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Huskys - die unermüdlichen Eisflitzer

Wo andere ins Auto steigen, spannen Inuit ihre Schlittenhunde an. An der eisigen Küste Grönlands sind Mensch und Husky unzertrennlich. Doch nicht nur zur Arbeit werden die Hunde benötigt

Morgens um neun erwacht auf dem Eis in Qaanaaq das Leben. Es jault und kläfft, heult und bellt aus rauen Kehlen. Verschneite Wollknäuel reißen an ihren Leinen. Weiße Kristalle wirbeln vor nassen Schnauzen, und ein nervöses Vibrieren liegt in der Luft. Ein gutes Zeichen. Duneq guckt zufrieden unter seiner Fellkapuze hervor. Der Jäger aus dem Nordwesten Grönlands weiß: Nun kann er seine Huskys vor den Schlitten spannen. Denn die Schlittenhunde wollen nur noch eines - endlich losrennen!

Wenig später ist ein zehnköpfiges Rudel vor das Schneegefährt gespannt. Die Peitsche knallt. Und nebeneinander, in der Fächer-Formation, hecheln die 20 Kilogramm schweren Hunde übers Eis. Duneq auf dem Schlitten steuert. Manchmal ruft er: "Iu, iu, iu". Dann fliegen die Tiere scharf nach links wie ein Eissegler im Sturm. "Ili, ili, ili" - und die Formation saust geschlossen nach rechts.

Duneq ist ein Inuit. Und die Inuit, die Einwohner Grönlands, sind schon vor langer Zeit auf den Hund gekommen. Allein des Klimas wegen. In der endlosen Eiswüste können die Temperaturen nachts auf unter minus 30 Grad sinken. Gewöhnliche Lasttiere wie Pferde oder Esel würden sich unter diesen Bedingungen schnell in Frostbeulen verwandeln.

Huskys hingegen sind für das Leben im Eis gemacht: Wie ihre Vorfahren, die Wölfe, haben sie noch das innen behaarte Stehohr. Ein buschiger Schwanz, vor die Nase gelegt, wärmt nachts die stechend kalte Atemluft. Und ihr kräftiger Körper ist mit einer feinen Unterwolle und einem hartem Oberfell gleich doppelt verpackt.

Auch die Zähigkeit der Energiebündel ist legendär: Weil die Inuit früher glaubten, dass hungrige Hunde besser arbeiten als satte, bekamen ihre Helfer oft fünf Tage lang nichts zu fressen. Die Huskys rannten trotzdem. Über Hunderte von Kilometern! Rannten und rannten. Man zog ihnen die Zähne, damit sie Zuggeschirre und Seile nicht zerbeißen konnten. Und sie rannten immer noch.

Kein Wunder, dass die Huskys auch auf Expeditionen eingesetzt wurden. Als der Norweger Roald Amundsen 1911 als erster Mensch zum Südpol vordrang, nahm er 52 Schlittenhunde mit. Er war einen Monat schneller als sein Konkurrent Robert Scott, der seine Lasten von Pferden ziehen ließ.

Duneq hat erst einmal genug. Ein paar Zurufe, ein Ruck an der Leine - und er hat sein Gespann gekonnt auf dem Eis geparkt, seinem Jagdgebiet. Unter der Oberfläche schwimmen hier Robben und Fische und tranige Walrösser, die so dick sind, dass sie einer Familie Speck für mehrere Wochen liefern. Duneq bindet Wanda los, seine beste Jägerin. Mit der Nase spürt die Hündin über das Eis. Schnüffelt. Bellt, als sie die Atemlöcher von Robben im Eis entdeckt. Hier! Duneq hackt ein Loch und legt sich mit seiner Harpune, dem traditionellen Jagdgerät der Inuit, auf die Lauer.

Duneq und seine Hunde bilden ein eingespieltes Team. Mit Liebe zwischen Mensch und Tier hat das jedoch wenig zu tun - eher mit einer Zweckgemeinschaft: Schon oft sind Huskys im Kochtopf der Inuit gelandet, wenn der Fisch knapp war. Und noch heute werden schwache und alte Tiere getötet und zu weichen Kapuzen verarbeitet.

Immerhin haben die Jungen noch Schonzeit. Als das Gespann mit dem schweren Holzschlitten lospreschte, kümmerte sich sofort ein Inuitmädchen um Wandas Welpen Loki und nahm das drei Monate alte Fellknäuel zum Spielen mit ins Haus. Nun ist Wanda zurück, und der Wildfang springt seiner Mutter entgegen. Wenn er sieben Monate alt ist, wird er zur Ausbildung mit erfahrenen Hunden laufen und lernen müssen, der bis zu acht Meter langen Peitsche zu gehorchen. Als Belohnung gibt es dann rohes Robbenfleisch

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