Berühmte Comic-Figur Idefix wird 60: So eroberte der gallische Hund die Welt

Im März 1965 tauchte der kleine schwarz-weiße Hund erstmals in einem Asterix-Abenteuer auf
Im März 1965 tauchte der kleine schwarz-weiße Hund erstmals in einem Asterix-Abenteuer auf
© Les Editions Albert René / Uderzo-Goscinny
Vom namenlosen Streuner zum Comicstar mit Kultstatus: Idefix, der kleine treue Begleiter von Obelix, feiert seinen 60. Geburtstag – ohne Zaubertrank, dafür aber gleich mehrmals

Er trägt keinen Helm mit Flügeln, schleudert keine Hinkelsteine und schlägt keine Römer. Und doch gehört Idefix zum Asterix-Universum wie der Zaubertrank und der unstillbare Appetit von Obelix. Seinen ersten Auftritt hatte der kleine Hund vor 60 Jahren.

Gefeiert wird der runde Geburtstag, wie es sich gehört – und zwar ausgiebig. Schließlich liebt man im gallischen Dorf bekanntlich nichts so sehr wie ein ordentliches Fest. Hauptsache, die Römer bekommen nichts vom Kuchen.

Klein, weiß – und plötzlich unübersehbar

Im März 1965 tauchte der kleine schwarz-weiße Hund erstmals in einem Asterix-Abenteuer von René Goscinny und Albert Uderzo auf – stumm, namenlos, fast übersehbar. Heute hat sich Idefix zum festen Bestandteil des gallischen Kosmos gemausert: als Kultfigur, geliebt von Jung und Alt, und als charismatischer Anführer seiner eigenen Animations- und Comicserie "Idefix und die Unbeugsamen", in der er mit unbeirrbarem Mut und gallischem Trotz einer kleinen Schar widerständiger Tiere vorsteht, die den Römern die Stirn bieten.

Chancenlos: Der gallisch-keltische Fürst Vercingetorix (l.) muss sich Caesars Übermacht beugen und seine Waffe niederlegen. Im Gallischen Krieg erobert der römische Feldherr Gallien und stößt von hier aus in jenes Gebiet vor, das er später "Germanien" nennen wird (Darstellung von 1899)

Römer und Germanen Als Caesar ins Land der "Barbaren" vorstieß

Im Jahr 55 v. Chr. lässt Gaius Iulius Caesar von Gallien aus eine Brücke über den Rhein schlagen. Als erster römischer Feldherr überhaupt will er in das Land östlich des großen Stroms einmarschieren. Dort aber trifft er auf eine Welt, wie er sie noch nie gesehen hat. Er nennt sie: Germanien

Zwar trat Idefix offiziell im März 1965 in "Le Tour de Gaule" – im Deutschen unter dem Titel "Tour de France" bekannt – ins Bild. Im französischen Asterix-Kanon ist das der fünfte, im Deutschen der sechste Band der Comic-Reihe. Doch was zählt im gallischen Dorf schon ein genaues Datum?

Ganz nach gallischer Art

Hoch gelebt wird in mehreren Etappen: am 11. Juni mit einer Luxusausgabe des Asterix-Debüt-Albums in Frankreich, zeitgleich mit dem achten Comic-Buch von "Idefix und die Unbeugsamen". Der erscheint Anfang Juli auch auf Deutsch – unter dem Titel "Die Jagd nach dem grünen Fläschchen". Und im Herbst darf der kleine Hund natürlich ebenfalls nicht fehlen: Dann kehrt er im nächsten Asterix-Abenteuer "Asterix in Lusitanien" zurück auf die große Comicbühne.

Hundeblick: Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen
Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen

Bereits am 1. Juni hat das Museum für Kommunikation in Berlin den Geburtstag mit einem Aktionstag zelebriert – inklusive großem Doppelgänger-Wettbewerb, bei dem das beste Idefix-Ebenbild gesucht wurde.

Ganz nach gallischer Art gilt: Gefeiert wird, wann und wo man mag – Hauptsache mit Humor. Und wer es genau nimmt, könnte ohnehin einwenden: Sein allererster Auftritt war schon im November 1963 in der französischen Jugendzeitschrift "Pilote". Aber zum Star wurde Idefix erst, als er sich an Obelix’ Fersen heftete.

