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Ein Luxushotel für Vierbeiner
Kennt ihr das? Fritzi mag nur Rindfleischhäppchen in Gelee aus der blauen Dose. Paulchen isst sein Trockenfutter nur aus seinem gewohnten rosafarbenen Plastiknapf. Und Susi verträgt nur das teure Katzenmenü mit Lachs. Auf alles andere reagiert sie mit Bauchweh. Was für die Haustierbesitzer unter euch ganz alltäglich ist, muss allen Menschen ohne tierischen Anhang ziemlich verwöhnt vorkommen. Aber so sind sie nun mal, unsere kuscheligen Hausgenossen. Und wir gehen meist nur zu gerne auf ihre Wünsche und Bedürfnisse ein. Deshalb gibt es Forscher, die sich nur damit beschäftigen, wie das Zusammenleben von Mensch und Tier noch schöner werden kann.
Luxusunterkünfte und Unterhaltungsprogramm
Das Haustier-Forschungszentrum in Waltham erscheint wie ein luxuriöses Hotel für Hunde, Katzen und Kleintiere. Die fast 1000 "Hotelbewohner" sind in runden, lichtdurchfluteten Häuschen untergebracht. Allein zwölf Hunderassen tummeln sich in und auf den tiergerecht eingerichteten Räumen und Freiflächen des Instituts: Labradors, Cairn Terrier, Cocker Spaniels, Bernhardiner und Große Münsterländer sind nur einige von ihnen.
Ein Schwimmbad nur für Hunde
Es gibt Gemeinschaftsräume, ein Schwimmbad, Kletterbäume, Kriechtunnel und einen Sportplatz nur für Hunde. Also alles, was das Hunde- und Katzenherz begehrt.
Nur fünf Tiere müssen sich einen menschlichen Betreuer teilen. Und das Animationsprogramm kann sich sehen lassen. Zwischen Auslauf in den grünen Hügeln Mittelenglands, Gehorsamkeitstraining, Zähneputzen und streng wissenschaftlich kontrollierter Einnahme von Leckerbissen bleibt kaum Zeit für Langeweile.
Was man nicht alles erforschen kann:Hundepupse...
Der Apparat, den der junge Golden-Retriever Buddy mit sich herumträgt, sieht aus wie eine Erfindung von Daniel Düsentrieb. Ein weiter Plastikmantel mit einem staubsaugerartigen Rüssel, der vom Hundehintern in eine Art Rucksack führt. Im Inneren des Rucksacks befindet sich ein Messgerät. Und wie die sonderbare Konstruktion schon vermuten lässt, misst dieses Gerät Hundepupse: die Pups-Zusammensetzung, die Pups-Häufigkeit und den Grad des Gestanks. Zweck des Ganzen: die Forscher wollen Produkte entwickeln, die die Hundeblähungen verringern oder zumindest weniger geruchsintensiv machen.
Das Waltham Zentrum ist schon ein seltsamer Ort. Aber die Messung von Hundepupsen ist nur eines von vielen eigenartigen Dingen, die sich dort abspielen.
...Zahnpastageschmack...
Was bei Tierhaltern zuhause eher unbeliebt ist, wird in Waltham mit äußerster Genauigkeit durchgeführt: das Zähneputzen bei den Vierbeinern. Schon als Babys werden die Tiere ans tägliche Zähneputzen gewöhnt. Zunächst massieren geduldige Tierpfleger mit einem Finger Zahn für Zahn, dann kommt die Zahnpasta dazu und später die Zahnbürste. Die Zahnpasta ist wohl auch der Grund, dass die meisten Hunde sich mit Begeisterung in die Zahnputzprozedur stürzen. Die schmeckt nämlich nicht wie bei uns Menschen nach Pfefferminz oder Kräutern, sondern nach saftigem Fleisch. Ziel der ganzen Putzerei ist herauszufinden, bei welcher Geschmacksrichtung die Hunde sich am bereitwilligsten die Zähne putzen lassen. Und wie die Zahnpasta für den Hund lecker nach Fleisch schmeckt, aber für uns Menschen einen angenehmen Hunde-Atem hinterlässt.
...Streichelfreundlichkeit...
Nicht nur das Hundegebiss soll glänzen und frisch duften. Auch das Fell der Vierbeiner wollen die Forscher auf Vordermann bringen. In genauen Ernährungs- und Streicheltests untersuchen sie, welches Futter das glänzendste, streichelweichste Fell verursacht. Die Hunde bekommen einige Wochen lang verschiedene Futtersorten vorgesetzt. Dann werden unabhängige Juroren beauftragt das Fell der Hunde nach verschiedenen Streichelqualitäten zu beurteilen. Sie vergeben Noten für Glanz, Dichte, Farbe und Kuschelfaktor des Hundefells.
...und sogar Hundehäufchen
Ebenso wie die Streichelfreundlichkeit des Fells beschäftigt die Forscher die Frage, was aus dem Futter wird, wenn es denn erst mal den Hundekörper durchlaufen hat. Denn Hundehäufchen wegzumachen, gehört sicher zu den lästigsten Pflichten eines jeden Halters. Um diese Pflicht weniger unangenehm zu machen, soll Hundekot eine bestimmte Beschaffenheit haben. Auch hier werden wieder Ernährungstests durchgeführt. Danach wird die Beschaffenheit des Hundehäufchens mit Noten bewertet: eine glatte 1, wenn der Haufen fest und leicht beiseite zu schubsen ist, eine 2, wenn er eher hart und krümelig ist und immer so weiter. Noten schlechter als 2 sollte man lieber nicht beschreiben.
Mode für Herrchen
Nach Hundepupsen, Hundezahnpasta und Hundehäufchen sollte in Waltham eigentlich nichts mehr überraschen. Wären da nicht die Männer in bunten, geblümten Schürzen, die, ohne mit der Wimper zu zucken, ihre tierischen Schützlinge übers Gelände führen.
Diese Verkleidung über den sonst üblichen weißen Laborkitteln soll den Hunden Abwechslung verschaffen. Im realen Leben begegnen Hunde ja auch nicht nur weiß gekleideten Menschen. Wie wichtig diese Erfahrungen für die Hunde von Waltham sind, zeigte sich, als eines Tages ein Paketbote das Gelände betrat. Der wurde nämlich von einem Rudel der sonst so braven und wohlerzogenen Hunde gestellt und angebellt. Die Tiere waren einfach verwirrt, kannten sie bis dahin doch nur Menschen in weißer Laborkleidung.
Futter, das rennt?
Das perfekte Hunde- und Katzenfutter ist das erklärte Ziel der Forscher in Waltham. Allerdings perfekt für Mensch und Tier. Sicher würden Katzen bewegliches Futter ganz toll finden, denn es würde ihre Instinkte ansprechen. Mäuse liegen schließlich auch nicht unbeweglich im Fressnapf. Für den Menschen dagegen wäre eine Dose Whiskas, die vor der Katze flüchtet und sich unter dem Küchenregal verkriecht, wohl weniger lustig.
Das ganze Hundeleben
Die meisten Hunde und Katzen werden im Waltham Zentrum geboren und verbringen ihr ganzes Leben dort. Ein Teil geht aber nach langjähriger Arbeit im Namen der Forschung auch in Pension. Die Rentner unter den Hunden und Katzen verbringen ihren Lebensabend dann bei Pflegefamilien.