
In Reih und Glied
Auf dem Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg führen im Jahr 1938 mehrere Tausend Sportler eine penibel einstudierte Gymnastik-Choreographie auf. Das NS-Regime misst der Körperkultur eine gewaltige Rolle bei, instrumentalisiert den Gedanken der Fitness für seine düsteren Umtriebe. Aus gleich mehreren Gründen: Ganz praktisch will die Führung die Wehrtüchtigkeit der Männer für den von langer Hand geplanten Krieg erhöhen. Doch stehen dahinter auch krude tiefere Überlegungen. Jeder sei aufgerufen, seinen Körper zu stärken, um den Erfolg der Deutschen im vermeintlichen Überlebenskampf der Völker zu sichern. Diese sozialdarwinistischen Ideen des "survival of the fittest", fälschlich abgeleitet aus der biologischen Evolutionstheorie von Charles Darwin, sind damals auch in anderen Ländern Anlass, Fitnessbewegung und Nationalstolz zu verbinden. Doch der NS-Staat treibt dieses Denken auf die rassistische Spitze: Der Körperkult solle einen arischen Idealleib hervorbringen – schwache, behinderte oder anderweitig nicht dieser Norm entsprechende Körper dagegen werden verachtet. Ein Element der radikalen Ausgrenzungsideologie, die den Holocaust möglich macht.
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