Vom Straßenhund zum Maskottchen

Sein erster Auftritt in "Le Tour de Gaule" ist eher beiläufig als spektakulär. Er sitzt vor einer Metzgerei in Lutetia. Asterix und Obelix betreten das Geschäft, der Hund wartet. Als die beiden Gallier wieder aufbrechen, folgt er ihnen still und unaufdringlich.

Hinterhalt am Harzhorn: Im Jahr 235 stürzten germanische Krieger aus dem Wald und überrumpelten erfolgreich einen Trupp der römischen Armee

Mythos & Wirklichkeit Wie die Germanen zum Albtraum der Römer wurden

Sie waren widerborstig, angriffslustig und ihren Feinden ein Rätsel – ein Volk aber waren sie nie. Darin irrte schon Julius Caesar. Die Germanen trotzten römischen Legionären und wurden doch Opfer von jahrhundertelanger Geschichtsklitterung

Erst ganz am Ende bemerkt ihn Obelix und reicht ihm einen Knochen. Damit war der Grundstein für eine der treuesten Freundschaften im Asterix-Universum gelegt. Ursprünglich sollte Asterix dem kleinen Hund Beachtung schenken – doch Zeichner Uderzo entschied sich spontan für Obelix. Seitdem weicht der Vierbeiner ihm nicht von der Seite und leidet, wenn Obelix sich verliebt. 

Vier Pfoten voller Trotz

Sein Name ist Programm und stammt vom französischen Wortspiel "idée fixe" – die "fixe Idee" oder "besessener Gedanke". Das passt perfekt zu seinem unbeirrbaren, treuen Wesen. Während Obelix mit seinem Hinkelstein Römer plattmacht, zeigt Idefix die sensible und manchmal fast poetische Seite der Gallier.

Scheu? Fehlanzeige! Auf seinen Abenteuern trifft er alle möglichen tierischen Kumpels – von massigen Wikinger-Dogs bis zu faulen Insel-Hunden.

Antikes Rom: Vegetarier, Promis und Frauen in der Arena: Drei überraschende Fakten über Gladiatoren
© Duncan Walker / Getty Images
Vegetarier, Promis und Frauen in der Arena: Drei überraschende Fakten über Gladiatoren
© Bild: Duncan Walker / Getty Images

Er regt sich übrigens ziemlich schnell auf, wenn man ihm sagt, dass er klein sei – da zeigt er seinen großen Trotz! Seine Lieblingsbeschäftigungen? Die Natur genießen, Knochen knabbern und vor allem ordentlich mitmischen – besonders, wenn es gegen die römischen Legionen geht.

Der Öko im gallischen Dorf

Idefix, der wohl sensibelste Charakter im gallischen Kosmos, ist ein bekennender Baumfreund. Ob Obelix im Zorn einen Stamm umtritt oder im Vorübergehen achtlos ein Gehölz streift – Idefix reagiert prompt: mit schmerzlichem Jaulen, als würde die Welt aus den Fugen geraten. 

Besonders deutlich zeigt sich sein grünes Gewissen im Band "Die Trabantenstadt". Als der Römer Quadratus ein Kreuz in einen Baum schnitzt, kennt Idefix kein Pardon – und setzt zum ersten aktiven Protest an: ein gezielter Biss ins römische Hinterteil. Als der erste Baum für die geplante Trabantenstadt fällt, sinkt er mit einem klagenden "JAUUUL" in Ohnmacht.

Ein Schnauzer? Ein Terrier? 

Über die Hunderasse von Idefix haben sich seine Schöpfer, René Goscinny und Albert Uderzo, zeitlebens bedeckt gehalten. Fest steht: Ursprünglich trat der kleine Hund mit kurzen Beinen und rundlichem Körperbau auf – ein Design, das in den frühen Comics charmant, für die Animation im Zeichentrickfilm jedoch wenig praktikabel war. So bekam Idefix für die Leinwand längere Beine und eine schlankere Silhouette.

Geblieben ist sein unverwechselbares Erscheinungsbild: klein, weiß, mit schwarzen Spitzen an Ohren und Schwanz, dazu ein markanter Nasenrücken und buschige Schnurrhaare – ganz im Stil der bärtigen Gallier, die ihn umgeben. Comic-Experten wie Nicolas Rouvière vermuten eine Mischung aus Weißem Schnauzer, Malteser und West Highland White Terrier.

Doch letztlich ist Idefix vor allem eines: ein gallischer Hund – klein im Format, groß im Charakter, der seit 60 Jahren mit Jaulen und viel Herz Comicgeschichte schreibt.

Sabine Glaubitz