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Paralympics Depressionen im Sport: Schwimmerin Naomi Maike Schwarz kämpft nicht nur um Medaillen

Naomi Maike Schwarz schwimmt, seit sie denken kann. Sie schwamm weiter, als sie plötzlich kaum noch etwas sah. Gewann Medaillen, siegte, nun will sie zu den Paralympics nach Paris. Wäre da nicht die Stimme in ihrem Kopf
Naomi Maike Schwarz im Wasser
In ihrem Element: Naomi Maike Schwarz schwamm schon mit fünf Jahren im Verein, mit neun siegte sie gleich mehrmals bei Wettkämpfen. Dann nahm ihr Sehvermögen drastisch ab. Mit 15 Jahren gewann Schwarz Silber bei den Para-Europameisterschaften, mit 17 holte sie dort Gold
© Jacobia Dahm für GEO

Als sie in ihren schwarz-rot-goldenen Sneakern in die Halle einläuft, liegt die Hand ihres Trainers auf ihrer Schulter und ihre Hand auf seiner. Naomi Maike Schwarz zieht ihre Schuhe und den Trainingsanzug aus. Dann bückt sie sich zum Becken, schippt sich Wasser auf die Brust, schüttelt die Arme und steigt auf den Startblock.

Nur noch wenige Sekunden bis zum Beep. Leinen aus roten und schwarzen Plastikkugeln säumen die Bahn, doch was sie sieht, ist grisseliges Grau. Früher, wenn sie sehr aufgeregt war, schaute sie in Richtung der Tribüne, auf der ihr Vater stand. Erkennen konnte sie ihn nicht. Papa, habe sie nur gedacht und gemerkt, wie ihr Puls ruhiger wurde. Heute könnte selbst er ihr nicht helfen.

Früher hatte sie Lust aufs Gewinnen, heute hat sie Angst vor dem Verlieren.

Erschienen in GEO 09/2024