
Von den Farben der Welt
Zur Jahrhundertwende geriet die westliche Welt in einen Bilderrausch. Einzelne Fotografen belichteten mitunter Zehntausende Negative, und als die ersten Kinetoskop-Salons eröffneten – in Endlosschleife ratterten Zelluloidfilme durch hüfthohe "Guckkästen" –, wurde auch das Bewegtbild zum Massenmedium. Die neue Welt jedoch blieb schwarz und weiß. Farbe brachten erst die Brüder Auguste und Louis Lumière, als sie 1907 die ersten Autochromplatten verkauften. Sie trugen eine dünne Schicht aus rot, grün und violett eingefärbten Kartoffelstärkekörnchen auf Glasplatten und überzogen diese mit einer Brom-Silber-Emulsion. Die Platte wurde von der unbeschichteten Seite belichtet, durch die eingefärbte Kartoffelstärke hindurch. Wie auf Schwarz-Weiß-Negativen waren es also weiterhin Reaktionen der Silberbromid-Kristalle, die ein Bild in der Emulsion erzeugten – nun allerdings in Farbe. Die Lumière-Brüder nutzen jene Fabriken, in denen sie bereits zuvor Cinématographen, frühe Filmprojektoren, fertigen ließen, um die Produktion der Autochromplatten anzukurbeln. Vervielfältigen ließen sich die Platten nicht. Wie eine Art Diapositiv wurden sie in Projektoren gelegt und in Vorträgen für die gehobene Gesellschaft gezeigt. Besonders beliebt bei den Pariser Freunden der Lumières waren Autochrom-Aufnahmen aus Persien und China
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