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Könnt ihr euch vorstellen, dass euer Schulweg durch den Urwald führt? Und ihr dabei den Affen zuschaut, wie sie durch die Bäume turnen? Für Mekonen Gebremariam ist das normal. Er wohnt im Regenwald von Araba Kasha, im Hochland von Äthiopien. Zwei Stunden braucht der 15-Jährige jeden Morgen, bis er die Stadt Bonga erreicht, wo seine Schule steht.
Der Tag beginnt mit einem Feuer
Mekonens Tag beginnt, wenn seine Mutter frühmorgens Feuer macht im "Tukul". So heißen in Äthiopien die runden, mit Stroh gedeckten Hütten, in denen die meisten Leute auf dem Land wohnen. Draußen ist es noch dunkel, und im Wald hängt der Nebel. Die moosbehangenen Bäume vor der Hütte sehen aus wie zottelige Gespenster.

Die Tiere sind auch schon wach
Wenn Mekonen und sein Freund Aweke nach dem Frühstück aufbrechen, hören sie die Geräusche von Wildschweinen oder kleinen Antilopen, die durch das Unterholz Reißaus nehmen. Zu sehen bekommen sie die scheuen Waldbewohner allerdings selten. Nur die neugierigen Stummelaffen lassen sich von den beiden Jungs nicht stören. Und die frechen Paviane, die gern über die Mais- und Hirsefelder von Mekonens Vater herfallen. Wenn die Ernte naht, müssen die Bauern sogar nachts mit Speeren bei den Feldern bleiben und aufpassen, dass die kleinen Räuber nicht alles wegfressen.

"Mein Großvater und mein Onkel erzählen oft, dass hier früher viel mehr wilde Tiere gelebt haben", sagt Mekonen. "Büffel und Elefanten, sogar Löwen. Die Wege durch den Wald waren so dicht zugewachsen, dass man nirgendwo den Himmel erkennen konnte."
Brandrodung erschwert die Landwirtschaft
Doch heute leben in der Gegend von Bonga viel mehr Menschen als früher. Die Bauern haben weite Teile des Waldes gerodet, um Felder anzulegen. Für große Tiere wie Elefanten bleibt da kein Platz mehr. Außerdem schwellen in der Regenzeit, wenn es jeden Tag vom Himmel schüttet, die Bäche an und schwemmen Erde von den Äckern und Weiden. Erst bilden sich kleine Rinnsale, aus denen schnell tiefe Bäche werden. Und mit der braunen Brühe schwimmt immer mehr vom guten Mutterboden weg, den die Bauern auf ihren Feldern so dringend brauchen.

Verheerende Auswirkungen
Überall in den Tropen gehen die Regenwälder rasend schnell verloren. Holzfirmen sägen die besten Bäume um; Bauern brennen die Flächen ab, um Platz zu gewinnen für die Landwirtschaft. Tag für Tag verschwinden rund um den Erdball Hunderte Quadratkilometer Wald; in einem Jahr kommt dabei eine Fläche von der Größe Italiens zusammen! Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten sterben aus, darunter viele, die noch nicht mal einen Namen haben - weil sie bislang von keinem Urwaldforscher entdeckt wurden.
Aus grünem Land wird Wüste

Mekonen hofft, dass dort, wo er wohnt, der Wald geschützt werden kann. Denn in der Schule hat er gelernt, wie es den Leuten in Gegenden Äthiopiens ergeht, wo die Bäume schon verschwunden sind. Das früher mal grüne, fruchtbare Land hat sich in eine Art Wüste verwandelt. Die Menschen sind bettelarm und haben oft nicht einmal genug zu essen.
Rote Bohnen gegen die Abholzung
Äthiopien gilt als die Heimat der Kaffeepflanze. Und bis heute ist der Kaffee das wichtigste Produkt, das die Bauern dort anbauen und mit dem sie Geld verdienen können.


Besonders gut schmeckt der wilde Waldkaffee, den Kleinbauern mitten im Regenwald ernten. Für seinen Anbau braucht man keine großen Felder, sodass dafür auch kein einziger Hektar Wald gefällt werden muss.
Die Kaffee-Büsche blühen im Februar (1); jede Blüte öffnet sich nur für wenige Stunden. Anschließend brauchen die Beeren neun Monate, bis sie kirschrot sind (2) - so lang wie kaum eine andere Frucht. Geerntet wird im November (3) mit der Hand. In den Beeren liegen zwei harte, grüne Samen, die Bohnen. Die werden auf flachen Metallschalen geröstet (4) und bekommen so ihr Aroma.


Naturschützer hoffen, dass in Zukunft immer mehr Bauern auf den Anbau von Waldkaffee umsteigen - und so den verbliebenen Regenwald schonen. Dafür setzt sich auch der Verein "GEO schützt den Regenwald" ein und unterstützt die Kaffee-Bauern der Region.