Inhaltsverzeichnis
Gesamtdarstellungen
DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG - NACHGESCHLAGEN
Johannes Burkhardt, Der Dreißigjährige Krieg (Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1992) 308 Seiten, 11 Euro.
Der Dreißigjährige Krieg ist die Summe aller Krisen seiner Zeit. Er ist ein "Teutscher Krieg", ein europäischer Krieg, ein Krieg um Politik und Religion. In ihm kulminieren Streitigkeiten, die seit Jahrzehnten gären im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und in dessen Nachbarstaaten. Chronologisch kann man diesen Krieg erzählen, und viele haben es auch getan. Der Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Frühen Neuzeit in Augsburg, Prof. Dr. Johannes Burkhardt, nähert sich dem Thema dagegen thematisch, mit übergeordneten Fragen an den Krieg der Kriege: War er ein Staatenbildungskonflikt? Ein Religionskrieg? Wer war beteiligt? Und - warum? Eine Fundgrube, jedoch nur für Leser, denen der Ablauf des kriegerischen Hin- und Hers wenigstens annähernd bewusst ist.

Georg Schmidt, Der Dreißigjährige Krieg (C. H. Beck, München 2006) 124 Seiten, 7,90 Euro.
Zwischen 1618 und 1648 verheert ein mörderischer Konflikt um Macht und Glauben das Heilige Römische Reich deutscher Nation, wie ihn Europa in diesen Dimensionen noch nie erlebt hat: der Dreißigjährige Krieg, in dem Protestanten und Katholiken um politische und religiöse Privilegien ringen, fordert Millionen Tote, bringt Hunger und Elend, entvölkert ganze Landstriche. Dennoch gelingt es Diplomaten, ihn zu beenden. Mit dem größten Friedenskongress der Neuzeit, der nichts weniger legt, als die Grundfesten für die Zukunft Europas. Das Wichtigste in aller Kürze zu diesem Krieg der Kriege bietet Georg Schmidt, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Jena, in seinem Bändchen aus der Beck'schen WISSEN-Reihe: Von der Vorgeschichte des Konfliktes und den Prager Fenstersturz über die einzelnen Phasen des Krieges bis zum Westfälischen Frieden. Besonders lesenwert das Kapitel VI. "Wandel oder Stillstand durch Krieg?" in dem die Welt der Soldaten, der "Alltag" und die Folgen dieses gewaltigen Konfliktes beschrieben und beziffert werden. Der beste Einstieg in die komplexe Materie.
Klaus Bußmann & Heinz Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa (München 1998) Ausstellungskatalog und zwei Textbände, zusammen weit mehr als 1000 Seiten, wenn Sie Glück haben antiquarisch erhältlich. Zumindest die Texte des Ausstellungskataloges gibt es allerdings auch online unter www.lwl.org.
350 Jahre Westfälischer Frieden. Das war dem Europarat 1998 eine gewaltige Ausstellung in Münster und Osnabrück wert. Das zu diesem Anlass von zwei ausgewiesenen Kennern der Frühen Neuzeit herausgegebene Katalogwerk zählt zu dem besten, was in jüngster Vergangenheit über den Dreißigjährigen Krieg geschrieben worden sein dürfte. Reich bebildert schildert der Ausstellungskatalog den großen Krieg in allen Facetten, stellt die wichtigsten Protagonisten vor, die Folgen für das römisch-deutsche Reich, die Auswirkungen für Europa. Die beiden Textbände widmen sich den Themen "Politik, Religion, Recht und Gesellschaft" (Textband I) sowie "Kunst und Kultur" (Textband II). Auch hier zeichnen sich die Beiträge nicht nur durch hohe Kompetenz aus, sondern vor allem durch gute Lesbarkeit. Sollten Sie den Ausstellungskatalog im Antiquariat erspähen, zögern Sie nicht. Kaufen Sie!
GEOEPOCHE Buchtipp-Archiv
Prager Fenstersturz
STURZ IN DIE KATASTROPHE
Hans Sturmberger, Aufstand in Böhmen: Der Beginn des Dreißigjährigen Kriegs (Janus-Bücher, München/Wien/Oldenburg 1959) 103 Seiten, antiquarisch erhältlich, ab 28 Euro.
