
Helmuth James Graf von Moltke (1907–1945) – der Humanist
Auf seinem Gut in Kreisau (Niederschlesien) empfängt der studierte Jurist ab 1940 zusammen mit seiner Frau Freya mehrfach Regimegegner: Etwa 40 Mitglieder umfasst die Widerstandsgruppe, nach dem Tagungsort "Kreisauer Kreis" genannt. Die Beteiligten, Juristen, Pädagogen, Diplomaten und Jesuitenpater, diskutieren mögliche Gesellschaftsentwürfe für die Zeit nach einem Sturz der NS-Diktatur. Kern ihrer Ideen: Entnazifizierung, Selbstbestimmung des Menschen, ein gemeinschaftliches Europa ohne deutsche Vorherrschaft. Die Motive Moltkes, der einst eine Karriere als Richter aufgegeben hat, weil er nicht in die NSDAP eintreten wollte, sind vor allem humanistisch, er ist ein Menschenfreund. Was ihm letztendlich zum Verhängnis wird: Als er im Januar 1944 von der anstehenden Verhaftung eines Vertrauten erfährt, warnt er ihn – und wird dadurch selber enttarnt. Nach seiner Festnahme durch die Gestapo unterstützen einige Mitglieder seines Kreises die Staatsstreichpläne von Stauffenberg und das Attentat vom 20. Juli.
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