Inhaltsverzeichnis
Was ist Gentechnik?
Politiker sein ist manchmal gar nicht leicht. Zum Beispiel für die Verbraucherschutz-Ministerin. Die heißt Renate Künast und gehört zur Partei der "Grünen". Und nun muss sie den Weg frei machen für genetisch veränderte Lebensmittel. Dabei ist die Gentechnik für die "Grünen" eigentlich ein rotes Tuch. Und prompt wurde sie auch für ihren neuen Gesetzentwurf kritisiert, der den Anbau von Gen-Pflanzen in Deutschland regeln soll. Und zwar nicht nur von ihren eigenen Parteifreunden.
Aber der Reihe nach:
Was ist Gentechnik eigentlich?
Seit Jahrtausenden züchten die Menschen Pflanzen und Tiere für ihre eigenen Bedürfnisse. Das Getreide zum Beispiel soll besonders viele Körner liefern und das Vieh viel Fleisch oder Milch. Dazu suchen Züchter immer die besten und kräftigsten Pflanzen und Tiere aus und vermehren sie. Das bedeutet, sie verändern das Erbgut dieser Organismen einfach durch eine ganz strenge Auswahl. Ein Prozess, der Ewigkeiten dauert, bis das Zuchtziel endlich erreicht ist.

Die erste Gen-Tomate
Seit ungefähr 30 Jahren haben Forscher die Möglichkeit, das Erbgut von Lebewesen direkt zu verändern. Dazu schleusen sie einzelne Gene, so heißen die kleinsten Bausteine des Erbgutes, ganz gezielt in einzelne Zellen ein. Aus diesen Zellen züchten die Forscher dann ganze Pflanzen oder Tiere. Und die tragen in jeder Zelle das neue Gen.
Das erste genveränderte Gemüse, das in Amerika auf den Markt kam, war eine Tomate. Die hatten die Wissenschaftler so verändert, dass die reifen Früchte nicht so schnell matschig wurden. Eigentlich ganz praktisch. Oder?
Leuchtende Fische und pflegeleichtes Getreide
Auch mit Tieren haben die Gentechniker experimentiert. Seit dem vergangenen Jahr bietet eine amerikanische Firma einen ganz besonderen Aquarienfisch zum Kauf an: Einen Fisch, der quietschrot leuchtet. Dazu haben die Forscher einem "normalen" Zebrafisch das Gen einer roten Korallen-Art eingepflanzt. Das ist nicht so praktisch, soll aber originell sein.
Gefahren für Mensch und Natur?
Aber auch in der Landwirtschaft spielt die Gentechnik eine große Rolle. Dort versuchen Forscher, Nutzpflanzen so zu verändern, dass sie unempfindlich gegenüber Pflanzenschutzmitteln sind. Die Bauern können die Schädlinge so einfacher vom Getreide oder Gemüse fern halten. Über die Hälfte aller auf der Welt angebauten Soja-Pflanzen sind schon gentechnisch verändert.
Unbekannte Gefahren für Mensch und Natur

Umweltschützer und Grünen-Politiker haben dieselben Argumente gegen Pflanzen, deren Erbgut im Labor verändert wurde: Erstens ist nicht klar, ob von den Pflanzen eine Gefahr für den Menschen ausgeht. Manche Wissenschaftler befürchten, dass diese Pflanzen bei Menschen Allergien auslösen könnten. Vor allem aber ist bisher ungeklärt, was passiert, wenn sich gentechnisch veränderte Pflanzen über den Ackerrand hinaus verbreiten. Oder wenn sich ihr Erbgut mit dem Erbgut der wild lebenden Artgenossen vermischt. Verhindern lässt sich das kaum. Schließlich fliegen Pollen kilometerweit. Und Bienen lassen sich auch nicht vorschreiben, welche Blüten sie besuchen dürfen und welche nicht.
Einkaufen mit der Lupe
Auf die Frage, ob sie selbst schon mal eine Gen-Tomate gegessen habe, antwortete Frau Künast in einem Interview: "Ich weiß es nicht." Sie ist sich aber sicher: "Gentechnik findet auf allen Tellern statt." Schon jetzt essen wir Schokolade und Käse mit gentechnisch veränderten Zutaten. Doch in Zukunft sollen die Verbraucher - also auch die Ministerin - selbst entscheiden können, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen oder nicht: Denn ab Mitte April müssen solche Lebensmittel gekennzeichnet sein. In ganz Europa. Der Hinweis wird aber ziemlich klein gedruckt sein. Also: Brille aufsetzen, Frau Ministerin!
Wer ganz sicher gehen will, kauft Lebensmittel mit dem europäischen Bio-Siegel. In solchen und anderen Bio-Produkten dürfen keine gentechnisch veränderten Bestandteile enthalten sein.