Ein Böcklein
Von Indien aus verbreitet sich der Mythos des Einhorns nach Tibet, China und Japan sowie Persien. Bei dieser Reise durch die Kulturen hat sich die Gestalt des einhörnigen Tiers stark gewandelt. Im Lauf der Zeit verlieh jede Gesellschaft diesem mythischen Wesen eine eigene Bedeutung. Die künstlerische Darstellung ist stark von jeweiligen Bildtraditionen und der regionalen Tierwelt geprägt. Es gibt viele Ausprägungen des Fabelwesens: Das Einhorn kann in manchen Abbildungen auch die Form eines Rindes, einer Gazelle oder einer Ziege annehmen. Nach Europa kommt es in der Spätantike. In der frühchristlichen Schrift "Physiologus" eines unbekannten Naturgelehrten wird das Einhorn als "Böcklein" beschrieben. Auch dieses Bronzegefäß aus dem 14. Jahrhundert ähnelt eher einer Ziege.
© Gérard Blot/ GrandPalaisRmn / bpk / Museum Barberini