Das Weiße Schiff
Der junge Mann ist entschlossen: Er will mit dem neuen, schnellen Schiff nach Hause segeln, er will mit seinen Freunden und Geschwistern trinken, sein Vater kann ruhig vorfahren Richtung England. So nimmt der folgenschwere Abend des 25. November 1120 seinen Lauf. Wilhelm Ætheling, der 17-jährige Thronfolger, einziger legitimer Sohn des Königs Heinrich I., feiert an Bord des "Weißen Schiffs". Einige ahnen die Gefahr, verlassen das Gefährt noch im Hafen in der Normandie. 300 Männer und Frauen aber stechen gegen Mitternacht in See, betrunken wie auch die Ruderer und möglicherweise der Steuermann. Ruhig liegt der Ärmelkanal, als das Schiff gegen einen Felsen prallt. Nur ein Metzger überlebt das Unglück – Heinrichs Erbe aber ertrinkt. Als Heinrich seine Tochter Mathilde zur Nachfolgerin erklärt, entbrennt ein fast 20-jähriger Bürgerkrieg. "Kein Schiff hat England je so viel Unglück gebracht", schreibt ein Chronist.
© British Library, Cotton Claudius D. ii, fol. 45v