Der schmale Band des österreichischen Historikers Hans Sturmberger ist trotz seines Alters von nunmehr fast 50 Jahren das Standardwerk zum Fenstersturz von Prag am 23. Mai 1618. Eng an den Quellen, detailliert und in einer geradezu barocken Sprache schildert der einstige Honorarprofessor für Neuere Geschichte an der Universität Salzburg die politischen und religiösen Konstellationen am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges. Ein Muss für jeden, der verstehen will, warum ein so lokales Ereignis wie der Fenstersturz das religiöse Pulverfass Europa zur Explosion bringen konnte.
Kaperkrieg
JAGD AUF DIE SILBERFLOTTE
Maarten Prak, The Dutch Republic in the Seventeenth Century. The Golden Age (Cambridge University Press, Cambridge 2005) 332 Seiten, 59,99 Euro.
Umfassend, profund - dabei lebendig und mit Sinn für Alltag und Details. Mit leichter Hand schlägt der Utrechter Historiker den Bogen vom Verfassungswirrwarr der Vereinigten Niederlande über Malerei und Technikgeschichte bis zum Auskommen einer Handwerkerwitwe.


Jonathan Israel, The Dutch Republic. Its Rise, Greatness, and Fall 1477 - 1806 (Oxford University Press, Oxford 1995) 1231 Seiten, 45 Euro.
Das Standardwerk zur Geschichte der niederländischen Händlerrepublik für alle, die es ganz genau wissen wollen. Tipp: in die Bibliothek gehen.
Michael North, Geschichte der Niederlande (C. H. Beck, München 2003) 132 Seiten, 7,90 Euro.
Der schnelle Zugriff zum Thema auf Deutsch. Seriös, solide, leserfreundlich.
Michael G. De Boer, Piet Heyn en de Zilveren Vloot (van Kampen & Zoon, Amsterdam 1946) 146 Seiten, antiquarisch ab ca. 20 Euro etwa bei www.zvab.com.
Über den niederländischen Nationalhelden sind zwar einige Bücher erschienen. Doch dieses ist die einzige echte Biografie des Kaperadmirals, dem es gelang, die spanische Silberflotte aufzubringen. Allerdings auf Niederländisch und aus calvinistischer Sicht.
Robert F. Marx, The Capture of the Treasure Fleet. The Story of Piet Heyn (David McKay, New York 1977) 276 Seiten, antiquarisch ab ca. 20 Euro etwa bei www.zvab.com.
Wie lebte und segelte es sich auf den Silber-Galeonen? Wer waren die Jäger? Was trieb Piet Heyn? Die detailsatte Erzählung des professionellen Wracktauchers Marx spitzt zu, malt aus, nimmt Partei.
Kriegsberichterstattung
DIE MACHT DER SENSATION
Werner Lahne, Magdeburgs Zerstörung in der zeitgenössischen Publizistik (Verlag des Magdeburger Geschichtsvereins, Magdeburg 1931) 274 Seiten, 40 Euro.
Vor dem Hintergrund des Massakers von Magdeburg analysiert Werner Lahne die Entwicklung des zeitgenössischen Pressewesens. Dabei beschränkt er sich nicht auf das neue Format der Zeitungen, sondern stellt die Vielfalt der Publikationen dar - vom anonymen polemischen Flugblatt über religiös gefärbte Schriften bis hin zum Wochenblatt. Aufschlussreich belegt Lahne mit seiner umfassenden Quellensammlung die Dynamik des Publikationswesens und zeigt Querverbindungen zwischen einzelnen Verlegern auf. Trotz der etwas altertümlichen Anmutung, die durch die vielen Zitate noch verstärkt wird, ist Lahnes Untersuchung durchaus lesenwert und bleibt bis heute die unersetzliche Arbeit zum Thema.
Frauke Adrians, Journalismus im 30jährigen Krieg. Kommentierung und „Parteylichkeit" in Zeitungen des 17. Jahrhunderts (UVK Medien, Konstanz 1999) 198 Seiten, 19 Euro.
