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Taschenlampe im Bauch
Tagsüber vergraben sich die Tintenfische mit dem Zungenbrecher-Namen Euprymna scolopes im Meeresboden vor den Küsten Hawaiis. Nur nachts kriechen sie hungrig aus ihren Verstecken im Sand, um Krebse und Schnecken zu jagen. Dabei umschlingen sie die Opfer mit ihren Fang-Tentakeln und lähmen sie mit einem Gift. Doch wie, so fragten sich Meeresbiologen bislang, spüren die langarmigen Räuber im Dunkeln überhaupt ihre Beute auf?
Taschenlampe im Bauch

Praktischerweise mit einer eigenen "Taschenlampe", die sich auf der Unterseite ihres Körpers befindet! Wie mit einem Scheinwerfer leuchten sie damit das Meer aus. Und gleichzeitig tarnt die eingebaute Laterne den nächtlichen Jäger. Denn bei hellem Mond- oder Sternenlicht verhindert sie, dass der Tintenfisch einen Schatten wirft und dadurch seinerseits für Fressfeinde sichtbar wird.
Wie ein Glühwurm unter Wasser
Natürlich funktioniert die Tintenfisch-"Glühbirne" nicht mit elektrischem Strom. Stattdessen wird sie von winzigen Leuchtbakterien angetrieben, die eine Substanz namens Luciferin chemisch spalten und dabei aufflackern - ähnlich wie Glühwürmchen. Die strahlenden Mikro-Organismen bewohnen das so genannte Leuchtorgan des Meerestieres. Amerikanische Forscher um Wendy Crookes von der Universität Hawaii haben dieses Körperteil nun einmal näher unter die Lupe genommen.

Reflektoren in der Haut
Unter ihrem Mikroskop entdeckten sie Säulen von silbernen reflektierenden Plättchen, die das Leuchtorgan umgeben. Jene Stapel bestehen aus ungewöhnlichen Bausteinen - einer bislang unbekannten Gruppe von Proteinen, die vier seltene Moleküle in sich tragen. Diese besonderen Eiweißstoffe tauften die Wissenschaftler auf den Namen "Reflektine". Mithilfe der übereinander geschichteten Plättchen werfen die Tintenfische das von den Bakterien erzeugte Blitzlicht nach unten, Richtung Meeresboden. Das reflektierende Gewebe sitzt aber auch noch an anderen Stellen in der Haut des Tintenfisches, zum Beispiel über seinen Augen.
Eine Idee für Erfinder?

Vermutlich sind diese Reflektoren einzigartig unter Tintenfischen, Kraken und anderen Angehörigen aus der Gruppe der Kopffüßer, spekulieren die Forscher. Denn viele andere wasserbewohnende Lebewesen setzen ihre Reflektoren aus Kristallen zusammen. Ob die natürlichen Protein-Reflektoren nun wohl menschliche Erfinder anregen werden, ähnliche Strukturen nachzubauen, um sie für technische Anwendungen zu gebrauchen?
(Mehr Informationen auf Englisch in: Science, Bd. 303, S. 235-238, 2004)