Kathrine Switzers Leben wäre ein anderes geworden, hätte nicht ein Mann versucht, sie von der Strecke zu boxen. Seit diesem bitterkalten Morgen des 19. April 1967 spricht sie im Fernsehen, schreibt Bestseller, gibt Zeitungsinterviews. Mit ihren Vorträgen füllt sie Sporthallen. Immer wieder erzählt sie, wie Rennleiter John Semple versucht, sie von hinten am Sweatshirt zu packen, dabei aber nur einen Fetzen ihrer Startnummer erwischt. Wie ihr damaliger Freund, ein muskelbepackter Footballer, Semple zur Seite schubst. Wie sie sich noch Jahrzehnte später dafür rechtfertigen muss, als Frau einen Marathon laufen zu wollen.
John Semple ist heute eine Randnotiz der Sportgeschichte. Sein Versuch, den Laufsport rein männlich zu halten, hat sich als ewiggestrig erwiesen, Switzer ungewollt zu einer Sport-Ikone der feministischen Bewegung stilisiert und die Tür weit aufgestoßen für all jene Frauen, die ihr folgen sollten.