In übersichtlicher und knapper Form bündelt Frauke Adrians die Geschichte und Struktur des Pressewesens in der Frühen Neuzeit zu einem Standardwerk. Sie beschreibt die Entwicklung, die Macher, die Leser und die politischen Grundlagen und verschafft so einen sehr lesbaren und umfassenden Überblick. Einen besonderen Akzent setzt die Autorin mit dem Kapitel über zeitgenössische Zeitungskritiker, die sich bereits im 17. Jahrhundert zahlreich mit dem Phänomen des Sensationsjournalismus und der Qualität der Druckwerke befassen. Abgerundet wird das Werk durch eine ausführliche Analyse mehrerer wichtiger Zeitungen jener Epoche.

Hamburg
DIE STADT DER PROFITEURE
Julia Zunckel, Rüstungsgeschäfte im Dreißigjährigen Krieg. Unternehmerkräfte, Militärgüter und Marktstrategien im Handel zwischen Genua, Amsterdam und Hamburg (Duncker & Humblot, Berlin 1997) 393 Seiten, antiquarisch erhältlich ab 64 Euro.
Es sind kaum Archivalien überliefert, die Hamburgs Stellung als Drehscheibe des Waffenhandels während des Dreißigjährigen Krieges dokumentieren. Ein großes Feuer hat 1842 vieles zerstört; ohnehin wurden dergleichen Transaktionen zumeist im Geheimen abgewickelt. Es ist daher schon mehr als ein Glücksfall, dass die Historikerin Julia Zunckel im Staatsarchiv von Genua Geschäftsbriefe eines Hamburger Kaufmanns entdeckt hat, die einen Waffenhandel aus dem Jahr 1626 konkret nachvollziehbar machen. Ihre Dissertation hat sie den Strukturen des internationalen Waffenhandels im 17. Jahrhundert gewidmet. Es ist zurzeit die einzige aktuelle Monografie zu diesem lange vernachlässigten Thema. Eine wissenschaftliche Lektüre für Leser, die wirklich in die Materie eindringen wollen.
Martin Knauer & Sven Tode (Hrsg.), Der Krieg vor den Toren. Hamburg im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 (Verlag Verein für Hamburgische Geschichte, Hamburg 2000) 504 Seiten, 21 Euro (inklusive Porto, zu beziehen direkt über den Verein für Hamburgische Geschichte www.vfhg.de).
Die 17 verschiedenen Beiträge dieses Tagungsbandes lassen ein breites Panorama der Hansestadt während des Dreißigjährigen Krieges erstehen. Die Autoren beschreiben etwa den Bau der neuen Befestigungsanlagen, den Verlauf der verschiedenen Flüchtlingswellen und die Strategien der Hamburger Einwanderungspolitik, den Fernhandel oder die frühneuzeitliche "Medienlandschaft". Die Geschäfte mit Kriegsgütern sind nur nebenbei Thema. Naturgemäß ist nicht jeder Aufsatz gleich ergiebig, aber insgesamt deckt der Band viele wissenswerte Aspekte ab.
Werner Jochmann & Hans-Dieter Loose (Hrsg.), Hamburg. Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Bd. 1: Von den Anfängen bis zur Reichsgründung (Hoffmann & Campe, Hamburg 1982) 560 Seiten, leider vergriffen und nur in guten Fachbibliotheken erhältlich.
Eine sehr gute und kompakte Quelle, um sich über die allgemeine Stadtgeschichte Hamburgs im 17. Jahrhundert zu informieren. Das einschlägige Kapitel hat der langjährige Leiter des Hamburger Staatsarchivs Hans-Dieter Loose verfasst. Er beschreibt die Topografie der Handelsmetropole, ihre Bevölkerungsstruktur, Handelsbeziehungen und das Lavieren der neutralen Reichsstadt zwischen den europäischen Großmächten. Angenehm lesbar, immer fundiert und rundum empfehlenswert.
Wallenstein & Gustav II. Adolf
DUELL DER FELDHERREN

Golo Mann, Wallenstein (Spiegel Verlag, Hamburg 2006) 1292 Seiten, 9,90 Euro.
