
Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945) – der Konservative
Der Finanzexperte Goerdeler zählt vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten zum politischen Establishment, ist Reichspreiskommissar und Oberbürgermeister von Leipzig, bekannt für seine traditionsbewusste, konservativ-bürgerliche Gesinnung. Auch deshalb wohl ist ihm die Vulgarität und Gewalttätigkeit der NS-Politiker bald zuwider, auch lehnt er ihr Wirtschaftsprogramm und ihren harschen Antisemitismus ab. Anfangs ist sein Protest eher symbolisch, wenn er etwa demonstrativ in jüdischen Geschäften einkauft; 1937 jedoch tritt er als Oberbürgermeister zurück – und wendet sich spätestens 1940 endgültig dem Widerstand zu. Das NS-System lebe "von finanziellem Wahnsinn, von wirtschaftlichem Zwang, von politischem Terror, von Rechtlosigkeit und Unmoral", schreibt Goerdeler im gleichen Jahr in einer Denkschrift. Sein Ziel: Den Krieg beenden, Hitler vor Gericht bringen, Deutschland in den Grenzen von 1914 wiederherstellen, den Rechtsstaat wieder einführen. Was die Staatsform angeht, befürworten Goerdeler und andere Aktivisten in seinem Umfeld aber die Rückkehr zur Monarchie. 1944 plant er mit anderen Konservativen die mögliche Nachfolgeregierung nach Stauffenbergs Attentat, schreibt Verfassungsentwürfe, Personallisten für die Ministerien. Doch schon vor dem Attentat am 20. Juli 1944 wird er vor einer Verhaftung gewarnt. Er flieht nach Ostpreußen, wird dennoch festgenommen und monatelang verhört. Am 2. Februar 1945 stirbt Goerdeler durch den Strick.
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