
Durchblick auf die andere Seite
Wer in den 1960er-Jahren mit dem Auto von Berlin nach München fährt, muss für einen Teil der Strecke umständlich durch die Grenzdörfchen tingeln. Denn die Saalebrücke Rudolphstein ist seit 1945 unpassierbar. Für einen Wiederaufbau müssten West- und Ostdeutschland zusammenarbeiten. Ab 1963 verhandeln Vertreter der Verkehrsministerien in Bonn und Ost-Berlin, 1964 steht ein Vertrag fest: Die Brücke wird ausschließlich von ostdeutschen Bauarbeitern instand gesetzt, dafür bekommt die DDR 5,5 Millionen D-Mark. Teil der Vereinbarung ist ein 2,3 Meter hoher, 800 Meter langer Bretterzaun, der die Arbeiten an der Grenze abriegelt, um eine Flucht zu erschweren. Durch eine einzige Tür im Zaun können Westdeutsche anfangs einen Blick auf die andere Uferseite der Saale und den DDR-Bereich des Bauplatzes werfen. Später wird die Tür verriegelt.
© Karl Schnörrer / picture alliance