Historische Bilder Von Schiffskatzen und Schlachtrossen: Tiere, die Geschichte machten
Sie dienten als Geschenke unter Herrschern, wurden als exotische Wunderwesen ausgestellt, mussten in den Krieg ziehen oder der Wissenschaft dienen: Tiere, deren Geschichten bewegen

Endstation Antarktis: "Mrs. Chippy", die Schiffskatze
Als der britische Polarforscher Ernest Shackleton im August 1914 Richtung Antarktis aufbrach, waren nicht nur gut zwei Dutzend Männer an Bord seiner "Endurance", sondern auch knapp 70 Schlittenhunde – und eine getigerte Katze. "Mrs. Chippy", dem Namen zum Trotz ein Kater, gehörte dem Schiffszimmermann Harry McNish. Als Mäuse- und Rattenfänger mit anhänglichem Wesen und akrobatischem Klettertalent war das Tier bei der Mannschaft äußerst beliebt (oben mit dem Matrosen Perce Blackborow auf der "Endurance"). Tatsächlich befahl ein Offizier Mitte September 1914 sogar, die "Endurance" zu wenden, nachdem Mrs. Chippy versehentlich durch ein Bullauge ins Meer gefallen war. Mit einem Netz wurde der schreiende Kater aus dem kalten Wasser gefischt. Doch Chippys sieben Leben waren aufgebraucht, als die Endurance Anfang 1915 im Packeis festfror und Ende Oktober sank. Die Besatzung und alle Tiere waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf das Eis gezogen. Shackleton traf eine Entscheidung: Die schwächsten Hunde mussten getötet werden. Und auch Mrs. Chippy starb durch eine Kugel. "Wir können unter diesen neuen Umständen keine Schwächlinge durchfüttern", notierte der Expeditionsleiter. Den Schiffszimmermann McNish aber, so Shackleton weiter, schien der Verlust seines Freundes hart zu treffen. Trotz seines tiefen Grolls baute McNish später ein Beiboot der "Endurance" so um, dass er gemeinsam mit Shackleton und vier anderen Seeleuten das 1500 Kilometer entfernte Südgeorgien erreichen konnte, um Hilfe zu holen. Alle zurückgebliebenen Seemänner wurden gerettet. McNish aber, der 1930 verarmt in Neuseeland starb, soll bis an sein Lebensende mit dem gewaltsamen Tod von Mrs. Chippy gehadert haben. Besuchern erzählte er oft, dass "Shackleton seine Katze erschossen" habe. Ein Denkmal erinnert heute an die Verbindung des Zimmermanns und seines Katers: Seit 2004 liegt Mrs. Chippy auf McNishs Grab, als lebensgroße Bronzefigur.
© Hurley, James Francis / Scott Polar Research Institute / University of Cambridge