In der Schule der zehnjährigen Anne (Maria Annette Tanderød Berglyd) geht es zu, wie in den meisten Schulen auf der Welt: Da gibt es Streber und Klassenclowns, Träumer, Zuspätkommer und hübsche Mädchen, die sich für etwas Besseres halten. Und dann gibt es eben Anne. Sie hat ihren eigenen Kopf und genießt das Leben in vollen Zügen: rast mit ihrem Mountainbike herum, besiegt ihren Bruder Ole (Torkil Hoeg) im Armdrücken oder klettert auf Bäumen herum. Manchmal stiehlt sie die Hosen ihres Bruders, weil sie findet, dass sie cooler aussehen als die eigenen.
Doch in der Schule gehört Anne zu den Außenseitern - ebenso wie ihre beste Freundin Beate (Aurora Bach Rodal). Die hat rote Haare und wohnt bei ihrer sehr strengen Großmutter. Gemeinsam gehen beide Mädchen durch dick und dünn. Und so kommt es, dass Anne die Erste ist, die erfährt, dass ihre Freundin in Einar (Sigurd Saethereng) verliebt ist. Natürlich unterstützt sie Beate in Liebesfragen, auch wenn sie selbst glaubt, Liebe sei eher etwas für Erwachsene.


Annes Einstellung ändert sich, als Philipp (Otto Garli) in das alte Spukhaus am Ende der Straße zieht. In diesem Haus - so wird gemunkelt - geht der Geist einer Frau um, die sich einst aus unerfüllter Liebe ins Meer gestürzt haben soll. Anne will Philipp davor warnen, denn wenn sie ihn ansieht, kribbelt es so komisch in ihrem Bauch. Der Fall ist klar: Anne liebt Philipp. Doch als ihre Mitschülerin Ellen (Vilde Frederiksen Verlo), die ebenso hübsch wie arrogant ist, ebenfalls Interesse an ihm zeigt, sieht Anne ihre Chancen schwinden. In der Not begeht sie einen folgenschweren Fehler: Sie schwindelt Philipp an und setzt damit nicht nur ihn, sondern auch die Freundschaft zu Beate aufs Spiel.
Mehr als ein Mädchenfilm
"Anne liebt Philipp" basiert auf einem Jugendbuch der norwegischen Autorin Vigdis Hjorth, das erstmalig 1984 erschien und 2001 auch auf den deutschen Markt kam. Auffällig dabei ist, dass sich in jeder Erscheinung die Namen der Protagonisten ändern. So stieg das Original unter dem Titel "Jørgen + Anne = sant" im skandinavischen Raum zum Bestseller auf, die deutsche Ausgabe heißt aber "Tilla liebt Philipp". Warum für den Kinofilm - der jetzt auf DVD erschienen ist - erneut ein neuer Name verwendet wurde, bleibt wohl ein Geheimnis.
"Anne liebt Philipp" wurde von der norwegischen Nachwuchsregisseurin Anne Sewitsky in Szene gesetzt und überzeugt mit einer warmherzigen Erzählweise. Die erste Liebe sowie die üblichen Probleme und Freuden der Jugend werden behutsam und glaubhaft präsentiert. Dabei verläuft sich Sewitsky nicht in den Klischees typischer Mädchenfilme, sondern gibt Einsicht in die bisweilen komplizierte Gefühlswelt junger Mädchen.
Als großartige Besetzung entpuppt sich dabei Maria Annette Tanderø Berglyd, die als Anne eine herausragende schauspielerische Leistung erbringt. Sie verkörpert sowohl die verträumte, als auch die wilde Seite der Protagonistin ausgezeichnet. Ebenfalls sehr glaubwürdig und bisweilen zauberhaft kitschig spielt Aurora Bach Rodal die Beate. Vilde Frederiksen Verlo als Feindbild Ellen ist derart unsympathisch gelungen, dass man als Zuschauer unvermittelt die Abneigung der Protagonistin teilt. Die ausgezeichneten Jungschauspieler tragen den Film zum größten Teil und ein geschickter Mix von emotionalen und spannenden (und auch ein wenig kitschigen) Bildern runden ihn ab.

Auffällig ist, dass Anne Sewitzky auf die knallbunte Optik verzichtet, die sonst häufig in sogenannten Mädchenfilmen eingesetzt wird. Im Gegenteil wirken besonders die Passagen rund um die Geschichte des Spukhauses und jene um die Schwierigkeiten der ersten Liebe fast tragisch und dunkel. Dennoch gerät der Film nie zu düster und behält seine positive Stimmung.
Fazit
"Anne liebt Philipp" ist ein herzerwärmender und zurecht schon mehrfach preisgekrönter Jugendfilm, der mit hervorragenden Jungschauspielern und gefühlvoller Erzählweise überzeugt. Die Geschichte ist authentisch, detailverliebt und längst nicht nur etwas für Mädchen. Eine echte Empfehlung!
