Geschenkideen Spannende Bücher zur Geschichte der Menschheit: Sechs Lesetipps

Buchcover mit Aufschrift "Wer wir waren"
Stoff zum Lesen: Neue Bücher über die Geschichte der Menschheit
© Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Die Forschung hat in den vergangenen Jahren unser Bild von der Evolution des Menschen erheblich erweitert. Wir stellen sechs aktuelle Bücher zur Menschheitsgeschichte vor

Wie wurden wir, wer wir sind? Eine Frage, die Forschende seit Jahrzehnten beschäftigt. Neue Funde, DNA-Analysen und digitale Rekonstruktionen gewähren einen immer genaueren Einblick in die Evolution – und das Familienalbum der Menschheit. Sechs Buchtipps aus der GEO-Redaktion:

"Wer wir waren: Die Geschichte der Menschheit in 15 Porträts"

Von Angesicht zu Angesicht: Der italienische Genetiker Guido Barbujani erzählt seine Geschichte der Menschheit anhand von 15 dreidimensionalen Nachbildungen – angefangen bei "Lucy", einer Vertreterin der Spezies Australopithecus afarensis, die vor 3,3 Millionen Jahren als Erste auf zwei Beinen ging. "Ötzi", die berühmte Gletschermumie, findet in der Zusammenstellung genauso ihren Platz wie "Flo", eine Vertreterin der noch immer rätselhaften Art Homo floresiensis.

Das Buch handelt davon, so schreibt Barbujani, "einander ins Gesicht zu blicken": Indem der Genetiker jeweils die Fundumstände und das Leben der entfernten Verwandten nachzeichnet, entstehen tatsächlich kleine, nahbare Porträts. Gleichzeitig werden durch diese Schlaglichter entscheidende Entwicklungen der Evolution deutlich, etwa der systematische Gebrauch des Feuers. Noch ein Thema zieht sich, quasi nebenbei, durch die Kapitel: Die einzelnen Porträts zeigen, wie Menschen von Afrika aus den ganzen Planeten besiedelten und immer wieder ihre angestammte Heimat verließen.

"Aufstieg und Fall der Menschheit: Warum unsere Spezies am Rand des Aussterbens steht"

10.000 Jahre – so viel Zeit gibt der Paläontologe und Evolutionsbiologe Henry Gee dem Homo sapiens noch, bevor er verschwinden wird – zumindest, wenn wir so weitermachen wie bisher. Reichlich provokant liest sich Gees Geschichte der Menschheit: Für ihn begann der Niedergang des Homo sapiens in dem Moment, als dieser von allen anderen menschlichen Arten als einzige übrigblieb – irgendwann zwischen 50.000 und 25.000 Jahren vor unserer Zeit. Seitdem, so schreibt der Autor, leide unsere Art an mangelnder genetischer Vielfalt und sei denkbar schlecht für die Zukunft gerüstet. 

Das alles schildert Gee – genau wie in seinem Bestseller "Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens" – fulminant. Das Ende seiner Abhandlung ist geradezu abgefahren: Um den Untergang abzuwenden, schlägt der Evolutionsbiologe der Menschheit vor, in der Tradition des Homo erectus, der einst von Afrika nach Eurasien aufbrach, neuen Lebensraum zu suchen: im Weltall.

"Der verkannte Mensch: Ein neuer Blick auf Leben, Liebe und Kunst der Neandertaler"

In den vergangenen Jahren haben ungezählte Studien unser altes Bild vom Neandertaler über den Haufen geworfen: Mittlerweile können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegen, dass die Frühmenschen längst nicht die tumben Grobiane waren wie lange Zeit gedacht. Die britische Archäologin Rebecca Wragg Sykes fasst den aktuellen Stand der Forschung zusammen. Sie präsentiert die Neandertaler als erfinderisch, anpassungsfähig, kreativ – schlicht als unsere Verwandten.

Anhand von jüngst untersuchten Faustkeilwerkstätten verdeutlicht die Archäologin etwa, wie die Neandertaler aus unterschiedlichen Materialien Werkzeuge herstellten. Spannend ist vor allem das Kapitel zur Kleidung: Eindrücklich beschreibt Wragg Sykes, wie die Neandertaler Häute färbten und Muscheln auffädelten – und dass sie Leder und Pelze nicht einfach zum Wärmen trugen, sondern um Status und Identität auszudrücken.

"Denisova: Die Entdeckung einer neuen Menschenart"

Zwei Backenzähne und das Knochenfragment eines Fingers – diese wenigen Funde aus der Denisova-Höhle in Sibirien genügten, um eine bislang unbekannte Population der Gattung Homo nachzuweisen, allein mithilfe von DNA-Analysen. Die Entdeckung des Denisova-Menschen im Jahr 2010 war eine wissenschaftliche Sensation. Seitdem hat die Forschung zahlreiche Erkenntnisse über diese Spezies gewonnen, die das asiatische Pendant der Neandertaler in Europa war. 

Die Paläoanthropologin Silvana Condemi und der Wissenschaftsjournalist François Savatier erzählen, wie die neue Menschenart gefunden und seither analysiert worden ist und wie sie ins große Puzzle der Menschheitsgeschichte passt. Völlig verschwunden sind die Denisovaner – genau wie die Neandertaler – nicht: Alle Menschen im fernen Osten tragen 1,5 bis 5 Prozent Denisova-DNA in sich.

"Homo sapiens: Der große Atlas der Menschheit"

Der richtige Band für alle Kartenliebhaber: Ob Migrationsrouten der Gattung Homo, wichtige Skelettfunde, die Ausbreitung der Landwirtschaft, Sprachfamilien, Hautfarben oder Laktoseintoleranz – der Biologe und Philosoph Telmo Pievani und der Paläoanthropologe Valéry Zeitoun präsentieren die menschliche Evolution in mehr als 200 Karten, Infografiken, Rekonstruktionen und Bildern. 

Eine ihrer Botschaften: Die Geschichte der Gattung Homo ist immer auch eine Geschichte des Umweltwandels, wie die Karten anhand von Eiszeiten und veränderten Küstenverläufen zeigen. Schön anzusehen sind vor allem die Kapitel zur Entwicklung der Kunst: 30.000 Jahre alte Handabdrücke, Höhlenmalereien und geschnitzte Löwenfiguren aus Elfenbein zeigen, wie Menschen zu Künstlerinnen und Künstlern wurden.

"Sapiens: Eine kurze Geschichte der Menschheit"

Der Klassiker unter den Büchern zur Menschheitsgeschichte: Mehr als zwei Millionen Mal hat sich "Sapiens" mittlerweile weltweit verkauft. Das Buch, 2011 erstmals erschienen, wurde in Deutschland zuletzt 2024 neu aufgelegt und aktualisiert. 

Bis heute hat Yuval Noah Hararis Erzählung vom Aufstieg des Homo sapiens wenig an Sprengkraft verloren, im Gegenteil: Der Historiker skizziert die Bedeutung des Erzählens für die Menschheit als Voraussetzung dafür, in großen Gruppen zu kooperieren. "Geld, Götter und Nationen sind nichts anderes als Geschichten, die wir uns erzählen und die Milliarden von Menschen die Kooperation ermöglichen", schreibt Harari. Für ihn ist die Kunst des Geschichtenerzählens das "Betriebssystem der menschlichen Zivilisation". Doch was passiert, wenn künstliche Intelligenz eigene Geschichten erfindet und Bilder, Melodien oder auch Gesetze schafft?