Vor über 30 Jahren widmete Golo Mann einem der größten Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges eine der wohl umfangreichsten Biografien deutscher Sprache. In kraftvollem, eigenwilligen Stil, urteilsfreudig und doch behutsam abwägend, öffnet sich dem Leser ein Panorama jener Zeit und Porträts der ins Sagenhafte oder Groteske hinübergleitenden Gestalten, die in ihr wirkten - sofern der geneigte Leser das Wagnis der weit mehr als 1000 eng bedruckten Seiten auf sich nimmt. Diese Neuauflage - die einzige zurzeit im Handel gut greifbare Edition - stammt aus der Reihe der "Spiegel"-Bücher und hat einen konkurrenzlos günstigen Preis. Das hilft, Hunderte Tippfehler zu ertragen, die dadurch entstanden sind, dass alte Vorlagen für die Neuausgabe eingescannt werden mussten.
Jörg Findeisen, Gustav Adolf von Schweden. Der Eroberer aus dem Norden (Katz, Gernsbach 2005) 341 Seiten, 11,80 Euro.
Dem schillernden Gegenspieler Wallensteins widmet Findeisen, deutscher Professor für Geschichte an der Universität Sundvall in Schweden, diese solide, wenn auch etwas spröde bis trockene Darstellung.
Maik Reichel & Inger Schuberth (Hrsg.), Gustav Adolf, König von Schweden: Die Kraft der Erinnerung, 1632-2007 (Verlag Janos Stekovics, Dößel 2007) 272 Seiten, 24,80 Euro.
Am 16. November 1632 tobte bei Lützen in der Nähe von Leipzig eine der größten und vor allem verlustreichsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Auf der einen Seite stand Wallenstein mit seinen rund 17000 Soldaten, auf der anderen die wenig stärkere Koalition unter dem Oberbefehl des schwedischen Königs. Gustav II. Adolf findet in dieser Schlacht den Tod. Seiner Person hat das Ausstellungsteam vom Museum im Schloss Lützen eine einzigartige Sonderausstellung gewidmet. Die Schau selbst ist zwar gerade zu Ende gegangen, doch der Begleitband dazu macht diesen Umstand wett. Wer also wissen will, wie die Schlacht bei Lützen ablief, was Gustav Adolf in den Kampf um Macht und Glauben trieb und wie sein Wirken während des Dreißigjährigen Krieges bis heute nachwirkt, dem sei dieser Band empfohlen.

Peter Paul Rubens

AGENT DES KÖNIGS
Martin Warnke, Peter Paul Rubens. Leben und Werk (Dumont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2006) 179 Seiten, 29,90 Euro.
Als "Gott der Maler" priesen seine Zeitgenossen Peter Paul Rubens. Und der Kunsthistoriker Prof. Dr. Martin Warnke erklärt, warum. Illustriert mit zahlreichen Farbtafeln beleuchtet der Hamburger Gelehrte die vielfältigen Facetten von Rubens' Schaffen. Auch die Politik kommt nicht zu kurz. Ein elegantes und gedankenreiches Buch von einem der führenden Spezialisten zu dieser überragenden Malerpersönlichkeit.
Nils Büttner, Peter Paul Rubens (C. H. Beck, München 2007) 128 Seiten, 7,90 Euro.
Das Wichtigste in Kürze: Mit sicherem Strich zeichnet Nils Büttner den Lebensweg Peter Paul Rubens' nach - von der Geburt im Exil über seine italienische Reise bis zu seiner Diplomatenkarriere und dem künstlerischen Spätwerk. Eine schlanke Einführung in das üppige Lebenswerk des Barockmeisters. Wer es ausführlicher mag, dem sei Büttners umfangreichere Studie ans Herz gelegt: Herr P. P. Rubens. Von der Kunst, berühmt zu werden (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006) 278 Seiten, 64,90 Euro.
Söldnerleben
HANDWERKER DES TODES
Jan Peters, Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte (Akademie Verlag, Berlin 1993) 273 Seiten, derzeit nur in guten Bibliotheken - oder online als Leseprobe auf www.geo-epoche.de.
Mitte der 1980er Jahre spürte der Historiker Jan Peters das Tagebuch von Peter Hagendorf im Handschriftenverzeichnis der Preußischen Staatsbibliothek Berlin auf - das einzigartige Zeugnis eines einfachen Söldners im Dreißigjährigen Krieg. Die Ausgabe bietet eine wörtliche und eine in modernes Deutsch übertragene Version der Aufzeichnungen, dazu Kartenmaterial zu den Marschrouten. Im Vorwort beschreibt Peters seine Versuche, die Identität des zunächst namenlosen Söldners zu lüften und beschäftigt sich mit dessen Herkunft. Im ausführlichen Nachwort fasst er die Erlebnisse Hagendorfs zusammen und stellt sie in ihren zeitgeschichtlichen Kontext. Das Ergebnis ist der spannende Lebensbericht eines Mannes, der davon lebte, andere zu töten.
