HMS Birkenhead
"Frauen und Kinder zuerst!" lautet das vermeintlich eherne Gesetz der See. Tatsächlich wurde das Prinzip über die Jahrtausende Seefahrtsgeschichte nur sporadisch angewandt, bei den meisten Schiffsunglücken überleben mehr Besatzungsmitglieder als Passagiere – und unter den Passagieren haben Männer bessere Chancen als Frauen und Kinder. Anders beim Untergang der "HMS Birkenhead" 1852. Der Truppentransporter auf dem Weg in die Kapkolonie läuft vor Südafrika auf einen Felsen, 100 Soldaten ertrinken noch in ihren Kojen. Die anderen treten an Deck an, bemannen die Pumpen und bringen die Frauen und Kinder in eins der wenigen Rettungsboote – obwohl die Frauen bei ihren Ehemännern bleiben wollen. Der ranghöchste Offizier befiehlt den Männern, an Bord zu bleiben. Es überleben 193 der rund 640 Menschen an Bord. Die viktorianische Gesellschaft feiert das Opfer der Soldaten als Beispiel der mannhaften Ritterlichkeit britischer Männer, und "Frauen und Kinder zuerst" geht als "Birkenhead Drill" in die Geschichte ein. Trotzdem folgen die meisten Unglücke in den kommenden Jahrzehnten eher dem Spruch "Rette sich, wer kann", die "Titanic" bildet 1912 eine von zeitgenössischen Männerrechtlern beklagte Ausnahme. Mehr als bevorzugte Behandlung werden neue Regeln für die Anzahl von Rettungsbooten die Überlebenschancen weiblicher Passagiere erhöhen.
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