
Gefangen im großen Anspruch
Spätestens in den 1990er-Jahren ist die Fitnessbewegung weltweit breit verankert – und zutiefst kommerzialisiert. Zahlreiche Studioketten bieten ihre Dienste nicht nur in den großen Städten an. Immer neue Geräte und Übungstechniken ermöglichen immer neue Trainingsmethoden. Weiterhin steht das Ziel, die eigene Gesundheit zu fördern, einen funktionierenden und belastbaren Körper zu erlangen oder zu behalten, für die meisten im Mittelpunkt. Doch Historiker verweisen auch auf einen zwiespältigen Trend: Das verschärfte Leistungsprinzip, die Verdichtung von Arbeit, die zunehmende Eigenverantwortung in den westlichen Gesellschaften spiegeln sich in einem verbissenen Training, dem Anspruch, den Körper für diese Herausforderungen zu härten. So kann die physische Selbstoptimierung zugleich zum großen Druck werden – der noch zunimmt, wenn die digitale Welt die Menschen massenhaft mit kaum erreichbaren Körperidealen konfrontiert. Ein Gegentrend jüngster Zeit: Die "Body Positivity"-Bewegung, die ein positives Verhältnis zum eigenen Körper anstrebt – ungeachtet seiner Form und Fitness.
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