon jetzt verschlingen. In vielen Obdachlosen-Magazinen findet sich ein Vorabdruck. Wie hier in den Zeisehallen in Hamburg sind die Zeitungen seit Samstag beliebter denn je
Endlich! Zumindest das erste Kapitel von Harry Potter können die Fans schon jetzt verschlingen. In vielen Obdachlosen-Magazinen findet sich ein Vorabdruck. Wie hier in den Zeisehallen in Hamburg sind die Zeitungen seit Samstag beliebter denn je
© Frederika Hoffmann

Ein kleines Gehalt

Die Straßenmagazine wollen diesen Menschen helfen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Erfahrene Journalisten schreiben darin die meisten Geschichten. Aber auch die Obdachlosen selbst informieren über ihren Alltag und ihre Probleme. Statt betteln zu gehen, können Obdachlose die fertigen Hefte an Passanten verkaufen und einen Teil des Erlöses behalten. In Hamburg sind es 80 Cent pro Heft.

JK Rowling hilft auch

Weil JK Rowling diese Idee unterstützen möchte, hat sie den Straßenmagazinen der Obdachlosen in Deutschland erlaubt, das erste Kapitel abzudrucken. Die Produzenten von "Hinz&Kunzt" in Hamburg freuen sich sehr. Normalerweise verkaufen sie pro Monat etwa 70000 Exemplare ihrer Zeitung. Diesmal sollen es mit Hilfe von Harry, Ron und Hermine 100000 oder vielleicht sogar 150000 Stück werden!

Mut zu fragen

Ihr habt also eine tolle Gelegenheit, Menschen in Not zu helfen und gleichzeitig eure Leselust zu befriedigen. Deshalb schaut euch in eurer Stadt um, ob es auch dort ein Obdachlosen-Magazin gibt, in dem Harry auf euch wartet. Und falls ihr nun mehr über Obdachlose wissen möchtet, die Verkäufer erzählen euch gerne über ihre Situation und beantworten eure Fragen - nur Mut!

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Hinz&Kunzt ist das Straßenmagazin der Hamburger Obdachlosen. Hier erfahrt ihr mehr über ihr Leben, Probleme und warum es diese Zeitungen gibt.

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