
Entschuldigung, kann ich Ihr Bildchen haben?
Winzige Fotos, nur neun Zentimeter hoch und sechs Zentimeter breit, verhalfen der Fotografie zu ihrem Siegeszug. Dabei waren die Cartes de Visite keine technologische Errungenschaft, sondern aus der Not geboren. Zwar war die Daguerreotypie schon während der 1850er-Jahre Mode geworden, teuer und aufwendig war die Entwicklung der Unikate trotzdem. Das kleinere Format der Abzüge, die Menschen aller Schichten als Visitenkarten miteinander tauschen sollten, war deutlich günstiger. André Adolphe-Eugène Disdéri, Pionier der neuen Technik, verwendete dafür Nassplatten-Negative, die er wiederum auf mit Uran-Kollodium überzogenem Karton übertrug. Acht Motive ließen sich so auf einmal entwickeln. Spätestens als Kaiser Napoleon III. sich im Mai 1859 von Disdéri ablichten ließ und die Cartes de Visite am Hof verteilte, war der Durchbruch gelungen
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