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Jeder Hundebesitzer kennt das Problem: Beim Gassigehen macht Bello an Hausecken und Laternenpfählen Halt, um sein Bein zu heben. Klar, dies gehört zu seinem angeborenen Verhalten, denn Hunde sind Lauftiere: Von Natur aus benötigen sie viel Bewegung und Anregung. Das heißt, sie müssen "Nachrichten" erschnüffeln, die andere Vierbeiner hinterlassen haben - und natürlich selber Markierungen setzen.
Auskunftsfreudige Duftnoten
In dem unverwechselbaren Urin jedes Hundes befinden sich Stoffwechselprodukte und spezielle Duftstoffe. Diese verraten vorbeistreifenden Artgenossen, ob der "Übeltäter" männlich oder weiblich, gesund oder krank, friedliebend oder aggressiv ist. Und sogar noch viel mehr: Auch über sein Alter geben sie bereitwillig Auskunft und welcher Familie er angehört.
Gerüche grenzen Reviere ab
Die duftende Visitenkarte kommt auch zum Einsatz, wenn Tiere - beispielsweise Wölfe, Hirsche, Antilopen oder Raubkatzen - ihre Reviere chemisch einzäunen. Als Botenstoffe dienen Absonderungen aus bestimmten Drüsen. Diese so genannten Pheromone sind kleine, flüchtige Teilchen, die schon in kleinsten Mengen ihre Wirkung entfalten "Achtung! Betreten verboten!" lautet deren unmissverständliches Signal an Artgenossen. Die Konkurrenten sollten aufgrund dieses Warnhinweises schleunigst das Weite suchen. Sonst wird im Zweikampf entschieden, wer die Nase vorn hat.
Alarm! Zu Hilfe!
Gerüche halten im Tierreich nicht nur aggressives Verhalten im Schach, sondern können es auch hervorrufen. So verfügen Bienen in ihrem Stachelapparat über einen Alarmduftstoff. Diesen können sie bei einem Stich, aber auch bei drohender Gefahr freisetzen. Wehe, Ruhestörer oder Honigräuber wollen sich an den Aufpasserinnen am Stockeingang vorbeischleichen! Dann rufen die Wachtposten alle Mitbewohnerinnen mit dem Warnsignal zu Hilfe. Und in Kürze hat der Eindringling den gesamten Schwarm am Hals.
Eklige Waffe aus dem Hintern
Auch das Stinktier greift im Notfall zur chemischen Waffe und macht dann seinem Namen alle Ehre. Seinen Gegner bespritzt es mit einer öligen Flüssigkeit aus einer Drüse am Hintern mit erstaunlicher Treffsicherheit - sogar noch aus vier Metern Entfernung! Und dieses übel riechende Spray verfehlt keineswegs seine Wirkung: Umgehend ergreift der Feind die Flucht.
Immer der Nase nach zum Weibchen
Doch Tiere setzen Geruchsstoffe nicht nur zu Verteidigungszwecken ein. Dank dufter Liebesbotschaften finden viele Männchen und Weibchen zur richtigen Zeit zueinander, um sich zu paaren. So erkennen die männlichen Insekten die Lockstoffe der Damenwelt mitunter kilometerweit. Das Paradebeispiel für diese empfindliche Nachrichtenübermittlung ist der Seidenspinner - ein Nachtfalter mit riesigen Antennen als Riechorgan. Spürt das Männchen ein einziges Teilchen der Duftsubstanz in der Luft auf, hebt es sogleich gezielt ab.
Duftes Liebesgeflüster unter Wasser
Und diese "stille Post" funktioniert tadellos - und zwar nicht nur zu Lande, sondern auch unter Wasser. Gewöhnlich können sich Hummer nicht riechen und würden sich mit ihren gefährlichen Scheren angreifen. Hier ist für das Weibchen also Vorsicht geboten, wenn es sich mit einem Männchen paaren will. Vor der "Hochzeit" versendet es deshalb Duftstoffe, um den aggressiven Partner zu besänftigen. Und dank der Liebesbotschaft gewährt der Hummermann der Dame bereitwillig in seiner Höhle Unterschlupf - statt sie zu verspeisen.
Gerüche als Orientierungshilfe
Einige Tiere würden auf Nahrungssuche mitunter kopflos in der Gegend herumirren, wenn ihnen nicht Gerüche die Richtung anzeigen würden. Zur Futterquelle spazieren Ameisen auf einer Duftspur entlang, die ihre Kundschafter vorab ausgelegt haben. Auch hungrige Insekten nutzen die riechbaren Wegweiser der Blüten, um sich nicht zu verfliegen. Und Lachse folgen immer ihrer Spürnase nach, um zum Laichen sicher in ihre Heimatgewässer zurückzufinden. Selbst Jahre später erkennen sie den vertrauten Chemiecocktail aus ihrer Jugend wieder.