
Irak: Entfesselte Stilorgien
Was passiert, wenn Reichtum, Allmacht und Größenwahn zusammentreffen, ist im Irak Saddam Husseins zu besichtigen. Der ab Ende der 1970er-Jahre regierende Diktator soll weit mehr als 50 Villen und Paläste besessen haben, Folge einer Geltungssucht, die sich vollkommen ungebremst von Gesetzen und sozialen Maßstäben entwickeln kann – und zudem offenbar weitgehend unbehelligt von gängigen ästhetischen Vorstellungen. Als die US-Amerikaner das Land 2003 erobern und den Herrscher absetzen, fotografieren sich GIs neben ausladenden neo-barocken Prunkbetten und verschnörkelten Banketttischen, zwischen auf antik getrimmten Vasen, in vergoldeten Bädern und vor üppigen Wandbildern, in denen sich Fantasy-Kitsch mit religiösen Anspielungen paart. Beleg für ein wiederkehrendes autokratisches Gestaltungsprinzip: Das oft wahl- und stillose Kombinieren von Versatzstücken, die einzig und allein Prunk suggerieren sollen (im Bild der Blick in einen durch US-Bomben zerstörten Saal eines von Saddams Palästen).
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