Lesenswert ist auch eine Magisterarbeit zur Person Hagendorf. Sie ist online veröffentlicht: Marco von Müller, Das Leben eines Söldners im Dreißigjährigen Krieg (Berlin 2004) 76 Seiten.


Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Simplicissimus Teutsch (Werke Band I, Deutscher Klassiker Verlag, 2005) 1136 Seiten, 18 Euro.
Der erste deutsche Prosaroman von Weltgeltung: Thomas Mann nannte das Werk "ein Literatur- und Lebensdenkmal der seltensten Art, das in voller Frische fast drei Jahrhunderte überdauert hat und noch viele überdauern wird". Günter Grass zählt den "Simplicissimus" zu seinen Lieblingsbüchern und lässt den Autoren Grimmelshausen in dem historischen Roman "Das Treffen in Telgte" auftreten. In der hier besprochenen Ausgabe ist der Text nach dem Erstdruck von 1668 wiedergegeben und wird durch einen sehr ausführlichen Kommentar und Spracherläuterungen ergänzt. Leichter lesbar ist die orthografisch modernere Fassung von Reclam (Ditzingen 1996) 844 Seiten, 19,90 Euro.
Peter Burschel, Söldner im Nordwestdeutschland des 16. und 17. Jahrhunderts (Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1994) 400 Seiten, 46,90 Euro. Sehr detailliert und mit Hilfe vieler zeitgenössischer Quellen geht der Historiker Peter Burschel in diesem Buch auf alle Aspekte des Söldnerwesens ein: woher die Soldaten kamen und warum sie sich werben ließen, ihre Musterung, den Tross, der jedem Heer folgte, das Lagerleben, Krankheit und Verwundung. Außerdem ist beschrieben, wie und warum sich aus den stolzen Landsknechten des 15. und 16. Jahrhunderts die Söldnerarmeen des Dreißigjährigen Krieges und schließlich die stehenden Heere der Neuzeit entwickelten.
René Descartes
DIE GEBURT DES ZWEIFELS
René Descartes, Discours de la méthode - Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung (Felix Meiner Verlag, Hamburg 1997) 166 Seiten, 9,80 Euro.
Der "Discours" ist Descartes Erstveröffentlichung - und das bis dahin wohl ungewöhnlichste philosophische Werk. Denn anders als seine Vorgänger erklärt der Autor nicht die Phänomene der Welt, sondern ruft seine Leser dazu auf, alle wissenschaftlichen Theorien und vermeintlichen Erkenntnisse erst einmal in Frage zu stellen. Damit macht er den Zweifel zum ersten Schritt seiner Methode des systematischen Vernunftgebrauchs. Übrigens: Keine Angst! Das Buch ist wirklich leicht zu lesen.

Adrien Baillet, Das Leben des René Descartes (Kitab-Verlag, Klagenfurt & Wien 2006) 166 Seiten, 18,00 Euro.
Der Priester und Bibliothekar Adrien Baillet (1649-1706) hat für seine 1691 erschienene Lebensbeschreibung zahlreiche später verloren gegangene Dokumente ausgewertet. So ist diese erste Biografie über den 1650 verstorbenen Descartes (neben dessen Briefen) die allerbeste Quelle zum Leben des Philosophen.
Kardinal Richelieu
STRATEGE IN PURPUR
Carl J. Burckhardt, Richelieu (Gesamtausgabe in einem Band, Deutscher Bücherbund, Stuttgart 1970) 1600 Seiten, antiquarisch ab 29 Euro.
