
Hans Filbinger: die verschwiegenen Todesurteile
Der baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger (1913–2007) reißt bei einer Wahlkampfveranstaltung im März 1972 die Arme in die Luft und strahlt in die Kamera. Sein Optimismus ist begründet: Wochen später holt er für die CDU bei den Landtagswahlen die absolute Mehrheit, kann weitere sechs Jahre regieren, wird für die Zeit danach bald gar als Bundespräsident gehandelt. 1978 jedoch kommt heraus, dass Filbinger, der ab 1943 als Marinerichter arbeitete, 1945 ein Todesurteil wegen Fahnenflucht mitverantwortet hat. Mehrfach versichert er, nur einmal an einer solche Entscheidung beteiligt gewesen zu sein; dann aber werden drei weitere Todesurteile öffentlich, an denen er mitgewirkt hatte. Am 7. August 1978 muss Filbinger schließlich vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten.
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