
Der Sibirische Tiger ist die größte Raubkatze der Welt. Sein Lebensraum in den Waldgebieten des nordöstlichen Asiens wird trotz laufender Schutzmaßnahmen immer stärker eingeschränkt. Mehrere Tigerarten sind bereits ausgestorben.
Nun ist am Bikin-Fluss, einem unzugänglichen Gebiet, wo der Sibirische Tiger bisher ungestört leben konnte, eine Autobahn geplant. Dieser Eingriff in das Ökosystem macht dem WWF große Sorgen. Wilderer und illegale Holzfäller können bald problemlos in das Gebiet eindringen und eine Menge Schaden anrichten. Das muss verhindert werden.
Viele Gefahren
Während Sibirische Tiger bis Ende des 19. Jahrhunderts noch weitgehend ungestört in ihrer Heimat lebten, wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 150 Tiere im Jahr geschossen. Außerdem grenzte die neue großflächige Landwirtschaft ihren Lebensraum erheblich ein. Eine weitere Gefahr war der ständig wachsende Bedarf an Tigern für die Tierparks in aller Welt. All diese Gefahren wirkten sich nachhaltig auf den Tierbestand aus - innerhalb von 100 Jahren ging er von 100.000 auf etwa 7.500 Tiger zurück. Leider sind Sibirische Tiger auch heute in ihrer Heimat nicht mehr sicher, obwohl die sowjetischen Behörden schon seit Jahrzehnten gegen ihre Bejagung vorgehen und Schutzreservate eingerichtet haben.
Problem Wilderei
Wilddieberei ist leider immer noch ein großes Problem. Besonders im Winter, wenn die Tiger regelmäßig ihre Wege benutzen und leicht aufzuspüren sind, schlagen die Wilderer zu. Neben Tigerfellen bringen auch ihre Knochen und andere Körperteile viel Geld. Besonders in China, Taiwan und Korea werden sie für die traditionelle Medizin zu Pulver zermahlen, das als Stärkungsmittel gilt. Wenn der Bau der Autobahn am Bikin-Fluss schon nicht gestoppt werden kann, muss auf jeden Fall dafür gesorgt werden, dass die Tiger dort vor Wilderern geschützt werden.
Problem gestörtes Ökosystem

Maßnahmen wie der Bau einer Autobahn sind ein massiver Eingriff in das Ökosystem. Dabei ist ein intaktes Wald-Ökosytem für den Tiger ungemein wichtig. Denn nicht nur ein großer Teil seines Lebensraumes geht durch einen solchen Schritt verloren. Auch der Bestand seiner Beutetiere verringert sich und stellt eine weitere Bedrohung für die Arterhaltung dar. Nur in großen Schutzgebieten, die es zum Glück schon in vielen Staaten gibt, können die Großkatzen noch halbwegs ungestört leben.
Der Sibirische Tiger
Sibirische Tiger sind Einzelgänger, die in ausgedehnten Waldgebieten leben und nur zur Paarungszeit im Winter die Nähe anderer Tiere suchen. Sie halten sich gern am Wasser auf und schwimmen gern. Männliche Tiger sind größer, schwerer und haben einen dickeren Schädel als die Weibchen. Sie können bei einer Schulterhöhe von 115 Zentimetern knapp drei Meter lang werden, eine Schwanzlänge von einem Meter erreichen und 320 Kilogramm schwer werden. Der durchschnittliche Tiger ist jedoch 240 Zentimeter lang. Tigerweibchen bringen nach etwa 100 Tagen zwei bis vier Junge zur Welt. Die Babys wiegen zirka 1500 Gramm und werden etwa ein halbes Jahr lang gesäugt.
Jagdverhalten und Speiseplan
Der Sibirische Tiger ist ein Jäger. Ausgewachsene Tiere brauchen täglich zirka 7kg Fleisch. Auf weichen Pfoten pirschen sie leise und aufmerksam durch ihr Revier. Wie alle Katzen achten sie genau auf Bewegungen und Geräusche. Wenn sie ein Beutetier entdecken, ducken sie sich, schleichen etwa 12 Meter nah heran und stürzen sich dann mit wenigen kräftigen Sätzen auf ihr Opfer. Sie packen es mit den scharfen Krallen, drücken es zu Boden und beißen einmal kräftig ins Genick.
Der Sibirische Tiger erbeutet hauptsächlich große Huftiere, darunter Wildschweine, Rothirsche, Elche und Rehe. Manchmal frisst er aber auch kleinere Nagetiere und sogar Frösche, Fische oder Insekten.

Dickes Fell
Abgesehen von seiner beeindruckenden Körpergröße weist der Sibirische Tiger als nördlichste Unterart der Großkatzenfamilie eine weitere Besonderheit auf: Im Winter wächst ihm ein deutlich längeres und dichteres Fell, denn er ist der einzige Tiger, der mit Schnee klarkommen muss. In seiner Heimatregion kann es -20°C bis -40°C kalt werden!
Revierverhalten
Die Tiger bleiben oft ihr ganzes Leben lang in ihrem Revier, das sie auf diversen Pfaden durchstreichen, die sie sich selbst geschaffen haben. Besonders im Winter, wenn der Schnee an ihren empfindlichen Pfoten verklumpt und manchmal schmerzhafte Wunden verursacht, sind die festgetretenen Wege sehr nützlich für die Tiere.
Normalerweise legen die Tiger täglich bis zu 20 Kilometer zurück, in besonderen Situationen laufen sie aber auch bis zu 100 Kilometer. Meistens streifen sie auf der Suche nach Beute umher.