Wie alle deutschsprachigen Biografien über Richelieu ist auch Burckhardts dreibändiges Mammutwerk nur antiquarisch zu erhalten. Auf weit mehr als 1000 Seiten zeichnet der Autor nicht nur ein minutiöses Bild des Staatsmannes, sondern verbindet Länder- und Kulturgeschichte zu einer breiten Darstellung des Jahrhunderts. Hier erfährt man nicht nur, wer alles seine Intrigen und Ränke gegen Richelieu schmiedete, was für ein Haifischbecken der königliche Hof war, sondern auch, welche düsteren Regeln das spanische Hofzeremoniell bestimmten oder wie die Heiratspolitik des englischen Königshauses aussah. Mag der Ton des Erzählten mitunter auch etwas altmodisch pathetisch sein, bleibt das Werk doch das bei weitem informativste unter den Biografien des französischen Staatsmannes. Neben der Gesamtausgabe in einem Band ist sie auch in drei Einzelbänden plus Registerband erhältlich.
Hilliard T. Goldfarb (Hrsg.), Richelieu (1585-1642). Kunst, Macht und Politik (Verlag Exhibitions International, Leuven 2002) 420 Seiten, antiquarisch ab 69,90 Euro.
Einen ganz anderen Blick auf den französischen Kardinal und Minister erlaubt der prächtige Katalog zu einer Ausstellung, die das Kölner Wallraf Richartz Museum 2003 gezeigt hat. Im Mittelpunkt steht Richelieu als Sammler, Bauherr und Förderer der Künste. Ob Architektur, Malerei oder Literatur, sie alle versuchte Richelieu in den Dienst jenes Staates zu stellen, dessen Ruhm sie verkünden sollen. Richelieu förderte die Künste, weil er auch die kulturelle Überlegenheit Frankreichs fördern wollte. Der Katalog zeigt Bildnisse, die der Kardinal selbst in Auftrag gegeben hat, und zahlreiche zentrale Werke seiner Epoche. Aufsätze würdigen den Staatskardinal als Mäzen, als Gründer der Académie française und der Königlichen Druckerei und als einen Bauherrn, für den Pracht und Prunk notwendiger Ausdruck von politischer Größe war.

Westfälischer Frieden

DIE STUNDE DER DIPLOMATEN
Fritz Dickmann, Der Westfälische Frieden (Aschendorff Verlag, Münster 1998) 635 Seiten, 43,50 Euro.
Fünf Jahre lang, von 1643 bis zum 24. Oktober 1648, verhandeln in Münster und Osnabrück die Vertreter der am Krieg der Kriege beteiligten Mächte um die Friedensverträge, die den Konflikt um Macht und Glauben beenden sollen: Gesandte aus Deutschland, Frankreich und Schweden, aber auch aus fast allen anderen Ländern der Alten Welt ringen auf dem bis dahin größten diplomatischen Kongress um eine neue europäische Staatenordnung, die Verfassung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, streiten über den Ausgleich der Konfessionen, Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen. Dickmann zeichnet das akribisch nach; wer also genau wissen möchte, warum es so lange dauerte, bis der Frieden zustande kam, um die Vorgeschichte und den Verlauf des Verhandlungsmarathons, kann es in diesem Werk nachlesen.
Klaus Bußmann & Heinz Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa (München 1998) Ausstellungskatalog und zwei Textbände, zusammen weit mehr als 1000 Seiten, wenn Sie Glück haben antiquarisch erhältlich (Siehe oben unter "Gesamtdarstellungen").
Ein Schwerpunkt der Bände sind Texte und Bilder über die Verhandlungen des Friedenskongresses, vor allem über den Tagungsort Münster: über das Aussehen der Stadt am Ende des Dreißigjährigen Krieges, das Alltagsleben der Bürger und Delegierten; zudem werden die Gesandten und Vermittler detailliert vorgestellt. Eine höchst anschauliche Lektüre über den ersten internationalen Kongress der Neuzeit, wozu nicht zuletzt die vielen Illustrationen (etwa Gemälde der Kongressteilnehmer) beitragen.
Heinz Duchhardt (Hrsg.), Der Westfälische Friede. Politische Zäsur, kulturelles Umfeld, Rezeptionsgeschichte (Oldenbourg Verlag, München 1998) 899 Seiten, nur noch antiquarisch oder in Bibliotheken erhältlich.
Sammlung von 39 Vorträgen eines wissenschaftlichen Kolloquiums anlässlich des 350. Jahrestages des Friedens von Münster und Osnabrück. Die meisten Aufsätze behandeln Diplomatie und Interessen der großen Mächte auf dem Kongress sowie die Politik der einzelnen Reichsstände.