5. Der frühe Tod von Friedrich III. hat ein demokratisches Deutschland verhindert
Im März 1888 nahmen die Deutschen feierlich Abschied von Kaiser Wilhelm I. und bereiteten sich doch insgeheim schon auf das nächste Staatsbegräbnis vor. Denn der Nachfolger des Verstorbenen, Friedrich III. (in weißer Uniform), war bereits so schwer an Kehlkopfkrebs erkrankt, dass er nicht mehr sprechen konnte. Nach nur 99 Tagen auf dem Thron starb der 57-Jährige. Seither wird gerätselt, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Friedrich III. länger gelebt und das Kaiserreich anstelle seines impulsiven Sohnes Wilhelm II. ins 20. Jahrhundert geführt hätte. Hätte Friedrich, der mit einer Tochter von Queen Victoria verheiratet war, die Demokratie gefördert? Mittlerweile ist klar: Diese Chance hat es nie gegeben. So schreibt etwa der Historiker Volker Ulrich, dass Friederichs liberale Sympathien nicht stark genug gewesen waren, um einen "Systemwechsel hin zum Parlamentarismus" zu bewirken.
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