Kennt ihr noch den witzigen Waschbären Richie, der in „Ab durch die Hecke" dem Braunbären Vincent die Wintervorräte stiehlt? Zusammen mit seinen Freunden, der Schildkröte Verne, dem Eichhörnchen Hammy und dem Stinktier Stella, erlebt er spannende Abenteuer. Sobald die Dunkelheit einbricht, versuchen die tierischen Kumpels, Vorräte bei den Menschen zu stibitzen, um den Bären zu besänftigen.
Auch in der freien Natur ist der Waschbär nachtaktiv. Auf seinen nächtlichen Streifzügen durch die Wälder ist er allerdings nicht mit Schildkröten oder Stinktieren anzutreffen. Dabei ist der Waschbär kein Einzelgänger, wie lange angenommen wurde. Vielmehr leben die putzigen Säugetiere in kleinen Gruppen. Nur bei der Aufzucht des Nachwuchses geht die Mutter den Artgenossen aus dem Weg. So schützt sie die Kleinen vor dem Revierverhalten der Männchen.
Denn im Februar werden die Rüden jedes Jahr unruhig. Sie ziehen in ihren Streifgebieten umher und umwerben die Fähen – so werden die Weibchen genannt. Mehrere Nächte verbringen die Partner zusammen. Nach der Paarung bleibt das Weibchen alleine zurück und bereitet sich auf die Geburt vor.
Nach einer Tragzeit von zwei Monaten bringt die Waschbärenmutter im Frühling ihren Nachwuchs zur Welt. Die bis zu vier Jungen sind bei der Geburt noch blind. Erst nach drei Wochen öffnen sie erstmals die Augen und erblicken ihre Mutter. Die kümmert sich liebevoll um sie. Sie legt die Kleinen immer wieder auf ihren Bauch, damit sie leichter an die Milch gelangen. So wird aus den 60 Gramm, die die Babys bei der Geburt wiegen, schnell ein Kilogramm, wenn sie nach zwei Monaten das erste Mal die Wurfhöhle verlassen.
Kleine Schleckermäuler
Obwohl die Waschbärenkinder nun noch weitere zwei Monate von der Mutter gesäugt werden, erkunden sie schon bald auf eigenen Beinen neugierig ihre Umwelt. Jeder Baum und jeder kleine Bachlauf ist interessant. Dabei schaut sich der junge Nachwuchs spielerisch das Jagdverhalten der Mutter ab. Diese zeigt den Kleinen, wo sie am Fluss Futter finden. Die Gabe, die Forellen zu fangen, ist ihnen allerdings schon angeboren. Im flachen Wasser tasten die Waschbären geschickt mit ihren Pfoten nach den Fischen. Daher hat der Waschbär, der auch prima schwimmen kann, übrigens ursprünglich seinen Namen bekommen.
Waschbären sind richtige Schleckermäuler. Neben Fischen gehören Wildfrüchte, Mais, Bucheckern und Insekten zu ihren Leibspeisen. So fressen sich die Tiere, die 16 Jahre alt werden können, im Laufe der Zeit schnell bis zu neun Kilogramm an.
Waschbären suchen sich ein Zuhause
Die ersten bunten Blätter kündigen im Herbst den allmählichen Abschied der kleinen Waschbären von ihrer Mutter an. Während die Weibchen ein Leben lang in ihrer Nähe bleiben, ziehen die Männchen weiter und suchen sich ein eigenes Territorium.
Waschbären kommen eigentlich nicht aus Europa. Ursprünglich waren sie nur in Nordamerika beheimatet. Erst seit 1934 gibt es freilebende Waschbären in Deutschland. Damals setzte ein Förster am Edersee in Hessen zwei Waschbärenpaare aus. Nachdem einige Jahre später weitere Tiere aus einem Wildgehege entwichen, verbreiteten sich die Waschbären rasch und gründeten eine große Kolonie. Heute leben in ganz Deutschland um die 400.000 Waschbären. Nur mit viel Glück könnt ihr die putzigen Tiere jedoch im Wald entdecken, denn am Tage verstecken sich die nachtaktiven Bären gerne in hohlen Bäumen und verlassenen Fuchsbauten.