
Josef Neckermann: "Ungute Gefühle, gewiss"
Der 1912 geborene Kaufmann wird während der NS-Zeit reich; auch indem er zu Spottpreisen Unternehmen kauft, die Juden zwangsweise veräußern müssen. Ab 1939 liefert er als stellvertretender "Reichsbeauftragter für Bekleidung und verwandte Gebiete" Uniformen für Wehrmachtssoldaten und Kleidung für Zwangsarbeiter, bekommt das Kriegsverdienstkreuz Erster Klasse. Die Richter der Entnazifizierung stufen ihn dennoch nur als "Mitläufer" ein. Neckermann kann weitermachen, baut ein Firmenimperium mit Dutzenden Waren- und Versandhäusern auf. Als Dressurreiter gewinnt er, der 1933 der Reiterstaffel der SA beigetreten war, sechs olympische Medaillen, wird auf Briefmarken gezeigt. 1990, zwei Jahre vor seinem Tod, schreibt er in seiner Autobiografie zu seiner Rolle während der Diktatur: "Gelegentlich hatte ich ungute Gefühle, gewiss"; (hier 1972 bei den Olympischen Spielen in München).
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